Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
hatte er dafür gesorgt, dass Stanford nach Südindien versetzt wurde. Das nahm sie ihm bis heute übel. Ihr Zorn war so groß gewesen, dass sie sich geweigert hatte, überhaupt jemals zu heiraten. Ricky konnte ihre Reaktion gut verstehen. » Wie soll sie auch mit mir als Weißer einverstanden sein, wenn du ihr die Ehe mit einem Weißen verboten hast?«, meinte sie verständnisvoll.
» Mir tut es ja längst auch leid«, gestand Mukesh geknickt. » Aber leider ist es nun für Reue zu spät. Stanford hat inzwischen eine Engländerin geheiratet.«
Nach einigen Wochen begann Ricky sich zu langweilen. Ihr fehlte nun doch das abwechslungsreiche Leben in Berlin. Sie vermisste das Tanzen, die Musik und die Aufregung vor den Auftritten, auch wenn sie es sich vor sich selbst nicht eingestehen wollte und Mukesh nichts davon erzählte. Die Tage im Palais waren ewig eintönig und wenig abwechslungsreich. Sie hatte sich angewöhnt, lange zu schlafen. Danach frühstückte sie und las die englischen Zeitungen, die Mukesh ihr besorgte. Gelegentlich machte sie danach Spaziergänge durch die Palastanlagen oder ließ sich auf den Pichola-See hinausrudern. Die einzige wirkliche Abwechslung waren ihre Besuche auf dem Basar, was Mukesh allerdings nicht sehr gerne sah, weil sie noch nicht offiziell der Gesellschaft vorgestellt worden war. Als Ausgleich verwöhnte Mukesh sie mit kostbaren Geschenken. Es gab beinahe keinen Abend, an dem er ihr nichts mitbrachte. Ricky war gerührt von seiner Aufmerksamkeit und Liebe und erwartete ihn sehnsüchtig. Sobald er bei ihr war, vergaß sie ihren langweiligen Tag und genoss die Zeit mit ihm. Stundenlang saßen sie beieinander und unterhielten sich, wenn auch Mukesh die Unterhaltung zunehmend allein bestritt, indem er ihr von seinen Erlebnissen im Palast erzählte. Später zogen sie sich in das Schlafzimmer zurück und liebten sich oft die ganze Nacht. Eines Tages überraschte Mukesh sie mit einem Flügel, den er in ihren Salon stellen ließ.
» Ich möchte, dass du wieder Musik machst«, meinte er. » Vielleicht möchtest du ja auch mal wieder in einem kleineren Kreis auftreten?« Ricky war hingerissen. Ungläubig umkreiste sie das schwarz lackierte Instrument und streichelte es mit ihren Fingerspitzen. » Er ist wunderschön«, hauchte sie. Voller Ehrfurcht ließ sie sich auf dem Hocker nieder und schlug eine Taste an. Der Klang war wunderbar. Erst zaghaft, dann mit zunehmender Begeisterung begann sie ein Chopinstück zu spielen. Als sie geendet hatte, schossen ihr plötzlich Tränen in die Augen. » Du weißt gar nicht, wie sehr mir das gefehlt hat«, gestand sie ihm endlich. Er lächelte geschmeichelt. » Das ist noch nicht alles«, meinte er geheimnisvoll. » Ich finde, es wird endlich Zeit, dass du ein paar meiner Freunde kennenlernst. Ich werde Balbul damit beauftragen, für uns ein kleines Fest zu organisieren.«
» Oh, das wird wundervoll«, rief sie begeistert aus. Die Aussicht auf Abwechslung ließ sie richtig ausgelassen werden. » Lass mich die Vorbereitungen treffen! Gibt es hier ein Tanzorchester? Wir räumen das Palais einfach um und dann …« Plötzlich hielt sie inne. » Und dann laden wir einfach auch deine Schwestern ein. Das können sie dir nicht abschlagen.«
» Auf keinen Fall! Sie würden uns nur das Fest verderben.« Mukesh war ganz und gar nicht angetan, aber Ricky ließ nicht locker. Sie bestand darauf, dass er auch sie einlud.
In den nächsten Tagen stürzte sie sich mit großem Eifer in die Vorbereitungen für das gesellschaftliche Ereignis. Mukesh ließ ihr bei der Gestaltung freie Hand und stellte ihr Balbul und das gesamte Personal zur Verfügung. Ihr schwebte eine ungezwungene Veranstaltung vor mit einem Büffet und der Möglichkeit zu tanzen. Dazu wollte sie das gesamte Erdgeschoss benutzen und ließ es deswegen fast ganz leer räumen. Die Kristalllüster an den Decken ließ sie ebenso putzen wie das Silberbesteck in den Schubladen. Das Foyer und der angrenzende Salon sollten als Tanz- und Unterhaltungsfläche dienen. Dort fand auch das kleine Orchester Platz, das neben traditionell indischer Musik auch europäische und amerikanische Tanzmusik spielen würde. Endlich waren alle Vorbereitungen getroffen, und der große Abend stand unmittelbar bevor. Im Speisesaal auf der anderen Seite des Foyers wurde gerade das Essen in Form eines Büffets aufgetischt. Überall schmückten Vasen mit frischen Blumen die Räumlichkeiten, und in Eis gekühlte Champagnerflaschen
Weitere Kostenlose Bücher