Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Verhör unterziehen? Nur zu!«
Sujata lachte. » Wenn Sie es so nennen wollen, dann haben Sie recht. Am besten, wir beginnen gleich damit. Bitte erzählen Sie mir doch etwas über sich. Ich möchte mir gerne einen eigenen Eindruck verschaffen. Wo haben Sie und mein Bruder sich denn kennengelernt?« Ricky fand, dass sie nichts zu verheimlichen hatte, und erzählte ihr bereitwillig, wie sie sich vor beinahe zehn Jahren hier in Udaipur zum ersten Mal in der Stadt begegnet waren. Sujata war eine gute Zuhörerin und stellte nur ab und zu ein paar gezielte Fragen. Sie hörte aufmerksam zu, und als Ricky ihr schließlich voller Begeisterung von ihrem zufälligen Wiedersehen in Berlin erzählte, nickte sie mit einem wehmütigen Lächeln um ihren Mund. » Sie sind also tatsächlich in meinen Bruder verliebt, nicht wahr?«, stellte sie schließlich fest. In ihrer Stimme klang fast so etwas wie Mitleid mit. Das wiederum ärgerte Ricky, und sie beschloss, das Thema zu wechseln.
» Sind Sie Mukesh immer noch böse wegen damals?«, fragte sie nun ihrerseits. Sie wollte unbedingt Sujatas Groll gegenüber ihrem Bruder auflösen. » Es tut ihm längst leid, dass er damals Ihre Beziehung zu Ihrem Offizier zerstört hat.« Sujata sah sie überrascht an. » Und das glauben Sie ihm?«, wunderte sie sich. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich, bevor sie weitersprach. » Er hat damals mein Leben zerstört«, meinte sie mit tonloser Stimme. Ihr Blick schweifte für einen Moment ins Leere, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte. Ihre Augen waren nun mit Tränen gefüllt, was Ricky dazu veranlasste, nach ihren Händen zu greifen. Sujata hob die Augenbrauen, ließ es aber geschehen. » Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie er«, bat Ricky inständig. » Stehen Sie unserer Liebe bitte nicht im Weg. Mukesh sagt, Sie haben auf Indira großen Einfluss. Überzeugen Sie sie, dass sie sich von ihm scheiden lässt!«
» Sich scheiden lässt?« Sujata löste sich mit einer heftigen Bewegung von Ricky und sah sie entgeistert an. Dann lachte sie hart. » Hat er Ihnen das etwa erzählt?«, fragte sie kopfschüttelnd. » Offenbar sind Sie doch naiver, als ich angenommen habe.« Sie schüttelte unwillig den Kopf, bevor sie sich etwas freundlicher an sie wandte. » Wissen Sie überhaupt, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie Mukesh heiraten?«, wollte sie wissen.
» Ich werde mich in die Gepflogenheiten hier schon einfinden«, meinte Ricky selbstbewusst. » Vor allem, was das Repräsentieren und die indischen Sitten angeht. Bestimmt werde ich noch vieles lernen müssen. Doch ich verspreche Ihnen, dass ich Mukesh nicht blamieren werde.«
Sujata schüttelte erneut ungläubig den Kopf. » Oh, das glaube ich gerne. Aber es wird Ihnen nichts nützen, denn Sie werden niemals öffentlich etwas repräsentieren müssen. Ist Ihnen denn nicht klar, dass Sie niemals die Hauptfrau meines Bruders werden können? Diese Stellung gehört Indira. Ein Fürstensohn kann sich nicht scheiden lassen, ohne dass es diplomatische Verwicklungen gibt. Indira hat ein beachtliches Vermögen in unsere Familie gebracht – und was noch viel wichtiger ist, auch wertvolles Land mit Menschen, für die wir sorgen müssen. Darauf kann weder Mukesh noch unsere Familie verzichten. Und, glauben Sie mir, er wird es auch nicht.«
Sujatas Worte waren für Ricky wie Ohrfeigen. Sie brauchte einen Moment, bis sie sie verdaut hatte. » Das ist nicht wahr«, hauchte sie schließlich, entschlossen, ihnen keinen Glauben zu schenken. » Mukesh wird sich auf jeden Fall scheiden lassen. Das hat er mir versprochen!«
» Er will Sie nur lange genug hinhalten, bis Sie auch mit dem Status als Zweitfrau zufrieden sind«, meinte Sujata abfällig. » Das ist typisch für ihn. Mukesh hasst es, klare Verhältnisse zu schaffen. Er geht lieber diplomatische Umwege, um an sein Ziel zu kommen.«
» Was meinen Sie damit? Glauben Sie etwa, er will mich gar nicht heiraten?« Sie ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte sich. » Sie wollen uns nur auseinanderbringen«, meinte sie plötzlich kämpferisch. » Sie wollen sich rächen für das, was Mukesh Ihnen damals angetan hat.«
Sujata lachte nur bedauernd. » Hat er Ihnen das etwa auch eingeredet? Sie tun mir leid.« Sie erhob sich und machte Anstalten zu gehen. Dann drehte sie sich noch einmal zu Ricky um. » Mukesh wird Sie bestenfalls zu einer seiner Nebenfrauen machen. Sie werden nie irgendwelche Rechte haben und mehr oder weniger ein Schattendasein führen.
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