Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
sind nicht wichtig. Das musst du mir glauben!«
» Was soll ich dir denn noch alles glauben?«, fragte Ricky erbost. Sie spürte, wie sie aus lauter Enttäuschung wütend wurde. » Du hast mich von Anfang an belogen. Ich bin für dich nur eine Trophäe, mit der du angeben kannst. Du hast meine Gefühle und mein Vertrauen missbraucht. Wie soll ich das jemals vergessen?«
» Aber ich liebe dich!« Mukesh versuchte nochmals nach ihren Händen zu greifen. Doch Ricky war zu enttäuscht. Sie drehte sich von ihm weg und eilte, so schnell es ging, in ihre Zimmer. Dort schloss sie sich ein. Schließlich warf sie sich auf ihr Bett und heulte.
Irgendwann war sie für ein paar Stunden eingeschlafen. Als sie erwachte, schmerzte ihr Kopf, und sie fühlte sich elend und zerschlagen. Sofort kamen ihr wieder die Erlebnisse des letzten Abends in Erinnerung. Sie spürte Schmerz, Enttäuschung und dazu eine furchtbare Leere. Mühsam rappelte sie sich auf. Plötzlich wurde ihr so übel, dass sie sich mit dem Weg ins Badezimmer beeilen musste. Würgend schleppte sie sich zur Toilette und übergab sich. Danach fühlte sie sich etwas besser. Sie wusch sich das Gesicht und betrachtete sich angewidert im Spiegel. Die Schminke war verlaufen und bildete dunkle Augenringe um ihre ohnehin verquollenen Augen. Sie sah schrecklich aus. Mechanisch machte sie sich daran, sich auszuziehen und zu waschen. Dann zog sie sich ein frisches Kleid an und kämmte ihre Haare. Es war noch früh am Morgen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, und abgesehen von dem Vogelgezwitscher vor ihren Fenstern war es im Haus erstaunlich still. Zum zweiten Mal in ihrem Leben war sie von Mukesh enttäuscht worden. Beide Male hatte sie sich von seinem Charme und seiner Galanterie einwickeln lassen und dabei übersehen, dass er in Wirklichkeit ein unsicherer, auf seinen Vorteil bedachter Blender war. Sie war ihm gegenüber sogar bereit gewesen, auf ihre Karriere zu verzichten. Und dennoch liebte sie ihn immer noch. Der Gedanke, sich für immer von ihm zu trennen, war ihr genauso unerträglich wie die Vorstellung, dass sie als seine Nebenfrau hier in Indien ein Schattendasein führen sollte. Sie grübelte und grübelte über ihre Situation; ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Wenn er sie wirklich liebte, dann mussten sie beide Indien verlassen und irgendwo in Europa leben. Der Gedanke war gar nicht so schlecht. Je länger Ricky darüber nachdachte, desto besser gefiel er ihr. Sie würde wieder auftreten, und Mukesh konnte sie begleiten. Er war vermögend genug, um sich solch ein Leben zu leisten. Nur der Gedanke, dass sie dann womöglich auf Kinder verzichten mussten, schmerzte sie ein wenig. Wenn er jedoch damit einverstanden war, würde sie ihm verzeihen. Kurz entschlossen verließ sie ihre Zimmer und öffnete die Tür zu Mukeshs Schlafzimmer. Sie mussten miteinander reden.
Schwere Vorhänge verdunkelten sein Schlafgemach. Ricky tastete sich vorsichtig durch die Dunkelheit bis zu den Fenstern. Sie hörte seine gleichmäßigen Atemzüge und beschloss, ihn nicht zu abrupt aufzuwecken. Vorsichtig zog sie einen Vorhang etwas beiseite, damit etwas Licht in das Zimmer fluten konnte. Mukesh lag mit nacktem Oberkörper in seinem Bett und schlief immer noch. Allerdings begann sich direkt neben ihm etwas zu regen. Unter dem Laken tauchten erst ein Büschel langer Haare und dann ein dunkelhäutiges, verschlafenes Gesicht auf. Ricky war wie erstarrt. Nur langsam dämmerte ihr, dass es Sita, ihr Kammermädchen, war. Mit einem leisen Schrei richtete diese sich auf und schlüpfte eilig aus dem Bett. Sie war splitterfasernackt, griff eilig nach ihrem Sari und huschte schnell wie ein Schatten aus dem Raum. Von ihrem Schrei war auch Mukesh aufgewacht. Er sah sich verschlafen nach Sita um und entdeckte dann erst Ricky. Seine Augen weiteten sich erschrocken, und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch diesen Moment wartete Ricky nicht ab. Sie war schon längst aus seinem Zimmer verschwunden. Wie betäubt floh sie zurück in ihre Gemächer und schloss sich erneut ein. Nun gab es nur noch einen Gedanken, der sie beherrschte – so schnell wie möglich aus dem Palast zu verschwinden.
Nach Hause
Mit zitternden Knien bestieg Ricky in Kapstadt das Dampfschiff, das sie auf ihrer letzten Reiseetappe nach Südwestafrika bringen sollte. In nur wenigen Tagen würde sie wieder zu Hause sein. Sie seufzte, als sie mit ihrem wenigen Gepäck an die Reling trat und dem Schiff beim Ablegen zusah.
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