Familienaufstellungen
Kinder begleitet haben, zu versöhnen.
Dann müssen wir unsere Wurzeln nicht länger infrage stellen und uns damit selbst abwerten. Wenn wir unseren Werdegang annehmen, erlauben wir uns selbst, die ursprünglichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
TEIL 2
»Reden ist Silber, Darstellen ist Gold« – die Familienskulptur
Über Beziehungen zu sprechen ist ein anstrengendes Unterfangen. So viele Aspekte spielen in das Zusammenleben hinein, das jeder aus einem anderen Blickwinkel wahrnimmt. Unterschiedliche Lebenserfahrungen, die eigenen Grenzen, unbewusste Erwartungen und Wünsche bringen oft selbst ein von allen Beteiligten erhofftes Gespräch ins Stocken. Familienskulpturen bieten eine wertvolle Hilfe, das Zusammenspiel der Familienmitglieder zu verstehen. Sie bringen Kommunikationsabläufe auf den Punkt, indem sie diese veranschaulichen.
Familienskulpturen sind Standbilder, in denen eine Person ihre Sicht der Familie darstellt. Wie ein Bildhauer modelliert der Aufstellende die einzelnen Familienmitglieder, wobei Körperhaltung, Mimik und Gestik die innere Befindlichkeit dieser Person – so wie der Aufstellende sie erlebt – darstellen. Im folgenden Kapitel erfahren Sie, welche psychologischen Erkenntnisse und Erfahrungen den Familienskulpturen zugrunde liegen. Sie lernen verschiedene Möglichkeiten kennen, wie mit Familienskulpturen gearbeitet werden kann. Und wenn Sie Lust haben, probieren Sie gleich aus, über welches Repertoire an Kommunikationsformen Sie verfügen.
2.1 Lebendige Kommunikation
Erzählt jemand von einem Unglück, bei dem vielleicht sogar Menschen starben, senken sich beim Gesprächspartner automatisch die Schultern, verändert sich sein Blick. Möglicherweise bleiben ihm die Worte im Hals stecken und Tränen schießen in seine Augen. Schwärmt jemand von seiner neuen Liebe und beschreibt hingerissen mit Worten die Silhouette dieser Person, wird auch der Gesichtsausdruck des Gegenübers zu leuchten beginnen (oder aber sich verfinstern, wenn’s der eigene Geliebte sein sollte).
Im Alltag nehmen wir gewöhnlich nur selten bewusst wahr, wie wir miteinander reden, welche Worte wir wählen, welche Körperhaltungwir einnehmen, wie sich unsere Mimik und Gestik laufend verändern. Das ist auch gut so. Es wäre ja fürchterlich belastend, wenn wir uns bei jedem Gespräch permanent beobachten würden. Wenn Beziehungen verfahren sind, ist es aber durchaus sinnvoll, die Kommunikationsabläufe einmal genauer zu betrachten.
Stellen Sie sich vor, Sie sind im Dauerclinch mit Ihrem Vater. Seine belehrende Art treibt Sie zur Weißglut. Bisher endete jeder Besuch mit einer lautstarken Auseinandersetzung. Nehmen wir einmal an, Sie haben ein Rhetorikseminar besucht und unter anderem gelernt, bewusst dem Gegenüber zuzuhören und verbale Angriffe zu vermeiden. Nun versuchen Sie, diese Kommunikationsregeln im Gespräch mit dem Vater anzuwenden. Was Ihnen im beruflichen Leben recht gut gelingt, wird Ihnen dann wahrscheinlich sehr schwerfallen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen Mühe haben, diese bewusst gelernten Kommunikationsregeln anzuwenden, wenn es um persönliche Beziehungen geht. Im Berufsleben, wo vorrangig sachliche Probleme geklärt werden, fällt es wesentlich leichter, mit einem geschulten Gesprächsstil Verhandlungen zu führen. Ganz anders ist es im Privatbereich, wo wir mit Menschen zusammentreffen, die uns in unserem Werden zutiefst beeinflusst haben, seien es unsere Eltern, unser Partner oder unsere Kinder.
Wenn wir die Art, wie wir mit ihnen kommunizieren, verändern wollen, braucht auch unsere Psyche eine neue Botschaft. Über Familienskulpturen erreichen wir unser Unbewusstes. Auf einer tieferen Ebene lernen wir dabei, Kommunikationsabläufe zu verstehen. Wir erspüren unsere eigene Haltung, z.B. die Reaktion auf den Vater, der uns wütend macht, und gleichzeitig erfahren wir etwas über das innere Erleben eines anderen. Möglicherweise hat dieser Vater keine andere Ausdrucksmöglichkeit im Kontakt mit dem Sohn bzw. der Tochter entwickelt, als durch Belehrungen das Interesse an seinem Kind zu zeigen. Vielleicht ist auch er unglücklich über die regelmäßig misslingenden Gespräche. Durch Familienskulpturen werden bisherige Haltungen und Einstellungen ins Bewusstsein gehoben; gleichzeitigwerden neue Sichtweisen über die körperliche Darstellung im Unbewussten verankert. Bei einer Skulpturarbeit findet also ein lebhafter Austausch zwischen dem Unbewussten und dem
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