Familienaufstellungen
stellt eine sichtbareOrdnung fast so etwas wie eine Liebeserklärung dar. Wenn sie ihm Blumen schenkt, dann geht sie von ihrem »Lieblingskanal« aus. Jeder hat also dem anderen das geschenkt, was ihn selbst am meisten freuen würde, was seiner eigenen Wahrnehmungsvorliebe entspricht.
Wenn wir uns bewusst machen, wie unterschiedlich Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, wird verständlich, warum es so wichtig ist, bei der Lösung familiärer Konflikte alle Sinneskanäle anzusprechen. Nur so wird sichergestellt, dass auch wirklich alle Familienmitglieder in die Lösung einbezogen werden.
Hier liegt ein entscheidender Vorteil der Familienskulpturen gegenüber dem reinen Beratungsgespräch. Familienskulpturen sprechen alle Sinneskanäle an. Dadurch werden Situationen leichter in Erinnerung gerufen und gemeinsam gefundene Lösungen von allen sicherer mitgetragen.
Stressmuster kennenlernen
Was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, was Sie sich am dringendsten für Ihre Partnerschaft oder für Ihre Familie wünschen? Als häufigste Antwort auf diese Frage höre ich in der Partnerschafts- und Familienberatung das Wort »Harmonie«. »Harmonie« beschreibt der Duden »als wohltuend empfundene innere und äußere Übereinstimmung«. Was unter Harmonie im täglichen Leben verstanden wird, geht in Bezug auf Beziehungen weit auseinander. Für den einen bedeutet es, dass er konfliktfrei leben will, der Nächste meint, es reicht, wenn man ihn in Ruhe lässt, der Dritte möchte klare Verhältnisse schaffen und Konflikte immer gleich auf den Tisch bringen. Diese unterschiedlichen Vorstellungen von Harmonie zeigen bereits Wege auf, auf welche Weise Menschen versuchen, fehlende Übereinstimmung in einer Beziehung wiederherzustellen.
Harmonie steht am Anfang jeder Liebe. Nach einer Phase des Suchens erleben sich beide Partner seelisch wie körperlich im Einklang miteinander. Was gibt es Schöneres, als mit Schmetterlingenim Bauch, glänzenden Augen und leichten Schritten gemeinsam die Welt zu erobern? Je näher beide aufeinander zugehen, desto mehr erkennen sie, wie unterschiedlich sie denken, fühlen und handeln. Erste Konflikte tauchen auf. Das lateinische Wort »Konflikt« bedeutet »Zusammenstoß«. Wenn zwei Persönlichkeiten aufeinanderstoßen, muss es also zu Auseinandersetzungen kommen, denn unterschiedliche Meinungen, Erfahrungen, Interessen begegnen sich. Gelingt es, diese Reibungspunkte zu klären, kann wieder Harmonie entstehen.
Wenn sich Paare oder Familien im Streit verstricken und gemeinsam auf keinen grünen Zweig mehr kommen, können Familienskulpturen helfen, die bisher genutzten Konfliktlösungsstrategien zu entschlüsseln. Virginia Satir beobachtete in ihrer langjährigen Arbeit mit Familien, dass es im Wesentlichen fünf verschiedene Haltungen gibt, die Menschen einnehmen, wenn sie zusammenstoßen. Vier dieser inneren Haltungen bezeichnete sie als
»Überlebensstrategien«
:
beschwichtigen, anklagen, rationalisieren
oder
ablenken
.
Sie führen zwar nicht die ersehnte Harmonie, den inneren und äußeren Einklang zwischen den Beteiligten herbei, haben sich aber bewährt. Denn bereits als Kinder haben wir diese Kommunikationsmuster im Zusammenspiel mit den Eltern kennengelernt und eingeübt.
Die wenigsten Menschen beobachten sich bewusst. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie sich in Streitsituationen angemessen verhalten. Zunächst ist diese Haltung nachvollziehbar – konsequent, da jeder von uns die Art und Weise, wie er oder sie Konflikte löst, bereits von Kindesbeinen an gelernt hat. Diese meist unbewussten Konfliktlösungsstrategien sind uns in Fleisch und Blut übergegangen. Virginia Satir überzeichnete daher diese inneren Haltungen provokativ. Die sogenannten »Satir-Rollen« sind Karikaturen, die das systemische Zusammenspiel so überspitzt darstellen, dass die Familienmitglieder bereits wieder über ihre Notlösungen lachen können.
→ A . Die beschwichtigende Haltung
In dieser Haltung stellen Sie alle Weichen für eine Versöhnung. Wenn ein Streit aufkeimt, sorgen Sie dafür, dass sich die Wogen so schnell wie möglich glätten. Alle Bemühungen richten sich auf Ihr Gegenüber. Sie sind überzeugt: Wenn es dem anderen gut geht, wird es auch Ihnen gut gehen. Sie finden es anstrengend und kindisch, auf dem eigenen Standpunkt zu beharren. Konflikte sind Ihnen ein Gräuel und sie fürchten lautstarke Auseinandersetzungen. Um des lieben Friedens willen verzichten Sie lieber auf Ihre eigenen
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