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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Tillmetz
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bewusst einnehmen. Probieren Sie es gleich aus! Was geht in Ihrem Körper, in Ihrem Fühlen und Denken vor, wenn Sie über mindestens 60 Sekunden zunächst einmal in der beschwichtigenden Haltung verharren? Wo im Körper fühlen Sie nach dieser Minute Verspannungen? Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf? Welche Gefühle kommen hoch? Notieren Sie Ihre Eindrücke.
    Nehmen Sie nun nacheinander alle vier beschriebenen Haltungen ein. Wie vertraut sind sie Ihnen? In welchen Beziehungen erleben Siesich in welcher Haltung? Es ist durchaus denkbar, dass Sie mehrere kennen und sie diese je nach Zusammenhang unterschiedlich einsetzen. Damit haben Sie bereits einen Vorgeschmack auf eine Familienskulptur, in der Sie dann die Wechselwirkungen verschiedener Haltungen erleben können.
    Anschließend führen Sie ein letztes Experiment durch: Nehmen Sie für zwei Minuten folgende Haltung ein und beobachten Sie, was dann passiert:
    → Die kongruente, wertschätzende Haltung
    »Kongruenz« bedeutet auf Deutsch »Übereinstimmung«. In der kongruenten Haltung stimmen Ihre Worte mit Ihrer Körperhaltung überein. Sie sind mit allen Sinnen anwesend und für ein offenes Gespräch bereit. Sie halten Kontakt zu Ihren eigenen Bedürfnissen, hören die Wünsche des Gegenübers und haben das gemeinsame Thema klar im Blick.

    Stellen Sie sich vor, dass Ihr Gesprächspartner/Ihre Gesprächspartnerin vor Ihnen sitzt. Denken Sie an eine bestimmte Person, mit der Sie demnächst reden werden. Sie sitzen aufrecht, dabei atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Ihre beiden Füße haben festen Bodenkontakt. Suchen Sie nun den Augenkontakt zu Ihrem Gegenüber und wenden Sie sich dieser Person bewusst zu.
    In dieser selbstsicheren Haltung schildern Sie Ihr Anliegen. Sagen Sie, was Sie ärgert, traurig macht oder ängstigt. Stellen Sie sich nun vor, Sie hören Ihrem Gesprächspartner aufmerksam zu und versuchen,seine Sicht zu verstehen. Sie achten auf Ihre eigenen Gefühle und die Gefühle des anderen. Sie haben Achtung vor Ihren eigenen Bedürfnissen und denen des Gegenübers. Sie sind in der Lage, Ihre Wünsche vorzutragen. Sagen Sie laut zu sich selbst: »Ich bin wertvoll und ich achte dich.« Sie sind überzeugt, dass Sie gemeinsam mit dem Gesprächspartner eine Lösung für das aktuelle Thema finden werden, deshalb achten Sie darauf, dass Sie nicht abschweifen, sondern konkrete Absprachen treffen.
    Spüren Sie nun wieder nach: Wie reagiert Ihr Körper? Welche Gedanken, welche Gefühle kommen in Ihnen hoch? Möglicherweise konnten Sie bereits spüren, wie ein intensiver kongruenter Austausch Ihren Selbstwert stützt und steigert.
    Doch es muss ja nicht bei der Trockenübung bleiben. Sicherlich haben Sie bereits in den nächsten Stunden die Möglichkeit, mit dieser Haltung ein Gespräch zu führen.
    Früh gelernt …
    Wenn wir ehrlich sind, nehmen wir häufiger als uns lieb ist eine dieser Haltungen ein. Wie gesagt, sie schaffen nicht die gewünschte Harmonie, weil sie einen Interessensausgleich eher verhindern als dass sie ihn fördern. Dennoch haben sie sich bewährt.
    Wer in Konfliktsituationen zur beschwichtigenden Haltung neigt, hat erlebt, dass das Gegenüber von ihm ablässt, wenn er oder sie mit einer Unterwürfigkeitsgeste reagiert. »Papa, so habe ich’s doch gar nicht gemeint«, sagt das kleine Mädchen oder der kleine Junge und schaut den Papa mit großen Augen an. Papa bekommt Schuldgefühle, weil er sein Kind angeschrien hat, und drückt es an sich. Gewonnen! Das hat bei Papa super funktioniert, verhindert später aber, dass er oder sie im Erwachsenenalter im Gespräch ernst genommen wird. Wer beschwichtigt, übernimmt keine Verantwortung für seine Interessen, steht nicht für sich selbst gerade.
    Wer anklagt, hat wohl gelernt, dass er am ehesten seinen Willen durchsetzen kann, wenn er brüllt und schlägt. »Du bist schuld,dass mir die Tasse runtergefallen ist«, schreit Philipp seine Mama an und boxt sie. Um des lieben Friedens willen hebt Mama die Tasse auf. Gewonnen! – Na, echt cool, wie die Mum mir gehorcht! – Doch was kommt nach dem Sieg? Abgesehen davon, dass es diesem kleinen Tyrannen in seiner Grenzenlosigkeit auch nicht gut geht, bezahlt er als Erwachsener mit Kontaktlosigkeit und Einsamkeit. Hinzu kommt, dass er (oder sie) die Last der Verantwortung alleine tragen muss.
    Wer rationalisiert, hat die Erfahrung gemacht, dass er die meiste Aufmerksamkeit erhielt, wenn er kluge Kommentare beisteuerte. Für logische

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