Familienaufstellungen
Wünsche. Mit sanfter Stimme und wohlwollendem Blick versuchen Sie, Ihr Gegenüber zum Einlenken zu bewegen. Ihre offene, vorgebeugte Körperhaltung fleht: »Bitte, lass uns wieder Frieden schließen.« Um Ihr Gegenüber nicht zu reizen, verwenden Sie eher vorsichtige Formulierungen wie »Schatz, könntest du vielleicht morgen etwas früher heimkommen . Entschuldige, dass ich es dir nicht schon frühergesagt habe …« Falls Sie aber massive Gegenwehr vermuten, sagen Sie lieber gar nichts.
Betrachten wir die drei Aspekte, die jedem Gespräch, jedem Konflikt zugrunde liegen, nämlich das eigene Interesse (ICH), das Interesse des Gegenübers (DU) und das zu verhandelnde Thema (THEMA): In dieser Haltung erhält das Interesse des Gegenübers eindeutig den Vorrang. Die Stärke dieser Haltung liegt in dem überaus sensiblen Einfühlungsvermögen. Doch werden hierbei die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt. Der innere Auftrag lautet: »Fühle dich nicht!« Das Thema, für das eine konkrete Lösung gefunden werden soll, bleibt im Nebel. Die innere Aufforderung lautet: »Denke nicht und werde ja nicht konkret!«
Dieses Kommunikationsmuster werden Sie häufiger bei Frauen als bei Männern beobachten. Die versöhnliche Haltung wurde über viele Generationen vor allem von Frauen vorgelebt und an Frauen weitergegeben: Frauen sollten eine ausgleichende Funktion in der Familie übernehmen. Trotz aller Emanzipation wird die häusliche Harmonie in vielen Familien nach wie vor als Aufgabe der Frau verstanden – und zwar von Männern wie von Frauen, was natürlich nicht heißt, das dies so bleiben muss …
→ B . Die anklagende Haltung
Die anklagende Haltung werden Sie häufig als Pendant zur beschwichtigenden Haltung finden. Hierbei ist Ihnen wichtig, dassIhre Meinung Gehör findet. Und Ihren Standpunkt werden Sie lautstark vertreten. Das ist Ihr gutes Recht! Wäre ja noch schöner, wenn Sie sich von anderen auf der Nase herumtanzen ließen! Dass immer die anderen schuld sind, fällt Ihnen nicht auf, und Sie finden es unerhört, wenn Ihnen schon wieder jemand mit Sprüchen daherkommt. Sie haben gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung ist, und das können Sie heute mit Ihrer Lebenserfahrung auch bestätigen. Das Harmoniegesülze regt Sie auf. Soll der andere doch endlich richtige Argumente bringen! Auf Ihr gerötetes Gesicht und Ihren erhöhten Puls spricht man Sie besser nicht an. Sonst braucht sich der andere nicht wundern, wenn Sie mit drohendem Zeigefinger auf ihn zugehen.
Sehen wir uns wieder die drei Aspekte jeder Kommunikation an, also eigenes Interesse, Interesse des Gegenübers und das Sachthema, so sehen wir hier eindeutig das eigene Interesse im Vordergrund. Die Stärke dieser Haltung: Dieser Mensch weiß, was er will! – Ob er es aber auf diesem Weg bekommt,ist noch offen. Das Gegenüber wird kaum wahrgenommen, und in Rage geredet, bekommt ein Mensch in dieser Haltung nicht mehr mit, ob für das ursprüngliche Thema eine Lösung gefunden wird.
Die anklagende Haltung war bislang vermehrt unter Männern zu beobachten. Wüten war Jungen eher erlaubt als Mädchen. Ob das aktuell noch so stimmt, stelle ich nach vielen Jahren Paarberatung infrage – beobachten Sie es selbst.
→ C . Die rationalisierende Haltung
In der rationalisierenden Haltung wundert es Sie sehr, dass man nach den umfangreichen Forschungsarbeiten der Kommunikationswissenschaften noch immer nicht eindeutigere, einvernehmlichere Umgangsformen in der Partnerschaft entwickelt hat. Es ist aber davon auszugehen, dass schon bald auch hier Lösungen gefunden werden. Man wird zwar auch in Zukunft mit Konflikten im zwischenmenschlichen Bereich rechnen müssen, aber dass Ihr/e Partner/in ein außereheliches sexuelles Verhältnis eingegangen ist, bewegt sich nicht mehr in den Grenzen des Normalen. Das müssen Sie hier an dieser Stelle deutlich erklären. Eine gewisse Kränkung wird dieses Ereignis sicherlich mit sich bringen. Doch wissen Sie Haltung zu bewahren und werden sich nicht auf ein niedriges Niveau herablassen. Sie werden sicher eine logische Erklärung für dieses Phänomen finden.
Die Stärke dieser Kommunikationsform ist das sachorientierte, themenzentrierte Gespräch – eine Fähigkeit, die in vielen beruflichen Zusammenhängen gefördert und gefordert wird. Die rationalisierende Haltung bietet zunächst einen guten Schutz vor seelischen Verletzungen. Sie hat sich womöglich als Reaktion auf übergriffiges Verhalten von Eltern oder
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