Familienaufstellungen
beispielsweise die Oma, die mit im Haus wohnt? Mit jeder weiteren Person verändert sich nicht nur das Gesamtbild, sondern auch das Erleben jedes Einzelnen.
In der nachfolgend beschriebenen »Triggerarbeit« wechselt das Bild von der Jetztfamilie zur Herkunftsfamilie. Dabei wird deutlich, dass sich Kommunikationsmuster über die Generationen hinweg »vererben« und sich immer wieder in neuen Bezügen wiederholen, solange sie den Personen nicht bewusst sind.
Skulpturen eignen sich nicht nur für die Lösung familiärer Konflikte. Auch berufliche Situationen lassen sich als Skulpturen darstellen. In diesem Fall formt der Aufstellende die Rollenspieler so, wie er seine Kollegen und Vorgesetzten wahrnimmt. Stellt sich heraus, dass dem Aufstellenden bestimmte Haltungen auch aus anderen Situationen sehr bekannt vorkommen, gibt es zudem die Möglichkeit – so wie bei der Triggerarbeit mit Paaren –, die ursprünglichen Konfliktpartner in die Skulptur zu stellen.
Wenn es um eine Auseinandersetzung zwischen einem Elternteil und einem Kind geht, ist es oft sinnvoll, das zweite Elternteil, selbst wenn er oder sie ausgezogen oder gestorben ist, in die Skulptur aufzunehmen.
▶▶ Beispiel
:
Katrin (26) wohnt mit ihrer Mutter zusammen. Ihr Vater starb vor drei Jahren. Seitdem lebt die Mutter sehr zurückgezogen. Katrin hat sich lange bemüht, ihr aus der Trauer herauszuhelfen. Inzwischen empfindet sie es aber als unerträglich, die Abende mit ihrer Mutter zu verbringen. Häufig kommt es zu Streit. Katrin wirft ihrer Mutter vor, dass sie ihr keine Freiheit lasse. Diese entgegnet, Katrin wäre sehr undankbar, sie selbst würde ja all ihre Freizeit für ihre Tochter opfern. Obwohl beide unter der Situation leiden, können sie sich nicht voneinander lösen.
Katrins Skulptur sieht folgendermaßen aus: Sie stellt ihre Mutter mit herabhängenden Schultern und vorgebeugter Haltung auf. Eine Hand streckt sie erwartungsvoll zu ihrer Tochter aus, die zweite Hand deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie. Vorwurfsvoll blickt sie zur Tochter, die ihr in einiger Entfernung gegenübersteht. Mit bitterem Klang in der Stimme wettert sie: »Nie hast du Zeit für mich!« Ihr Double stellt Katrin mit gegrätschten Beinen auf, ein Fuß zur Mutter, ein Fuß nach außen gerichtet. Ein Arm ist zur Mutter ausgestreckt, der andere weist nach außen. Wütend ruft sie: »Lass mich los!« Mit einem Seil wird diese feste Bindung aneinander anschaulich gemacht.
Betrachtet man diese Skulptur von außen, erkennt man zunächst einen typischen Ablösungskonflikt. Der Mutter fällt es schwer, die Tochter gehen zu lassen, und auch die Tochter spürt, dass sie noch unerfüllte Erwartungen an die Mutter hat. Dann ginge es also um die Frage, was Mutter und Tochter noch voneinander brauchen, um sich dann lösen zu können. Das hieße, dass die Mutter-Tochter-Beziehung geklärt werden muss.
Während beide Rollenspieler in der vorgegebenen Haltung verharren und abwechselnd ihren Satz wiederholen, verstärken sich die Gefühle. Katrins Double meint: »Ich fühle mich so hin- und hergerissen, es ist so anstrengend, mir schwindet die Kraft.«
Den Ausspruch »hin- und hergerissen« nimmt die Therapeutin als Impuls auf und fordert Katrin auf, ihren Vater mit aufzustellen. Sie platziert ihn schräg hinter sich. Er soll sich klein machen und zu ihr schauen, verlangt Katrin. In seinem Blick liegt Liebe. Er greift nach der Hand ihres Doubles und bekommt von Katrin den Satz »Sie meint es gar nicht so« zugewiesen.
Nun bekommt die Skulptur eine komplett neue Dynamik. Katrin kann deutlich erkennen, was es ihr bisher unmöglich gemacht hat zu gehen. Sie steht eingekeilt zwischen Mutter und Vater, eine Stellung, die sie bereits zu Lebzeiten des Vaters eingenommen hatte. Auch damals hatte ihr Vater mehr mit ihr als mit seiner Frau unternommen, und ihre Mutter war eifersüchtig auf Katrin. Der Satz der Mutter »Nie hast du Zeit für mich!« ist ursprünglich gar nicht an die Tochter, sondern an ihren Mann gerichtet, der sich hinter der Tochter versteckte und sich damit aus seiner Verantwortung als Partner wand. Die Rollenspielerin, die die Mutter doubelt, sagt, dass sie zunächst unbändige Wut spürte, die sich in Verzweiflung und zuletzt in Resignation verwandelte. Katrins Double beschreibt ihr Erleben
so: »Als nur die Mutter dastand, spürte ich in mir Wut, aber auch die Kraft, um mich der Mutter entgegenzustellen. Als der Vater hinzukam und beschwichtigend
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