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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wünschte, das alte Miststück würde den gleichen Weg gehen«, sagte Lockhart nach dem Leichenschmaus. »Das würde jede Menge Ärger ersparen.«
»Aye, das würde es«, pflichtete ihm Mr. Dodd bei. »Es ist nie gut, wenn die Schwiegermutter mit einem Jungverheirateten Paar im selben Haus wohnt. Und du wirst doch bestimmt mit deiner Frau hierherziehen.«
»Sobald ich meine finanziellen Angelegenheiten geregelt habe, Mr. Dodd«, sagte Lockhart. »Ich muß mich im Süden noch um die eine oder andere Kleinigkeit kümmern.«
Am folgenden Tag nahm er in Newcastle den Zug, und abends war er wieder im Sandicott Crescent.
     

Kapitel 19
     
    Dort hatte sich alles verändert. Die Häuser, sogar das von Mr. O‘Brain, waren verkauft worden, und der Crescem war wieder die gewohnt ruhige, ungestörte Vorortstraße. Auf Jessicas Bankkonto lag ein Guthaben von 659000 Pfund, was zurÜberschwenglichkeit des Bankdirektors und freudigen Erwartungen des Finanzamtsleiters führte, der sich darauf freute, daß die Vorschriften über die Kapitalgewinnsteuer zur Anwendung kamen. Lockharts eine Million Pfund Schadenersatz von Miss Goldring und ihrem ehemaligen Verlag ruhten in einer Bank in der City, wo sie Zinsen anhäuften, aber ansonsten für die Steuerbehörden unerreichbar waren, denen der gesetzliche Auftrag fehlte, sich um durch solch gesellschaftlich produktive Tätigkeiten wie Glücksspiel, das korrekte Ausfüllen von Fußballtoto-Tippscheinen, Pferdewetten oder 5000-Pfund-Gewinnen durch Anlegen eines Pfundes für ein Los beim PS-Sparen erworbenen Reichtum zu kümmern. Auch Bingo-Gewinne blieben unangetastet. Das gleiche galt noch für Jessicas Vermögen, und Lockhart wollte dafür sorgen, daß es so blieb.
»Du mußt nichts weiter tun«, instruierte er sie am nächsten Morgen, »als dem Direktor erklären, daß du die gesamte Summe in gebrauchten Ein-Pfund-Noten abhebst. Hast du das verstanden?«
Jessica bejahte und begab sich mit einem großen leeren Koffer zur Bank. Als sie wiederkam, war er immer noch groß und leer.
»Der Direktor wollte nicht«, berichtete sie unter Tränen; »er sagte, das sei nicht empfehlenswert, und ohnehin müsse ich ihn eine Woche vorher informieren, bevor ich Geld von meinem Sparkonto abheben kann.«
»Ach ja?« sagte Lockhart. »Wenn das so ist, gehen wir heute nachmittag wieder hin und informieren ihn eben eine Woche vorher.«
Die Unterredung im Büro des Bankdirektors verlief nicht reibungslos. Der Umstand, daß eine so geschätzte Kundin seinen Rat in den Wind schlagen und solch eine riesige Summe in solch kleinen Scheinen abheben wollte, hatte ihm viel von seiner Überschwenglichkeit genommen.
»In gebrauchten Ein-Pfund-Noten?« sagte er ungläubig. »Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein. Der erforderliche Aufwand ...«
»Wird ein Stück weit für den Profit kompensieren, den Sie mit dem Guthaben meiner Frau erzielt haben«, sagte Lockhart. »Sie berechnen höhere Zinsen für Überziehungen, als Sie für Einlagen zahlen.«
»Richtig, nun, das müssen wir tun«, sagte der Direktor. »Schließlich ...«
»Außerdem müssen Sie das Geld an die Kunden auszahlen, wenn diese es verlangen, und in dem gesetzlichen Zahlungsmittel, das diese verlangen«, fuhr Lockhart fort, »also auch in gebrauchten Ein-Pfund-Noten, wenn meine Frau das so will.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wozu«, sagte der Direktor. »Es wäre der Gipfel der Torheit, dieses Gebäude mit einem Koffer voll nicht wiederauffindbarer Scheine zu verlassen. Sie könnten auf der Straße ausgeraubt werden.«
»Genausogut könnten wir hier drinnen ausgeraubt werden«, sagte Lockhart, »und in meinen Augen werden wir das auch, wenn man Ihre unterschiedlichen Zinsraten in Betracht zieht. Seit Sie dieses Geld haben, ist es dank der Inflation entwertet worden. Das werden Sie nicht leugnen.«
Das konnte der Bankdirektor nicht. »Es ist doch wohl kaum unsere Schuld, daß die Inflation ein landesweites Problem ist«, sagte er. »Wenn Sie mich nun um Rat fragen, in was man am besten investiert ...«
»Uns schwebt da bereits etwas vor«, sagte Lockhart. »Nun denn, wir halten an unserem Vorhaben fest, das Geld nicht abzuheben, ohne Sie eine Woche vorher zu informieren, vorausgesetzt, wir bekommen das Geld in gebrauchten Ein-Pfund-Noten. Das ist Ihnen hoffentlich klar.«
»Ja«, sagte der Bankier, dem das keineswegs klar war, dem aber Lockharts Gesichtsausdruck nicht gefiel. »Wenn Sie Donnerstag kommen, werde ich alles vorbereitet

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