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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sich ihren Schmuck sowie alles verfügbare Geld und lief durch die Verbindungstür in die Garage, wo sie sich in der Ölwechselgrube versteckte, die ihr Mann, der sich so gern an Karosserien von Autos wie an Mrs. Grabble zu schaffen gemacht hatte, klugerweise ausgehoben hatte. Dort wartete sie, das Abdeckbrett über den Kopf gezogen. Durch das Brett und die Garagentür hörte sie das Megafon verkünden, das Haus sei umzingelt und jeder weitere Widerstand zwecklos. Mrs. Simplon hatte keineswegs die Absicht, Widerstand zu leisten. Sie verfluchte ihre Dummheit und versuchte, sich eine Entschuldigung einfallen zu lassen. Mit diesem vergeblichen Versuch war sie immer noch beschäftigt, als endlich der Morgen über dem Sandicott Crescent anbrach und fünfzehn Polizisten ihre Deckung aufgaben, durch Hausœ und Hintertür sowie vier Fenster stürmten und ein leeres Haus vorfanden.
»Niemand da«, teilten sie dem Kommissar mit, der den Oberbefehl übernommen hatte. »Haben sogar auf dem Dachboden nachgesehen, aber da ist keine Menschenseele.«
Mr. Pettigrew wandte ein, es müsse jemand da sein. »Ich habe doch selbst das Mündungsfeuer der Schußwaffen gesehen«, sagte er, »und Sie brauchen sich nur mein Haus zu betrachten, um zu sehen, was sie angerichtet haben.«
Der Kommissar kam dieser Aufforderung gern nach, äußerte aber gelinden Zweifel daran, daß Gewehrkugeln Lampenschirme von Lampen, Kissen von Sofas und Vorhänge von Fenstern gerissen, sowie, was wie Reißzähne aussah, in die Mahagonitische geschlagen hatten.
»Das war der Hund«, sagte Mr. Pettigrew, »der Hund, den die Sanitäter mitgebracht haben.«
Der Kommissar wirkte nun noch skeptischer. »Wollen Sie damit andeuten, alle diese Verwüstungen habe ein Hund angerichtet, und besagter Hund sei durch Sanitäter in Ihr Haus gebracht worden?« fragte er.
Mr. Pettigrew zögerte. Die Skepsis des Kommissars wirkte ansteckend.
»Es klingt wenig wahrscheinlich, ich weiß«, gab er zu, »aber es sah aus wie ein Hund.«
»Mir erscheint es jedenfalls kaum glaublich, daß ein Hund Verwüstungen dieses Kalibers anrichten kann«, sagte der Kommissar, »und wenn Sie andeuten wollen, die Sanitäter hätten ...« Ein aus dem Vogelschutzgebiet kommendes Geheul unterbrach ihn. »Was in Gottes Namen war das?«
»Das Viech, das mein Haus zerstört hat«, sagte Mr. Pettigrew. »Es kommt aus dem Vogelschutzgebiet.«
»Vogelschutzgebiet œ so ein Blödsinn«, sagte der Kommissar. »Klingt eher nach einem Gespensterschutzgebiet.«
»Ich wußte gar nicht, daß Gespenster heulen«, sagte Mr. Pettigrew unlogischerweise. Eine schlaflose, größtenteils in der Besenkammer, ansonsten im Dunkeln eines verwüsteten Hauses verbrachte Nacht, hatte zur Klarheit seiner Gedanken kein bißchen beigetragen, und auch Mrs. Pettigrew heulte. Sie hatte im Schlafzimmer die zerfetzten Reste ihrer Unterwäsche gefunden.
»Ich sage dir, es war kein Hund«, schrie sie, »irgendein Wüstling hat meine Schlüpfer zerkaut.«
Der Kommissar warf Mrs. Pettigrew einen zweifelnden Blick zu. »Wer Ihre Schlüpfer zerkaut, gute Frau, ist entweder...«, setzte er an, nahm sich aber gerade noch zusammen. Mrs. Pettigrew war nichts geblieben außer ihrer Eitelkeit, und es würde nichts dabei herauskommen, wenn man ihr die auch noch nahm. »Können Sie sich denken, wer Ihnen feindlich gesinnt ist?« fragte er statt dessen. Doch die Pettigrews schüttelten simultan die Köpfe. »Wir haben doch immer ein so ruhiges Leben geführt«, sagten sie. In jedem anderen bewohnten Haus, das der Kommissar aufsuchte, ging es ihm genauso. Es waren nur vier. In Nummer 1 hatten Mr. und Mrs. Rickenshaw nichts Neues hinzuzufügen als ihren Dank, daß der Streifenwagen immer vor ihrem Haus stand. »Das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit«, sagten sie.
Die Ogilvies waren anderer Meinung. Das Gewehrfeuer, durch welches jede einzelne Glasscheibe in ihrem Gewächshaus zerschmettert worden war, hatte bei ihnen einen Groll ausgelöst, den sie gegenüber dem Kommissar zum Ausdruck brachten. »Wo kommen wir denn hin, wenn friedliche Bürger nicht in ihren Betten ruhen können, das möchte ich gern wissen«, sagte Mr. Ogilvie entrüstet. »Ich werde mich bei meinem Abgeordneten beschweren, Sir. Das Land geht vor die Hunde.«
»Den Eindruck könnte man gewinnen«, sagte der Kommissar besänftigend, »aber Sie wollen doch nicht etwa andeuten, daß ein Hund Ihr Gewächshaus zerstört hat?«
»Keineswegs«, sagte Mr. Ogilvie, »das war irgendein

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