Familienbande
inzwischen leiterlosen schwankenden Löschfahrzeug verunsicherte Tankwagenfahrer riß den Laster herum, um dem fliegenden Feuerwehrmann auszuweichen, woraufhin sein Tankwagen sich in den Bahndamm bohrte und gerade rechtzeitig explodierte, um auf die letzten fünf Waggons des oben vorbeifahrenden Schnellzugs brennendes Benzin regnen zu lassen. Der im mittlerweile lichterloh brennenden Dienstwagen sitzende Schaffner waltete seines Amtes. Er zog die Notbremse, und die Räder des Schnellzugs blockierten bei einer Geschwindigkeit von hundertdreißig Stundenkilometern. Das nun folgende Kreischen des gequälten Metalls übertönte sogar die Schußgeräusche und das aus dem Vogelschutzgebiet dringende Geheul des Kommissars. In allen Abteilen wurden die in Fahrtrichtung sitzenden in die Schöße der gegenüber sitzenden Passagiere geschleudert, und im Speisewagen, wo gerade das Frühstück serviert wurde, flog eine bunte Mischung aus Kellnern, Kaffee und Kunden in alle Himmelsrichtungen. In der Zwischenzeit brannten die letzten fünf Waggons vor sich hin.
Auf dem Golfplatz machten sich die Polizisten gegenseitig die Hölle heiß. Der Anblick des lodernden Zugs, der aus etwas auftauchte, das wie eine im Zentrum von East Pursley explodierte Napalmbombe aussah, festigte lediglich ihre Überzeugung, daß sie es mit einem in der britischen Geschichte noch nie dagewesenen Ausbruch von Stadtguerilla-und Golfplatzterrorismus zu tun hatten. Sie forderten über Funk Heeresunterstützung an und erklärten, sie säßen im Clubhaus von East Pursley fest und würden von Vorstadtguerillas aus den Häusern des Sandicott Crescent beschossen, die soeben eine Bombe unter dem Schnellzug London-Brighton gezündet hätten. Fünf Minuten später suchten Kampfhubschrauber den Golfplatz nach dem Feind ab. Doch die Polizisten im Garten der Simplons hatten die Nase voll. Drei lagen verwundet am Boden, einer war tot, und der Rest hatte keine Munition mehr. Ihre Verwundeten mitschleifend, schlichen sie sich über den Rasen seitlich am Haus vorbei und rannten zu ihren Polizeiautos.
»Bloß weg hier«, brüllten sie und quetschten sich in die Wagen, »da draußen treibt sich eine ganze verfluchte Armee rum.« Eine Minute darauf wurden ihre Sirenen immer leiser, die Streifenwagen hatten die Straße verlassen und den Weg zum Polizeirevier eingeschlagen. Sie kamen nicht weit. Als der Tankwagen auf den Schnellzug explodiert war, hatte er die ganze Straße mit Benzin übergossen, und der Tunnel war ein einziges Inferno. Hinter ihnen befand sich Sandicott Crescent in einem nicht viel besseren Zustand. Das Feuer in der Garage der Simplons war zum Zaun vorgedrungen und vom Zaun zum Geräteschuppen der Ogilvies. Der war von Einschußlöchern übersät und trug mit Flammen und Qualm zu der über Jessicas Erbe hängenden Rauchglocke bei, die der Szenerie einen gespenstischen Anstrich verlieh. Im Keller umklammerten die Ogilvies einander und lauschten dem Pfeifen der durch ihre Küche zischenden Kugeln, während Mr. Rickenshaw in Nummer 1, der seiner Frau gerade eine Aderpresse um das Bein legte, ihr versprach, auszuziehen, falls sie dies lebend überständen.
Bei den Pettigrews war es genauso. »Versprich mir, daß wir ausziehen«, winselte Mrs. Pettigrew. »Noch eine Nacht in diesem schrecklichen Haus, und ich werde verrückt.«
Mr. Pettigrew brauchte nicht erst überredet zu werden. Die Abfolge von Ereignissen, die wie die Plagen Ägyptens Sandicott Crescent, und insbesondere ihr Haus, überfallen hatten, ließen ihn seinem Rationalismus abschwören und sich wieder der Religion zuwenden. Sein soziales Gewissen hatte ihn jedenfalls verlassen, und als Mr. Rickenshaw, der dank der sichelmäßigen Aktivitäten der Feuerleiter keine ärztliche Hilfe anfordern konnte, über die Straße gekrochen kam, um bei den Pettigrews zu klingeln und um Hilfe zu bitten, weigerte Mr. Pettigrew sich, die Tür zu öffnen, mit der vernünftigen Begründung, daß beim letztenmal, als jemand um ärztliche Hilfe gebeten hatte, nämlich ausgerechnet die Sanitäter, diese Personen einen tollwütigen Hund in sein Haus geschleust hätten, und wenn es nach ihm ginge, könne Mrs. Rickenshaw verbluten, eher er seine Haustür noch einmal öffnete.
»Sie können von Glück reden«, sehne er, »Ihre verfluchte Frau hat bloß ein Loch im Bein, meine hat eins im Kopf.« Mr. Rickenshaw verfluchte ihn wegen seines schlechtnachbarlichen Verhaltens und versuchte Oberst Finch-Potter aus seinem Haus zu
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