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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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übersprang das Tor der Grabbles, hetzte über ihren Rasen und hinein ins Vogelschutzgebiet. Gleich darauf konnte man ihn im Verein mit dem Hund um Hilfe heulen hören.
»Tja, wenigstens weiß er jetzt, daß wir die Wahrheit gesagt haben«, stellte Mr. Pettigrew fest und befahl seiner Gattin, sie solle aufhören zu jammern wie eine Frau, die hinter ihrem teuflischen Liebhaber herheule, eine Bemerkung, die wohl kaum geeignet war, ihrem ohnehin aus den Fugen geratenen Leben den häuslichen Frieden wiederzugeben.
Aus ihrem Schlafzimmer am Ende der Straße beobachteten Lockhart und Jessica das chaotische Geschehen. Die Garage der Simplons stand immer noch in Flammen, was weitgehend dem Eingreifen des Hundes zu verdanken war, der Schlauch wand sich und spie, einem größenwahnsinnigen Rasensprenger gleich, aus zig Löchern Wasser hoch in die Luft, Feuerwehrleute kauerten sich in ihre Löschfahrzeuge und Polizisten in ihre Einsatzwagen. Nur die Bewaffneten, die man angefordert hatte, damit sie sich um den oder die Heckenschützen kümmerten, waren noch unterwegs. In der Überzeugung, die lodernde Garage sei ein Ablenkungsmanöver, um den unentdeckt gebliebenen Verbrechern im Haus im Schutz des Qualms die Flucht zu ermöglichen, lungerten sie in den angrenzenden Gärten und im Blattwerk der den Golfplatz säumenden Büsche herum. Darauf und auf den Rauch, der ihre Sicht und die einer zu früher Stunde spielenden Viererrunde behinderte, deren einer Spieler einen unmöglichen Slice schlug, war es zurückzuführen, daß ein Golfball einen bewaffneten Constable am Kopf traf.
»Sie greifen uns von hinten an«, brüllte der und leerte seinen Revolver in die Rauchschwaden, wobei er den Mann mit dem nunmehr unheilbaren Slice und das Clubhaus traf. Etliche andere Polizisten folgten seinem Beispiel und feuerten in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Als die Querschläger über den Golfplatz von East Pursley pfiffen und die Fensterscheiben der Bar durchlöcherten, legte sich der Clubsekretär platt auf den Boden und rief die Polizei an.
»Wir werden angegriffen«, schrie er, »aus allen Richtungen kommen Kugeln.« Dies traf auch auf die Golfspieler zu. Als sie durch den Rauch sprinteten, empfing sie ein Kugelhagel aus dem Garten der Simplons. Vier fielen auf der achtzehnten Bahn, zwei auf der ersten, während sich auf der neunten etliche Frauen in einem Bunker versammelten, dem sie bis dahin krampfhaft ausgewichen waren. Und mit jeder neuen Salve verwickelten sich die Polizisten, die nicht feststellen konnten, wer von wo schoß, untereinander in Gefechte. Selbst die Rickenshaws in Nummer 4, die sich noch eine Stunde vorher zu dem Polizeischutz beglückwünscht hatten, bereuten inzwischen ihre verfrühte Dankbarkeit. Das Polizeikontingent, das sowohl mit Gewehren als auch Revolvern bewaffnet im Clubhaus eintraf und in der Bar, dem Büro des Sekretärs sowie dem Umkleideraum Stellung bezog, beantwortete die vereinzelten Schüsse der Kameraden mit einem regelrechten Sperrfeuer. Ein Kugelhagel schwirrte über die Köpfe der im Sandhindernis am neunten Grün kauernden Frauen und durch den Rauch ins Wohnzimmer der Rickenshaws. Die Frauen im Sandhindernis schrien, die durch den Oberschenkel geschossene Mrs. Rickenshaw schrie, und der Fahrer des Löschfahrzeugs, der nicht mehr an seine ausgefahrene Leiter dachte, beschloß, sich aus dem Staub zu machen, bevor es zu spät war. Das war es bereits.
»Vergeßt das beschissene Feuer«, brüllte er den hinten hockenden Männern zu, »hier haben wir es mit Gewehrfeuer zu tun.« Sein Kollege oben auf der Leiter war anderer Ansicht. Seinen tropfenden Schlauch umklammernd, merkte er plötzlich, daß sie sich rückwärts bewegten. »Halt«, brüllte er, »halt um Gottes willen an!« Doch das Prasseln des Feuers und die Schießerei übertönten seine Proteste, und im nächsten Moment brauste das Feuerwehrauto mit Höchstgeschwindigkeit den Sandicott Crescent hinunter. Fünfzehn Meter über ihm klammerte sich der Feuerwehrmann an die Leiter. Er klammerte sich immer noch fest, als das Löschfahrzeug, nachdem es mit hundertzwanzig Stundenkilometern eine Schneise durch ein halbes Dutzend Telefonkabel und eine Stromleitung geschlagen hatte, unter die Hauptbahnstrecke nach London raste. Der Mann auf der Leiter kam nicht mit. Er sauste über die Gleise und landete vor einem sich nähernden Tanklastwagen, wobei er den Schnellzug von London nach Brighton um Zentimeter verfehlte. Der bereits von dem

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