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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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tun, um Brent unter Kontrolle zu halten, aber was es auch immer ist, ganz sicher funktioniert es!« Offensichtlich hatte Brent sich auf dem Weg zur Schule danebenbenommen. Meine Nachbarin hatte zu ihm gesagt, sie würde mich am folgenden Tage besuchen, und es würde ihr leidtun, wenn sie mich von seinem schlechten Benehmen in Kenntnis setzen müsse. Brent hatte sie angelächelt, sich umgedreht und den anderen Kindern gesagt, sie würden ihr Spiel in der Pause fortsetzen. Für den Rest der Fahrt hatte Brent dagesessen und sich mit seinen Freunden freundlich und ruhig unterhalten. Als Brent an diesem Tage nach Hause kam, teilte ich ihm mit, dass meine Nachbarin mir von dem Vorfall im Bus erzählt habe. Ich sei glücklich zu hören, dass er bereit gewesen sei, für sein Verhalten geradezustehen. Weiter sagte ich ihm, ich hätte den Eindruck, es sei ihm ganz und gar nicht gleichgültig, wie sein schlechtes Benehmen auf mich wirken würde. Er habe mir eine solche Enttäuschung allem Anschein nach ersparen wollen. Brent bestätigte das. Er habe im Bus vor allem deshalb Ruhe gegeben, weil er mich nicht enttäuschen wollte. Dieses Denken war keine plötzliche Errungenschaft, sondern ist dem fleißigen Gebrauch zu verdanken, den wir von unseren ›Familienkonferenz‹-Techniken gemacht haben.
    Ich will es mit einem Beispiel erläutern. Vor einigen Monaten kam Brent mit einer Nachricht aus der Schule nach Hause, die besagte, dass er und zwei andere Jungen wegen ständiger Störungen aus dem Turnunterricht hinausgeschickt werden mussten. Bis zum Ende der Stunde mussten sie im Flur stehen. Die Nachricht sollte von den Eltern unterschrieben werden. Brent warf mir die Nachricht zu und sagte: »Du wirst ganz schön wütend auf mich sein.« Da hatte er völlig recht, und daraus
machte ich auch keinen Hehl. Brent fragte mich, ob sein Vater ihm wohl was auf den Hintern geben würde. Ich machte ihm klar, dass das eine Angelegenheit sei, die ihn und seinen Vater anginge. Ich konnte aber sehen, dass er vor dem Ärger seines Vaters Angst hatte. In panischem Schrecken fragte er mich: »Was wirst du denn mit mir tun?« Diese Frage leitete ein sehr eingehendes Gespräch ein, das nach und nach zu einer Atmosphäre der Rücksichtnahme und des Vertrauens geführt hat. Brent erzählte mir, dass er seines Verhaltens wegen ein schlechtes Gewissen hatte. Er wollte es loswerden, für sein Verhalten bezahlen und die ganze Sache hinter sich haben. Ich erklärte ihm, dass ich nicht daran interessiert sei, ihn dafür zu bestrafen. Ich war enttäuscht, dass er nicht bereit war, die Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. »Ich weiß nicht, was du damit meinst«, war seine ehrliche Antwort. Daraufhin sprachen wir über Selbstkontrolle. Brent verteidigte sein Verhalten, indem ersieh wie üblich hinter den anderen versteckte: »Ich war ja nicht der Einzige, der rausgeschmissen wurde …« Durch weiteres Zuhören bekam ich heraus, dass er vor allem Angst vor Schlägen hatte. Ich sagte ihm, dass nach meiner Meinung Schläge kein gutes Mittel zur Erziehung seien und dass ich zuversichtlich annähme, dass eine solche Situation sich durch eine Aussprache vermeiden oder zumindest entschärfen lasse. Wir sollten versuchen herauszufinden – so schlug ich ihm weiter vor –, wie wir zu dieser Angelegenheit stünden und was wir tun könnten, um Brent vor ähnlichen Situationen zu bewahren.
    Brent platzte damit heraus, dass es sehr schwer sei, ein Kind zu sein. Die Erwachsenen könnten alles tun, wozu sie Lust hätten, während Kinder stets mit irgendwelchen Leuten zu tun hätten, die ihnen sagten, was sie tun und lassen sollten. Ich gestand ihm zu, dass das zum Teil richtig sei. Ich sei aber der Meinung, dass er es nicht ganz richtig sähe. Erwachsene müssten schließlich die Verantwortung für ihr Verhalten selbst übernehmen. Auch sie hätten also die Folgen ihres Verhaltens zu tragen. Dann teilte ich ihm meine Hoffnung mit, dass er dieses Verantwortungsbewusstsein erwerben werde, um ein erfülltes und interessantes Leben in dieser Gesellschaft führen zu können.

    Diese Gesprächsrichtung sollte sich zwar als sehr zukunftsträchtig erweisen, aber sie befasste sich nicht mit Brents vordringlicher Sorge: was er nämlich angesichts des Vorfalls in der Schule zu erwarten habe.
    Ich sagte: »Was ich tun werde? Ich werde dir deutlich zu machen versuchen, wie enttäuscht ich bin. Ich werde dir klarmachen, dass dein Verhalten dein Problem ist. Ich bitte dich,

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