Familienkonferenz in der Praxis
verlangte Spielzeug überstieg in der Regel meine damaligen finanziellen Möglichkeiten. So versuchte ich ihm zu erklären, dass wir die Einkäufe planen mussten und nicht mehr ausgeben durften, als wir uns vorgenommen hatten. Mit Felix’ gütiger Erlaubnis und irgendeinem kleineren Tributzoll ging es dann. Das Einkaufen war weder für ihn noch für mich eine Freude. Felix brachte seine Enttäuschung und seinen Ärger zum Ausdruck, und ich kochte, weil ich mich ständig mit dieser Plage herumschlagen musste.
Nachdem ich mit Raymond darüber gesprochen hatte, beschlossen wir, dass Felix und ich es einmal mit den Problemlösungstechniken versuchen sollten, die ich vor kurzem im Kurs kennengelernt hatte. Bevor wir also das nächste Mal zu unserer Einkaufsfahrt aufbrachen, fragte ich Felix, ob er Lust hätte, einmal einige neue Techniken auszuprobieren, die ich gelernt hätte. Ich erklärte ihm, wie der Prozess abläuft: Wir wollten uns beide anhören, welche Bedürfnisse wir hatten, wir wollten beide Vorschläge machen, wie diese Bedürfnisse zu befriedigen seien, und uns auf einige Grundregeln einigen, die wir dann beim Einkaufen beachten würden.
Ich stellte eine Liste mit meinen Bedürfnissen auf: Der Einkauf sollte rasch über die Bühne gehen, meine begrenzten Finanzen sollten berücksichtigt werden, ich wollte nicht »Nein« sagen müssen, wenn das Spielzeug zu teuer war. Außerdem sagte ich ihm, wie wenig ich von Süßigkeiten halte. Mein Vorschlag war, dass er irgendwelches Obst als Alternative bekäme. Felix sagte, er hätte das Bedürfnis, sich die Spielwarenabteilung
allein anzusehen, dann würde er mir die Dinge zeigen, die er sich wünsche, und außerdem wäre es ihm lieb, wenn wir es nicht so schrecklich eilig hätten, nach Hause zu kommen.
Ich sagte, dass das der Eiscreme, die auf meinem Einkaufszettel stünde, nicht gut bekommen würde. Aber damit würden wir schon irgendwie fertigwerden. Wir hatten es beide eilig, unsere Übereinkunft auszuprobieren. So sprangen wir in den Wagen, um unser Schicksal in die Hand zu nehmen. Ich machte mich daran, meine Einkäufe zu erledigen, sagte Felix auf Wiedersehen, und fort war er in Richtung Spielwarenabteilung. Ich kaufte ein und genoss es wirklich, dass Felix nicht dabei war und ständig quengelte. Dann kam ich in der Spielwarenabteilung an, wo ich einen aufgeregten Felix vorfand, der mir drei Spielzeuge zeigen wollte, die sein besonderes Interesse gefunden hatten. Wir sahen uns die Preise an, und Felix war zu dem ungeheuren Zugeständnis bereit, sich auf »ein kleines Modell, nur eines« zu beschränken. Ich hatte das Gefühl, übers Ohr gehauen worden zu sein. »Felix, ich habe das Gefühl, dass du mich unter Druck setzt. Außerdem bin ich enttäuscht, dass unsere Vereinbarung so wenig taugt. Ich hatte erwartet, dass wir uns über die Dinge unterhalten würden, die du kaufen möchtest. Ich dachte, wir würden für bestimmte Dinge sparen. Jetzt gewinne ich den Eindruck, dass du gar nicht darüber sprechen willst, wie wir doch eigentlich vereinbart hatten. Du verfällst wieder in das alte Spiel und ziehst ein langes Gesicht, wenn du es nicht sofort bekommst.«
Felix wiederholte seinen Wunsch, dass er das Modell haben wolle, und meinte schließlich, ich hätte genügend Geld und er hasse mich. Ich antwortete, ich sähe wohl, dass wir an den grünen Tisch zurückmüssten. Das Problem müsse erneut bedacht werden. Dann waren wir wieder zu Hause. Was war schiefgelaufen? Ich hatte Gordons Buch gelesen, am Kurs teilgenommen und die Techniken verwendet. Wo lag des Rätsels Lösung? Felix kam ins Haus, schmiss seinen Mantel auf den Boden, gab der Katze einen Tritt und ging nach oben, um sich von seinen Fernsehcomics trösten zu lassen. Während ich die Lebensmittel forträumte, ließ ich im Geiste die Situation noch einmal Revue passieren
und kam zu dem Schluss, dass nicht nur der Supermarkt nicht akzeptabel war. Felix selbst war nicht akzeptabel. Warum hatte sich das kleine Ungeheuer nicht an unsere Vereinbarungen gehalten? Ich lobte mich selbst für diese gute Frage.
Nach einiger Zeit hatte ich meine Ruhe und Unvoreingenommenheit wiedergefunden. Ich begab mich also nach oben, um mit Felix zu sprechen. Ich ging in sein Zimmer, schaltete die brutale Zeichentrickserie aus, die er sich gerade ansah, und teilte ihm mit, dass ich darüber, was gerade in dem Laden passiert war, bekümmert sei. Ich fragte ihn, wie er dazu stehe. Er lief weinend in sein Schlafzimmer. Er
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