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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Jeans sind. Ganz sicher haben wir es nicht mit einem sonderlich schwer wiegenden Problem zu tun! Er möchte lediglich wissen, wo sie sind. Die Mutter besitzt also das Problem. Sie möchte nicht, dass er ein Kleidungsstück trägt, das seine Identifikation mit einer Gruppe von Jungen festigt, von denen sie meint, sie seien der falsche Umgang für ihn. Sie verwendet aktives Zuhören also, um ihren Sohn dazu zu bewegen, über ein Problem zu sprechen, das sie besitzt: » Es sind wirklich deine Lieblingshosen, nicht wahr?« Der Junge hat gar nicht gesagt, Jeans seien seine Lieblingshosen. Warum dann diese Rückmeldung der
Mutter? Offensichtlich ist ihr eigentliches Empfinden: »Ganz bestimmt sind es nicht deine Lieblingshosen.«
    Was hätte die Mutter sagen sollen? Hier wäre eine Botschaft erforderlich, die dem Jungen mitteilt, dass die Mutter ein Problem hat. (In den Kapiteln 6 und 7 werde ich die Konfrontationstechnik erläutern, die dazu dient, Kindern zu begegnen, die Eltern vor ein Problem stellen. Ich werde zeigen, welche Botschaften am ehesten geeignet sind, Kinder dazu zu veranlassen, ihr Verhalten zu verändern.) In diesem Beispiel hätte die Mutter ihrem Sohn besser zuerst gesagt, wo er seine Jeans finden kann, um ihn dann mit ihrem Problem zu konfrontieren:

    »Für mich bedeutet die Tatsache, dass du diese Jeans trägst, ein Problem: Ich entnehme daraus, dass du dich den Jungen zugehörig fühlst, die ich missbillige. Ich habe Angst, dass du wieder in Schwierigkeiten gerätst.«

    Ob eine solche Botschaft den Jungen beeinflussen würde, kann niemand vorhersagen. Es wäre aber wenigstens eine ehrliche Botschaft. Sie würde die Sorge der Mutter zum Ausdruck bringen und deshalb ihre Empfindungen besser als das aktive Zuhören widerspiegeln.
    Das Grundprinzip kann nicht oft genug wiederholt werden:

    Aktives Zuhören ist ein Instrument, durch das man einem Kind mitteilt, man akzeptiere seine Probleme, sodass es ermutigt wird, darüber zu sprechen, und dabei unter Umständen eine eigene Lösung findet.
    Aktives Zuhören mit versteckter Absicht
    Ein weiterer Grund dafür, dass aktives Zuhören in manchen Familien nicht klappt, liegt darin, dass es Eltern dazu benutzen, zu irgendeinem bereits vorher festgelegten Ergebnis zu kommen, von dem das Kind gewöhnlich nichts weiß. Wir nennen dies »eine versteckte Absicht haben«.
Eine der versteckten Absichten, die Eltern mit dem aktiven Zuhören häufig verfolgen, ist ihr Wunsch, das Kind zu einer Lösung zu führen, die sie sich wünschen. Ihre Hoffnung ist, aktives Zuhören könne das Kind veranlassen, auf ihre »richtige« Lösung zu kommen. Dazu folgendes Beispiel:

    »Es regnet, und ich möchte, dass er eine Jacke, einen Regenumhang oder irgendetwas dergleichen anzieht. Ich sage: ›Es sieht so aus, als wolltest du unvernünftig sein, hinausgehen, nass werden und in der Schule fehlen.‹ Ich komme nicht sehr weit damit. Er widerspricht, tobt und schreit …«

    Er soll wohl so reagieren, damit die Mutter mit ihrer Ansicht recht hat: »Es sieht so aus, als wolltest du unvernünftig sein«, und sie auf diese Weise erreicht, dass er ihre versteckte Absicht begreift und etwas überzieht.

    Nehmen wir ein anderes Beispiel für die versteckte Absicht eines Elternteils:

    »Eines Abends, als es Zeit zum Essen war, spielte meine Tochter mit vier oder fünf Freunden im Sandkasten … Ich rief sie zu Tisch. Sie jammerte und wollte nicht reinkommen. Ich versuchte es mit aktivem Zuhören und sagte: ›Du möchtest viel lieber draußen bleiben und spielen. Es wäre dir lieber, wenn du nicht reinkommen müsstest.‹ Sie jammerte nur noch lauter und erklärte, sie wolle kein Abendbrot. Schließlich verkündete sie: ›Ich komme nicht rein!‹ Nun befahl ich: ›Komm sofort rein!‹ Woraufhin sie – immer noch weinend – gehorchte. Rückblickend ist mir klargeworden, dass ich nur meinen Willen durchsetzen wollte.«

    Die Einsicht der Mutter trifft zu, denn sie war auf eine einzige Lösung festgelegt: Ihre Tochter sollte sofort hereinkommen und essen. Mit dieser versteckten Absicht musste das aktive Zuhören vergebene Liebesmühe
bleiben, da die Verständnisbereitschaft nur vorgetäuscht war. Aus Erfahrung weiß ich, dass aktives Zuhören sich nicht zur subtilen Einflussnahme eignet. Kein Kind kann durch dieses Mittel dazu bewegt werden, eine Lösung zu akzeptieren, für die man sich bereits im Vorhinein entschieden hat. Das Kind versteht die Rückmeldung wahrscheinlich als

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