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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Versuch, ihm doch noch den Willen der Eltern aufzuzwingen.
    Wieder müssen wir an das Prinzip erinnern: Aktives Zuhören ist ein Instrument, das dem Kind hilft, eine Lösung für sein Problem zu finden. Es ist kein Instrument für Eltern, sich die Zustimmung zu ihren eigenen Lösungen zu sichern. Hätte die Mutter wirklich die Bereitschaft gehabt, die Gefühle ihrer Tochter zu akzeptieren, hätte der folgende Problemlösungsprozess in Gang gesetzt werden können:

    M : Du möchtest viel lieber draußen bleiben und spielen.
    K : Ja, ich möchte bei meinen Freundinnen bleiben. Es macht gerade so viel Spaß.
    M : Du möchtest mit deinen Freundinnen weiterspielen.
    K : Das möchte ich.
    M : Fällt dir irgendeine Lösung ein, mit der du einverstanden wärst?
    K : Ich kann später essen. Oder du tust mir mein Abendessen auf einen Pappteller, und ich esse neben der Sandkiste.

    Sicher hätte die Tochter auch andere Lösungen finden können.
    Wichtig ist jedoch die Tatsache, dass das Kind eine Lösung vorschlägt. Eben dies soll aktives Zuhören bewirken.
    »Was ist, wenn einem nicht passt, was man hört?«
    Da einfühlendes Zuhören so nützlich ist, wenn man Kinder dazu bekommen möchte, dass sie ihre wahren Gefühle äußern, darf es nicht überraschen, wenn sie manchmal Dinge sagen, die ihren Eltern nicht passen – zum Beispiel:

    »Ich mag dich nicht.«
    »Du hast Jimmy lieber als mich.«
    »Ich bin so unglücklich.«
    »Niemand mag mich.«
    »Ich möchte mit der Schule aufhören.«
    »Ich habe bei der Prüfung gemogelt.«
    »Marihuana rauchen ist einfach toll.«
    »Ich bin aus der Baseballmannschaft rausgeflogen.«
    »Das College ist blöd.«

    Manche Eltern sind aus einer Vielzahl von Gründen auf solche Gefühle nicht vorbereitet. Vielleicht hegen sie für ihre Kinder bestimmte Hoffnungen und Erwartungen, die sie unter allen Umständen in Erfüllung gehen sehen möchten. Sie haben wenig Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Kinder, selbst konstruktive Lösungen für ernsthafte Probleme zu finden. Sie haben unter Umständen große Angst, ihre Kinder könnten mit dem Gesetz in Konflikt kommen oder etwas anstellen, was ihnen für ihr ganzes späteres Leben schaden könnte; oder es fällt ihnen vielleicht einfach schwer, irgendwelche negativen Gefühle zu akzeptieren, wie es diesem Vater, einem Biologieprofessor, ergeht:

    »Für mich ist schon immer mein größtes Problem gewesen, mit negativen Gefühlen fertigzuwerden – den Ärger, das Unglück, die Enttäuschung der Kinder zu akzeptieren … Das habe ich von meinen Eltern angenommen, die einfach leugneten, dass es negative Gefühle gibt. Ich bin in einer angeblich sehr glücklichen Familie aufgewachsen. Meine Eltern mochten eben nicht zugeben, dass es dort negative Gefühle gab. Wenn wir uns über irgendetwas ärgerten, mussten wir fortgehen und durften erst wiederkommen, wenn unser Ärger sich gelegt hatte … Deshalb fällt es mir heute schwer, mit so etwas fertigzuwerden.«

    Die Mutter der fünfjährigen Laura erzählt, wie schwer es ihr fiel, das Problem zu akzeptieren, das ihre Tochter mit dem Kindergarten hatte:
»Ständig erzählte sie morgens, sie sei krank oder müde, oder sie wollte sich nicht anziehen lassen … Sie wurde hysterisch bei dem Gedanken, dass sie in den Kindergarten musste – sie war entschlossen, nicht dort zu bleiben. Sie weinte so bitterlich … Ich versuchte, den Grund herauszufinden. ›Gibt es etwas in den Räumen oder auf dem Spielplatz, was dich stört?‹ Es stellte sich heraus, dass sie auf dem Spielplatz immer allein war. Sie stand da und sah den andern Kindern zu. Wenn sie jemanden fragte, ob er mit ihr spielen wolle, spielte er immer schon mit jemand anderem … Ich war außer mir! Ich rief meinen Mann an. Er kam nach Hause und sprach ebenfalls mit ihr. Wir wollten nichts anderes, als dass sie sich im Kindergarten wohlfühlte. Anfangs hatte sie das auch getan. Deshalb waren wir auch so erregt. Ich glaube, hier haben Eltern die größten Schwierigkeiten, nämlich einzusehen, dass das Kind das Problem besitzt. Dadurch steht man abseits. Sie war erst fünf Jahre alt! Und ich dachte: ›Mein Gott, sie wird niemals Freude am Kindergarten haben, wenn das so weitergeht.‹«

    Vielleicht noch erschreckender war die Situation, die eine Mutter beschrieb, deren halbwüchsige Tochter drohte, die Schule zu verlassen und von zu Hause fortzugehen:

    »Sie sagt: ›Ich kann die Schule nicht ausstehen. Sie langweilt mich zu Tode‹ und ›Ich

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