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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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der Methode der ›Familienkonferenz‹ nicht überzeugt bin. Ich glaube nicht, dass man Kinder wie Erwachsene behandeln kann. Definitionsgemäß sind Kinder eben keine Erwachsenen. Bei manchen Dingen fehlt es ihnen ganz einfach
an der Erfahrung, um immer die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Einige Entscheidungen können sie treffen. Bestimmte Entscheidungen kann man ihnen aber einfach nicht überlassen, das wäre nicht fair. Ihnen fehlt die erforderliche Erfahrung. Ich glaube nicht, dass ein 16-Jähriger weiß, was das College für ihn bedeutet, oder dass ein 16-jähriges Mädchen bei einem Rendezvous im Mondschein irgendeine Vorstellung davon haben kann, was es bedeutet, ein uneheliches Kind zu bekommen. Man darf es ihr nach meiner Meinung mit 16 nicht freistellen, ihren romantischen Gefühlen zu folgen und sich hinzugeben.«

    Diese Einstellung Kindern gegenüber ist durchaus nicht ungewöhnlich bei Eltern, die das Modell der ›Familienkonferenz‹ nicht kennen. Sie ist aber ziemlich selten bei Eltern, die einen Kurs besucht haben. Was lässt sich solchen Eltern sagen? Kann man ihnen helfen, mehr Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeiten ihrer Kinder zu entwickeln? Vielleicht. Zumindest kann ich mitteilen, was ich selbst dazugelernt und von Eltern erfahren habe, die mir über Probleme dieser Art berichteten.
    Man kann niemals in Erfahrung bringen, ob man Kindern trauen kann, wenn man ihnen nicht vertraut
    Wenn Eltern es niemals mit der Methode des aktiven Zuhörens versuchen, werden sie niemals in Erfahrung bringen, ob ein Kind seine eigenen Probleme lösen und konstruktiv mit seinen Gefühlen umgehen kann. Wenn Eltern auf das Problem eines Kindes mit Kommunikationssperren reagieren, verbauen sie diesem Kind die Chance, sein Problem aufzuarbeiten und sich ihr Vertrauen zu erwerben. Kommunikationssperren teilen dem Kind mit: »Ich traue dir nicht zu, dass du dein Problem selbst lösen kannst.« (Du musst dies tun, du solltest das tun, du hättest weiß Gott besser so gehandelt, ich möchte dir von meiner Lösung berichten und dir meinen Ratschlag mitteilen. Du brauchst meine Hilfe und meine Weisheit, allein die Tatsache, dass du dieses Problem hast, beweist, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt.)
    Die Kommunikationssperren hindern das Kind daran, das eigentliche Problem zu erkennen
    In all den Fällen, wo Eltern auf aktives Zuhören vertrauten, beobachteten sie, dass ihre Kinder vom vordergründigen Problem abkamen (»Ich geh nicht auf das College«, »Ich kann den Kindergarten nicht ausstehen« oder »Diese Familie macht mich wahnsinnig«). So stießen sie dann schließlich auf das wirkliche Problem. Eltern, denen es an Vertrauen fehlt, schalten sich sofort ein und versuchen, das vordergründige Problem mit Befehlen, Drohungen, Ratschlägen, Lösungen oder Moralpredigten zu lösen. Dabei haben sie überhaupt keine Ahnung, worin das eigentliche Problem bestehen könnte.
    Es bleibt noch genügend Zeit, sein Wissen und seine Weisheit mitzuteilen, wenn es erforderlich ist
    Kinder sind sich dessen schmerzlich bewusst, dass ihre Eltern über mehr Erfahrung und Wissen verfügen. Tatsächlich überschätzen die meisten Kinder das Wissen und die Klugheit ihrer Eltern beträchtlich. Andererseits stellen sie ihr eigenes Licht unter den Scheffel. Ob man das eigene Wissen und die eigene Weisheit einem Kind (oder auch einem anderen Erwachsenen) anbietet, ist eine Frage des Zeitpunktes. Wenn man das aktive Zuhören sofort verwendet, hilft man dem Kind unter Umständen, das eigentliche Problem zu entdecken. Das Kind löst es vielleicht, ohne dass man ihm sein Wissen und seine Weisheit zur Verfügung stellen müsste. Möglicherweise stellt man auch fest, dass das Kind nur sein Herz ausschütten möchte und gar keine Hilfe braucht. Wenn es aber nicht weiterkommt und keine Lösung findet, kann man immer noch fragen, ob es Interesse an Anregungen und Vorschlägen hat. Durch Warten vergrößert man die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind Hilfestellungen anderer akzeptieren wird. Es ist das Prinzip guter Lehrer und tüchtiger Ratgeber.
    Menschen finden ihre Lösungen lieber selbst. Sie sind eher bereit, die Lösungen anderer zu akzeptieren, wenn sie zunächst versucht haben, eine eigene zu finden, und es ihnen nicht gelungen ist.
    Die Versuchung, Kommunikationssperren zu verwenden
    Abgesehen davon, dass es schwerfällt, eingefleischte Reaktionsweisen zu verändern, verwenden Eltern Kommunikationssperren nach meiner

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