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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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und genaues Zuhören vermittelt dem Kind das Bewusstsein, dass Erwachsene beim Zuhören von bestimmten Einstellungen ausgehen:
– Ich mach mir dein Problem nicht zu eigen.
– Ich werde dir aber dabei helfen, deine Lösung zu finden.
– Ich traue dir ohne Einschränkung die Fähigkeit zu, mit deinem Problem konstruktiv fertigzuwerden.
– Die Tatsache, dass du Probleme hast, tut meiner Liebe zu dir keinen Abbruch. Sie sind eine völlig normale Erscheinung im Leben eines jeden Menschen.
    Diese Einstellungen bewegen Kinder dem Anschein nach sehr häufig dazu, die Verantwortung für ihre Probleme selbst zu übernehmen. Sie werden weniger abhängig von ihren Eltern. Eltern berichten uns häufig, dass sie erstaunt sind festzustellen, wie gut ihre Kinder in der Lage sind, ihre Probleme zu lösen, und welche Mittel ihnen dazu zur Verfügung stehen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt (und ihnen die Verantwortung dafür überlässt). Eine graduierte Studentin der Psychologie hatte als junge Mutter (ihre Tochter Alice war zwei) an unserem Kurs teilgenommen. Sie beschrieb ihr Verhältnis zu Alice, die heute zehn ist:

    »Alice fügte sich sehr gut in der Schule ein. Der Lehrer hatte aber immer irgendwo in der Klasse zu tun, weil die Jungen viel Unruhe stifteten … Eines Tages kam sie in Tränen aufgelöst nach Hause. Fast 15 Minuten lang weinte sie. ›Das ist ungerecht‹; ›Ich hasse meinen Lehrer‹; ›Er ist schrecklich‹; ›Keinem hört er zu‹. Er hatte sie nämlich umgesetzt,
und deshalb war sie sehr böse auf ihn. Sie hatte mit ihm zu reden versucht, aber er hatte nicht zugehört. Als sie ihrem Ärger Luft gemacht hatte, beruhigte sie sich. Ich sagte: ›Wenn er dir nicht zuhört, wie kannst du dann seine Aufmerksamkeit gewinnen …?‹ Sie antwortete: ›Nun, ich kann ihm schreiben.‹ Sie setzte sich hin und schrieb ihm: ›Ich habe das Gefühl, bestraft zu werden, wenn Sie mich ständig umsetzen. ‹ Ich war verblüfft, denn ich wäre nie darauf gekommen. Sie aber schrieb ihren Brief und teilte ihm mit, dass sie böse sei, dass das nicht der gerechte Lohn für gutes Verhalten sei und dass sie selbst entscheiden wolle, wo sie sitze. Natürlich sei ihr klar, dass er bei so vielen Kindern in der Klasse nicht jedermann zuhören könne. Sie gab den Brief ab, und der Lehrer las ihn tatsächlich. Er ließ sie entscheiden, wo sie sitzen wollte!«

    Auch ein anderes zehnjähriges Mädchen überraschte seine Mutter durch seine Selbstständigkeit:

    »Ich glaube, sie entwickelt eine erstaunliche Fähigkeit, mit ihren Problemen selbst fertigzuwerden. Früher traute ich ihr das nicht zu. Ich versuchte, ihr in der verschiedensten Weise zu helfen. Sie war mit ihrer Freundin bei einem Treffen gewesen und erzählte mir schreckliche Dinge von Barbara und was Barbara getan hatte. ›Barbara hat mich beschimpft, sie hat ihre kleine Schwester geschlagen und umgeschubst.‹ Wissen Sie, meine Reaktion war weder Fisch noch Fleisch, ich versuchte es richtig mit dem aktiven Zuhören, aber ich verhielt mich doch anders als früher. Während sie noch dabei war, all diese scheußlichen Dinge von Barbara zu erzählen, ging sie zum Telefon und rief Barbara an. Sie sagte: ›Barbara, mir tut es leid, was ich getan habe. Ich möchte mich entschuldigen.‹ Ich war ziemlich erstaunt, als ich das hörte, weil ich glaubte, es sei alles Barbaras Schuld, nach dem, was sie erzählt hatte.«

    Wieder eine andere Mutter berichtet von folgendem Gespräch mit ihrem achtjährigen Sohn Jerry:

    J : Was passiert, Mama, wenn jemand im Garten anderer Leute spielt und deren Wäscheleine zerreißt?
    M : Das hört sich an, als ob du Sorgen hättest, Jerry.
    J : Ja, ich kenn die Leute nicht. Ich bin weggelaufen.
    M : Machst du dir Sorgen, weil du weggelaufen bist?
    J : Nein, ich habe Angst! Was können sie mir tun?
    M : Du möchtest wissen, was sie dir dafür tun können, dass du ihre Wäscheleine zerrissen hast.
    J : Nicht mir allein. Alan war dabei. Wir spielten mit der Wäscheleine nebenan bei Teddy. Sie zerriss. Da sind wir weggelaufen, und nun habe ich Angst, sie merken, dass sie zerrissen ist.
    M : Oh, das hört sich an, als ob du wirklich aufgeregt bist, Jerry!
    J : Ja, Mama, was soll ich tun?
    M : Möchtest du wirklich, dass ich dir sage, was du tun sollst?
    J : O ja, ich weiß, dass du das nicht tust. Es ist mein Problem … Aber, Mama, was würdest du tun, wenn du an meiner Stelle wärst?
    M : Tja, Jerry, wenn ich an deiner Stelle wäre, hätte

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