Familienkonferenz in der Praxis
Christine Jimmy in ihrer Kleinkindersprache etwas erklärt, der auf der Toilette sitzt: dieser kleine Wicht auf der riesigen Toilette. Er sitzt auf dem Rand und hält sich fest. Christine hält ihn an den Händen und plappert: ›Geh aufs Töpfchen, geh aufs Töpfchen.‹ Ich ließ ihn und Christine das selbst lösen. Ich habe mich überhaupt nicht eingemischt. Die Sauberkeitserziehung meiner älteren Kinder hatte ich noch sehr unangenehm in Erinnerung, sodass ich mich mit meinen Bonbonbelohnungen oder Ähnlichem ganz heraushielt … Das Verfahren bedeutet eine große Erleichterung für mich … Sie entwickeln sich viel schneller, als ich ihnen jemals zugetraut hätte.«
Wir wollen noch den Bericht einer anderen Mutter hören, die ihren beiden Kindern mehr Verantwortung einräumte. Ergebnis: Tochter und Sohn lernten die Nähmaschine bedienen!
»Als Bob ungefähr 13 war, wollte er, dass ich ihm etwas nähe. Ich sagte, ich hätte keine Lust, so viel für ihn zu nähen. Da fragte er: ›Kannst du mir zeigen, wie man die Nähmaschine bedient?‹ Das tat ich. Dann wollte Francis es lernen. Sie war so jung, dass ich bei ihr viel mehr Bedenken hatte. Aber ich zeigte ihr, wie die Spule aufgewickelt wird und wie die Stiche eingestellt werden und was sonst noch dazu gehört. Da lernte auch sie es. Bob lernte, seine Hosen selbst mit diesen wilden Flecken zu besetzen; Francis fertigte Puppenkleider an. Ich habe damit überhaupt nichts mehr zu tun … Die Geschlechtsrollenstereotypen haben wir ebenfalls über Bord geworfen … Ich habe all meinen Kindern beigebracht, Kekse und Kuchen zu backen.«
Die Techniken der ›Familienkonferenz‹ flößen Eltern größere Achtung vor den Fähigkeiten ihrer Kinder ein. Damit verbunden ist ein neues Verständnis der Kinder:
»Ich glaube, Eltern können sich nicht vorstellen, dass Kinder Entscheidungen treffen können. Wissen Sie, wir halten sie eben für Kinder, was mit der Unfähigkeit, das Leben zu meistern, gleich gesetzt wird.«
Wie viel diese neuen Einstellungen bei Eltern und Kindern gleichermaßen bewirkten, zeigt das folgende Interview:
»Sie kam herein, weil sie eine Auseinandersetzung mit irgendeinem Kind aus der Nachbarschaft hatte. Ich beschloss, mich aus dem Problem herauszuhalten und es mit aktivem Zuhören zu versuchen. Ich wollte nicht meine Lösungen senden, sondern es ihr überlassen, das Problem selbst zu lösen, was erstaunlicherweise sehr gut funktionierte.«
Eine andere Mutter wollte zunächst eingreifen, entschloss sich dann aber, den Mund zu halten und ihrem Sohn die Verantwortung für die Lösung eines Konfliktes mit seiner Freundin Michelle zu überlassen. Micheles Eltern hatten auch erst mit allen Kräften versucht, das Problem zu lösen. Schließlich arbeiteten Mike und Michelle den Konflikt allein auf und erneuerten ihre Freundschaft. An jenem Abend teilte Mike der Mutter seine Gefühle mit. Sie berichtete:
»Nachdem Mike mir mitgeteilt hatte, wie sie das Problem gelöst hatten, sagte er: ›Weißt du, Mama, das war nicht dein Problem oder das Problem von Michelles Eltern. Es war ein Problem zwischen Michelle und mir. Es ist doch undenkbar, dass Erwachsene herumlaufen und kleine Kinder auffordern, ihre, die Probleme der Erwachsenen zu lösen.‹ Und ich sagte: ›So ist es.‹ Daraufhin er: ›Warum kommen dann Erwachsene an und versuchen, sich in unsere Probleme zu mischen?‹ Ich antwortete: ›Das ist merkwürdig, nicht wahr?‹ Er meinte: ›Ja. Es war nicht das Problem der Erwachsenen, sondern das von Michelle und mir. Wenn uns alle in Ruhe gelassen hätten, wären wir damit eher fertiggeworden!‹ Ich sagte: ›Donnerwetter!‹«
Eine andere Mutter berichtete, was geschah, als sie ihrem Sohn für seine Probleme Lösungen anbot:
»Ich glaube, er wurde deshalb so böse auf mich, weil ich ihm ständig mit irgendwelchen fertigen Antworten oder Vorschriften kam: ›Tu dies und tu das.‹ Wenn es nicht klappte, konnte er mir Vorwürfe machen. Wenn es jedoch klappte, konnte er niemals Anerkennung dafür ernten … Menschen glauben gerne, dass eine gute Lösung ihr Einfall war. Wenn es aber schiefgeht, machen sie einem Vorwürfe. Ich glaube nicht, dass er Lust verspürte, die Initiative zu ergreifen und seine Entscheidungen selbst zu fällen. Wenn ich jedoch jetzt zurückblicke …, machen die Kinder enorme Fortschritte: In diesem letzten Monat haben sie viel mehr eigene Entscheidungen getroffen als jemals zuvor.«
Ein Vater erzählt, wie
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