Familienkonferenz in der Praxis
sie zu erklären oder Lösungen anzubieten. Ich bemühe mich um aktives Zuhören, so gut ich kann. Das Leben ist nicht immer großartig und rosig. Nicht alle Probleme lassen sich sofort lösen. An manchen Tagen scheint alles schiefzugehen, und das ist in Ordnung so.«
6. Neue Hilfe für Eltern, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen
E s ist eine Sache, ein geübter Zuhörer zu werden, wenn die Kinder Probleme haben. Etwas ganz anderes ist es, zu lernen, die eigenen Bedürfnisse als Elternteil zu befriedigen. Auf hunderterlei Art geben Kinder ihren Eltern Probleme auf. Das Zusammenleben mit einem Kind führt unvermeidlich dazu, dass bestimmte Verhaltensweisen zu bestimmten Zeiten nicht akzeptabel sind, weil sie mit eigenen Vorhaben unvereinbar sind, weil sie einen hindern, das Leben zu genießen, weil sie einen frustrieren oder ärgerlich machen. Viele Eltern behaupten sich Kindern gegenüber nicht genug. Sie sind zu nachgiebig und lassen sich von ihren Kindern tyrannisieren. Andere treten mit Bestimmtheit auf, doch die Methoden, die sie verwenden, sind so feindselig und aggressiv, dass die Beziehung zu ihren Kindern darüber zerbricht und die Selbstachtung ihrer Kinder ernsthaften Schaden erleidet.
Das Modell der ›Familienkonferenz‹ räumt den Eltern ausdrücklich das Recht ein, sich bestimmt zu verhalten, wenn ihre Kinder sie vor Probleme stellen. Es bietet darüber hinaus spezifische Techniken an, die den meisten Eltern neu sind. Mithilfe dieser Techniken können sie sich viel wirksamer und konstruktiver behaupten.
Wir haben festgestellt, dass es den meisten Eltern nicht leichtfällt, ihr Verhalten entsprechend zu verändern. Nachgiebige Eltern können sich von dieser Haltung häufig nur schwer befreien, weil ihre eigenen Eltern ihnen gegenüber eine strenge und autoritäre Position bezogen. Sie sehen nur eine Alternative zum verhassten Verhalten ihrer eigenen Eltern: nachsichtig und nachgiebig zu werden. Andere Eltern hegen das Missverständnis, dass gute Eltern sich »zum Besten ihres Kindes aufopfern« müssten. Solche Eltern verstehen die Befriedigung eigener
Bedürfnisse häufig als egoistische Handlungsweise. Wieder andere Eltern vermeiden jede direkte Konfrontation mit ihren Kindern, weil sie Angst haben, die Liebe ihrer Kinder zu verlieren. Manche Eltern haben – ganz sicher dank der Erfahrung mit ihren eigenen Eltern – Angst vor jedem Konflikt. Wenn man sich in einer Beziehung für seine eigenen Rechte einsetzt, führt das unter Umständen zum Konflikt. Deshalb ist es verständlich, dass Eltern, die schlechte Erfahrungen mit Familienkonflikten gemacht haben, häufig Nachgiebigkeit der Selbstbehauptung vorziehen. In diesem Kapitel werde ich berichten, was wir über die Schwierigkeiten erfahren haben, die Eltern mit Ich-Botschaften haben. Ich werde spezielle Vorschläge und Richtlinien zur Überwindung solcher Schwierigkeiten anbieten. Vielleicht auch – so hoffe ich – Verhaltensweisen, durch die man sie vermeiden kann.
Vorher werden es aber sicherlich viele Leser begrüßen, wenn ich noch einmal eine kurze Zusammenfassung der Ratschläge gebe, die die ›Familienkonferenz‹ für Eltern vorsieht, die das Problem in Gestalt einer Verhaltensweise ihres Kindes besitzen. (Wer eine umfassendere Darlegung wünscht, sei auf das erste Buch Familienkonferenz verwiesen.)
Du-Botschaften und Ich-Botschaften
Wie dem Leser sicherlich erinnerlich ist, brachten wir im unteren Teil des Verhaltensrechtecks jene Verhaltensweisen unter, die für den Elternteil nicht akzeptabel sind. In diese Zone gehören jene Fälle, in denen der Elternteil das Problem besitzt. Die Techniken, die zur Bewältigung solcher Situationen dienen, heißen »Konfrontationstechniken«.
Unsere Kurserfahrungen mit einer Viertelmillion Eltern haben uns gezeigt, welche typischen Haltungen Eltern einnehmen, wenn ihre Kinder nicht akzeptable Verhaltensweisen an den Tag legen. Die Kursleiter bieten den Eltern eine Reihe solcher Situationen dar und fordern sie dann auf, aufzuschreiben, welche Haltung sie dem Kind gegenüber einnehmen würden. Fast ohne Ausnahme sind ihre Botschaften einer
der Kommunikationssperren zuzuordnen – einer jener zwölf Sperren, die wir in Kapitel 3 beschrieben haben:
Befehlen, anordnen, auffordern
»Du gehst in dein Zimmer!«
»Du hörst auf, solchen Lärm zu machen!«
Warnen, ermahnen, drohen
»Wenn du nicht aufhörst, bekommst du Schläge!«
»Mutter wird böse, wenn du mir weiterhin im Weg
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