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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Geduld war am Ende. ›Du gehst jetzt ins Bett! Schluss mit dem Spielen!‹ Meine Stimme wurde lauter, und schließlich schlug ich sie und sagte: ›Du wirst jetzt ins Bett gehen – mir reicht es!‹ Aber auch das brachte mich nicht weiter. Immer noch weinte sie. Ich war verzweifelt und wusste einfach nicht, was ich noch tun sollte. Dann dachte ich, versuchen wir es mit der Methode der ›Familienkonferenz‹. Ich ging also hinein, setzte mich zu ihr ans Bett und nahm sie in den Arm. Ich nahm sie aber nicht aus dem Bett heraus. Ich sagte: ›Papa und ich haben nicht viel Zeit füreinander. Ich verbringe den größten Teil des Tages mit dir. Ich möchte aber auch ein bisschen Zeit für Papa haben. Abends entspannen wir uns und sprechen miteinander. Manchmal gehen wir auch früh zu Bett. Wir können aber nicht zu Bett gehen, wenn du weinst.‹ Sie sagte: ›In Ordnung, Mama.‹ Damit war alles vorbei. Ich wollte es nicht glauben. Sie schlief zwar nicht sofort, aber das Weinen und die Wutanfälle waren schlagartig vorbei.«

    Ein Vater erinnert seine Frau daran, welchen Erfolg eine ihrer Ich-Botschaften hatte:

    »Eines Abends hast du uns mitgeteilt, dass das Essen fertig sei, dass aber niemand käme. Da hast du eine sehr schöne Ich-Botschaft gesendet: ›Ich bin wirklich frustriert. So viel Zeit habe ich gebraucht, um ein schönes Abendessen vorzubereiten. Jetzt bin ich traurig, dass das Essen kalt wird.‹ Die Botschaft kam an. Ich fand wirklich, dass es sehr natürlich klang, und es schien Erfolg zu haben – es war interessant, die Kinder zu beobachten. Sie sahen ein, dass der Kummer ihrer Mutter berechtigt war, und kamen. Ich erinnere mich, dass ich damals wünschte, solche Ich-Botschaften senden zu können. Sie benutzt sie viel häufiger, als sie selbst bemerkt.«

    Eine Mutter besuchte den Kurs noch, als sie Folgendes mit einer Ich-Botschaft erlebte:

    »Bald nach Beginn des Kurses und nach der Bekanntschaft mit ›Ich-Äußerungen‹ hatte ich Gelegenheit, eine unmögliche, wenn auch kaum überraschende Situation zu verändern. Ich hatte fünf kleine Kinder. Ständig musste ich irgendetwas für sie besorgen. Dabei ging mir der ständige Lärm im Auto ziemlich auf die Nerven. Besonders nervenaufreibend war es, unseren neunjährigen Sohn zu den Chorproben zu bringen. Die Kirche liegt mehrere Meilen von unserem Haus entfernt. Dazu musste ich im Spätnachmittagsverkehr durch das Geschäftsviertel und mehrere Schulbezirke. Wie den meisten anderen Müttern fiel mir häufig nichts anderes ein, als die Kinder anzuschreien und zu beschimpfen. Das trug natürlich nur noch zum allgemeinen Durcheinander bei. An jenem Glückstag beschloss ich, meine wirklichen Gefühle ohne Schreien zum Ausdruck zu bringen. Ich fuhr an den Straßenrand, hielt an und zog den Schlüssel heraus. Da saßen wir!!! Die Kinder waren einen Moment sprachlos, dann bombardierten sie mich mit Fragen. Ich erklärte ihnen in aller Ruhe: ›Ich habe schreckliche Angst, unter solchen Bedingungen zu fahren! Der Lärm und die Unruhe machen mich so nervös, dass ich Angst habe, einen Unfall zu verursachen. Deshalb warte ich, bis es ruhig genug ist, um weiterzufahren.‹ Es dürfte überflüssig sein zu erwähnen,
dass die Ruhe sofort eintrat und auch weiterhin anhielt. Wenn die Kinder wieder einmal zu ausgelassen sind, sodass ich um unsere Sicherheit fürchte, fahre ich an den Rand, halte an, und das Wunder beginnt von neuem. Ich habe eine ›nicht verbale Ich-Äußerung‹ entwickelt. Selbst unser Baby versteht, was ich sage!!!«

    Im folgenden Beispiel wird ein Problem, das in vielen Familien vorkommt, durch die erfolgreiche Ich-Botschaft einer Mutter bewältigt:

    »Die Ich-Botschaft ist sehr nützlich. Ich weiß das. Sie kann ein Kind wirklich von seinem Vorhaben abbringen. Ich habe es erlebt. Häufig gebe ich Befehle. Die werden ganz unverfroren missachtet. Wenn ich aber eine dreiteilige Ich-Botschaft sende, führt sie in der Regel zum Erfolg. Beispielsweise sendete ich eine mit folgendem Wortlaut: ›Ich mag nicht, wenn das Geschirr in die Spüle gestellt wird. Wenn ich das Abendessen vorbereiten will, muss ich mich selbst drum kümmern. Dann verspäte ich mich mit dem Essen. Das macht mich sehr ärgerlich.‹ Am nächsten Tag wurde das Geschirr in den Geschirrspüler gestellt. Leider dauerte das nur zwei Tage.«

    Die Mutter musste eine weitere Ich-Botschaft senden, als die erste nach zwei Tagen bei den Kindern in Vergessenheit geraten war. Aber das

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