Familienkonferenz in der Praxis
… Ein andermal ließ ich die Kinder alle hereinkommen, weil der Tisch von ihren Schulsachen bedeckt war. Ich sagte nur: ›Ich möchte, dass ihr reingeht und den Tisch abräumt.«
Auf weit weniger Widerstand würde wahrscheinlich eine Botschaft wie die folgende stoßen: »Wenn der Tisch mit euren Schulsachen voll ist, kann ich nicht zum Abendessen decken. Ich habe aber keine Lust, hinter euch herzuräumen.« Diese Ich-Botschaft würde nicht nur die Wahrscheinlichkeit verringern, auf Widerstand zu stoßen, sondern auch den Kindern die Verantwortung dafür übertragen, ein Verhalten zu entwickeln, das der Mutter bei ihrem Problem helfen könnte. Die Kinder hätten die Chance, Punkte gutzumachen. Eine Lösungsbotschaft enthält ihnen diese Möglichkeit vor, weil der Elternteil ihnen genau vorschreibt, was sie tun müssen.
Zuflucht zu Macht und Autorität
Wenn eine Ich-Botschaft nicht die erwünschten Ergebnisse bringt, ist man immer versucht, zur elterlichen Macht Zuflucht zu nehmen. Einige Eltern erliegen dieser Versuchung wie im folgenden Beispiel:
»Um Ich-Botschaften kümmert er sich nicht. Immer wehrt er sich. Ich sagte: ›Carey, ich kann weiß Gott nicht fernsehen, wenn du im Wohnzimmer umherspringst und schreist. Ich kann dann nichts verstehen.‹ Er sagte: ›Oh‹, und fuhr mit seiner Tätigkeit fort. Schließlich sagte ich: ›Carey, geh hinaus.‹ Da verschwand er.«
Zwar brachte der mütterliche Befehl Carey dazu, zu verschwinden. Auf lange Sicht können solche Situationen das Kind aber lehren, dass es sein Verhalten nicht zu verändern braucht, wenn es eine Ich-Botschaft hört. Es kann ruhig abwarten, bis die Mutter wütend genug wird, um ihm eine solche Veränderung zu befehlen.
Zahlreiche Eltern gaben zu, körperliche Gewalt anzuwenden, wenn Ich-Botschaften fehlschlagen. Sie schubsen das Kind dann fort oder ziehen es am Arm. Diese Eltern hatten in der Regel nicht viel Erfolg mit Ich-Botschaften. Das darf nicht überraschen. Wenn man nämlich nach dem Fehlschlagen einer Ich-Botschaft von seiner Macht Gebrauch macht, heißt das nichts anderes, als dem Kind zu sagen: »Ich habe ein Problem und möchte, dass du mir hilfst. Tust du es aber nicht, mache ich dir schon Beine!« Das ist nicht die Art von Botschaften, die im Kind den Wunsch wecken, Rücksicht auf die Bedürfnisse seiner Eltern zu nehmen.
Einige Richtlinien für Ich-Botschaften
Ob die Ich-Botschaften der Eltern wirken, hängt vom Charakter der gesamten Eltern-Kind-Beziehung ab. Hören Sie Ihrem Kind zu, wenn es ein Problem besitzt. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es konstruktiv auf Ihre Botschaften reagiert, wenn Sie das Problem besitzen. Der Wunsch zu helfen muss auf Gegenseitigkeit beruhen – er kann nicht einseitig sein, zumindest nicht lange.
Üben Sie, Ihren Gefühlen auf die Spur zu kommen. Sind Ihre Ich-Botschaften gewöhnlich ärgerlich, leben Sie in Unkenntnis der Gefühle, die Sie empfinden, wenn Ihre Kinder Sie vor Probleme stellen. Fragen Sie sich selbst: »Was fürchte ich?« Denn sehr häufig führen die Verhaltensweisen, die Sie nicht akzeptabel finden, dazu, Sie irgendwelcher Dinge zu berauben, die Sie brauchen.
Erwarten Sie von Kindern nicht, dass sie ihr Verhalten ändern, wenn Sie sie über die greifbaren und konkreten Effekte dieses Verhaltens im Unklaren lassen. Nennen Sie ihnen gute Gründe. Denn sie müssen davon überzeugt sein, dass ein begründeter Anlass dazu besteht, ihr Verhalten zu ändern. Warum sollten sie sich sonst anders verhalten? Denken Sie daran: Eine gute Ich-Botschaft besteht aus drei Teilen.
Erwarten Sie nicht, dass jede Ich-Botschaft die gewünschte Wirkung zeigt. Auch Sie werden nicht immer Lust haben, Ihr Verhalten zu ändern, wenn Ihr Ehepartner oder ein Freund es von Ihnen verlangt.
Halten Sie Ihre Kinder nicht für verletzlicher und empfindlicher, als sie sind. Wenn Ihre Ich-Botschaft keine verschleierte Du-Botschaft ist, kann sich die Stärke nach der Intensität Ihres Gefühls richten. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie der Seele Ihres Kindes dauernden Schaden zufügen könnten.
Wenn die erste Ich-Botschaft ohne Wirkung bleibt, versuchen Sie es mit einer zweiten. Verstärken Sie diese und machen Sie deutlich, was Sie empfinden, wenn man Ihre Bedürfnisse nicht zur Kenntnis nimmt.
Achten Sie sorgfältig auf die Abwehrreaktionen, die Ihr Kind gewöhnlich zeigt, wenn Sie es mit Ihren Ansprüchen konfrontieren. Schalten Sie um auf aktives Zuhören. Danach können Sie, wenn
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