Familienkonferenz in der Praxis
Sie wollen, eine neue Ich-Botschaft senden.
Teilen Sie Ihren Kindern mit, warum diese Sie vor ein Problem stellen, nicht aber, was sie, die Kinder, tun sollen, um es zu lösen. Geben Sie ihnen eine Chance, Ihnen aus eigener Kraft zu helfen.
Eine Ich-Botschaft ist ein machtfreies Verfahren, mit dessen Hilfe Sie erreichen können, was Sie sich wünschen. Verderben Sie sich diese wirksame Technik nicht dadurch, dass Sie anschließend Ihre Zuflucht zu Befehlen, körperlicher Gewalt oder Strafandrohung nehmen.
7. Positive Erfahrungen mit Ich-Botschaften
S obald Eltern damit beginnen, in ihren Familien Ich-Botschaften zu verwenden, bringt ihnen das vielerlei Vorteile. Ich-Botschaften rufen nicht nur Veränderungen im Verhalten der Kinder hervor. Auch die Eltern verändern sich. Einige fassen mehr Mut, sich an schwierige Probleme heranzuwagen, andere verschließen sich nicht länger der Einsicht, dass sie auch Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse nehmen sollten. Nach dem Kurs hört man von den Eltern häufiger, dass sie sich für ihre eigenen Rechte einsetzen. Natürlich berichten sie auch, dass sie besser verstehen, was im Inneren ihrer Kinder vorgeht. Viele Eltern haben erlebt, dass die Benutzung von Ich-Botschaften das Nörgeln und Streiten erheblich vermindert. Andere haben uns erzählt, dass sie offener und ehrlicher wurden, und zwar nicht nur mit ihren Kindern, sondern auch ihren Ehepartnern und Freunden gegenüber. Nicht wenige Eltern waren außerdem überrascht festzustellen, wie häufig sie auf Hilfsbereitschaft bei ihren Kindern stießen, wenn diese hörten, ihre Eltern seien in ihren Gefühlen verletzt. Meist staunten die Eltern über die Fähigkeit ihrer Kinder, sich kreative und geeignete Lösungen einfallen zu lassen, wenn sie erst einmal erfahren hatten, dass sie ihre Eltern vor ein Problem stellten.
In diesem Kapitel erzählen Eltern von dem Nutzen, den sie aus Ich-Botschaften ziehen. Sie berichten auch, wie günstig sich ihre neu erworbene Selbstbehauptung auswirkt.
Ein leicht erlernbares Instrument
Unsere Interviews bewiesen, dass die meisten Eltern weniger Schwierigkeiten mit dem richtigen Gebrauch von Ich-Botschaften haben als mit dem aktiven Zuhören. Ein Elternteil schreibt dies der dreiteiligen Formel zu (Verhalten, Gefühl, greifbarer Effekt).
»Man bekommt dadurch ein Instrument in die Hand – das ist äußerst wichtig. Die Ich-Botschaft ist wie ein Vordruck. Man füllt die Lücken aus. Sie macht so klare Vorschriften, dass man keine Schwierigkeiten hat. Ich brauche nicht zu denken, ich mache es ganz automatisch, da die drei Teile der Botschaft so unmissverständlich beschrieben sind. Wann immer ich in einer entsprechenden Situation bin, kann ich mit ›wenn‹ beginnen, und im Nu ist die Botschaft komplett.«
Ein anderer Elternteil findet eine ähnliche Erklärung:
»Die Ich-Botschaft fiel mir im Kurs am leichtesten. Der Leiter brachte uns bei, wie man die drei Teile verwendet … Ich hatte viel weniger Schwierigkeiten, solch einen Satz zu konstruieren, als das aktive Zuhören zu lernen. Ich-Botschaften scheinen leicht zusammenzustellen zu sein. Man muss nur die drei Teile berücksichtigen.«
Aufgrund der Ich-Botschaften fasste eine Mutter den Mut, sich mit den Problemen in ihrer Familie zu befassen:
»Ich habe das Gefühl, dass ich damit ein wirksames Instrument in der Hand habe. Das gibt mir den Mut, in Situationen einzugreifen, die nach meiner Meinung nicht richtig sind. Zwar habe ich nicht immer recht, zumindest kann ich jetzt aber den Versuch machen, sie in Ordnung zu bringen.«
»Es funktioniert wirklich!«
Ein anderer Grund dafür, dass so viele Eltern Ich-Botschaften leicht erlernen, mag darin liegen, dass viele gleich zu Anfang feststellen, wie manchmal eine einzige Ich-Botschaft zu erstaunlichen Ergebnissen führt. Solche frühen Erfolge bestärken Eltern ganz bestimmt in dem Entschluss, Ich-Botschaften auch in anderen Situationen anzuwenden.
Im folgenden Beispiel berichtet die Mutter der zweieinhalbjährigen Kay, was passierte, als die Tochter nicht ins Bett wollte:
»Eines Abends war ich sehr müde. Kay hatte schlechte Laune. Sie wollte nicht ins Bett. Sie weinte und wollte sich nicht hinlegen. Dabei wurde sie fast hysterisch. Ich probierte alles. Anfangs redete ich vernünftig mit ihr. ›Sieh mal, Kay, es wird Zeit, dass du ins Bett gehst. Du musst schlafen. Weißt du, es ist spät. Du musst schlafen. Das ist nun einmal so!‹ Sie weinte weiter, und meine
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