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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Umgang mit ihren Kindern so viele Alternativen zu körperlicher Gewalt. Ich bin mir darüber klar, dass das Schlagen in allen Teilen des Landes, bei Eltern aus allen sozioökonomischen Schichten in der Erziehung noch immer verbreitet ist. Selten spreche ich vor Elterngruppen, ohne dass mir die folgende Frage so oder ähnlich gestellt wird: »Doktor Gordon, sicherlich vertreten Sie nicht die Ansicht, dass Eltern ihre Kinder generell nicht schlagen sollten?«
    Allein der Tatsache, dass jemand die Gewohnheit, Kinder zu schlagen,
grundsätzlich infrage stellt, begegnen viele mit ungläubigem Staunen. Diese Eltern fürchten, die Kinder seien überhaupt nicht mehr zu bändigen, wenn man die Freiheit, sie zu schlagen, einschränke. Sie glauben, die Kinder würden dann zu wilden Tieren, mit denen jedes weitere Zusammenleben unmöglich und denen der Weg in die Delinquenz vorgezeichnet sei. Ein Absolvent unseres Kurses äußerte folgende Einstellung zum Schlagen:

    »Im Kurs oder von den Studenten im Kurs wurde die Auffassung vertreten, dass man nicht schlagen solle. Das war völlig falsch. Wir werden ernsthafte Probleme mit unseren Kindern bekommen, wenn wir zu nachsichtig sind. Sehr bald werden wir jegliche Kontrolle über sie verlieren.«

    Nebenbei bemerkt sind es viel häufiger die Väter in unseren Kursen als die Mütter, die für das Schlagen eintreten. Wir können nur vermuten, warum das so ist. In dem oben zitierten Beispiel zeigt sich, dass der Vater Angst hat, die Kontrolle zu verlieren. Er meint, die einzige Alternative zu einem solchen Verlust der Kontrolle über die Kinder sei körperliche Strafe. Nun liegt der besondere Wert der ›Familienkonferenz‹ doch darin, dass sie Eltern so viele Alternativen der Einflussnahme zeigt, die sie davor bewahren, die Kontrolle zu verlieren:
    Techniken zum Aufbau einer herzlichen und liebevollen Beziehung;
    Ich-Botschaften, die den Kindern zeigen, dass ihre Eltern Rechte, Bedürfnisse und Empfindungen haben. Problemlösungstechniken, deren Ergebnis es ist, dass die Bedürfnisse der Eltern in gleicher Weise wie die der Kinder berücksichtigt werden;
    Methoden, mit deren Hilfe in der Familie Regeln gesetzt werden können, die Unordnung, Chaos und Willkür verhindern. Es handelt sich um eben jene Methoden und Techniken, die dem »Kontrollverlust« in allen zwischenmenschlichen Beziehungen vorbeugen. Aus unseren Interviews habe ich einige sehr wichtige Einsichten gewonnen. Erstens ist mir klargeworden, dass sich einige Eltern die irrige Vorstellung
zu eigen gemacht haben, wir propagierten aktives Zuhören als Alternative zum Schlagen oder zu anderen Strafformen. Diese Verwechslung geht deutlich aus der folgenden Aussage eines Vaters hervor:

    »Vielleicht müssen Kinder älter sein, bevor sie die Achtung zu schätzen wissen, die ihnen ihre Eltern durch aktives Zuhören entgegenbringen. Bei unserem Zweijährigen hat sich aktives Zuhören als völlig wirkungslos erwiesen. Da bemalt er zum Beispiel die Wand mit Buntstiften, und ich sage: ›Jimmy, du möchtest auf der Wand kritzeln.‹ Das geht bei ihm nicht, weil er zu jung ist.«

    Dieser Vater hat eines der Grundprinzipien nicht begriffen: Eltern sollten aktives Zuhören nicht verwenden, wenn ein Kind eine nicht akzeptable Verhaltensweise zeigt. Die angemessene Technik wäre eine Ich-Botschaft.
    Kein Wunder, wenn dieser Vater sich beklagt, das aktive Zuhören zeige nicht die erstrebte Wirkung! Wie sollte es auch! Jimmys Antwort auf das aktive Zuhören seines Vaters (»Du möchtest auf der Wand kritzeln«) würde lauten: »Ja, das möchte ich!« Man kann den Vater sehr gut verstehen, wenn er meint, irgendeine andere Methode sei erforderlich, um Jimmy daran zu hindern, die Wände zu bekritzeln. Er ist fürs Schlagen, die ›Familienkonferenz‹ für eine Ich-Botschaft.
    Ich meine, Jimmy hätte vielleicht mit dem Bekritzeln der Wand aufgehört, wenn sein Vater eine Ich-Botschaft wie die folgende gesendet hätte: »He, wenn du die Wand bekritzelst, habe ich Angst, dass man es nicht wieder abbekommt. Ich kann schmutzige Wände nicht ausstehen!« Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass Jimmys Vater ihm auch einige große Papierbogen hätte geben können, auf denen der Junge dann seine Zeichnungen hätte anfertigen können (Umweltmodifizierung).
    Eine Mutter berichtete, dass sie ihre sechsjährige Tochter Melanie das erste Mal schlug, während sie am Kurs teilnahm. Der Grund, den sie dafür nannte, ist interessant:

    »Eines Tages schlug

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