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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Abbildung 25 dargestellt.
    Abbildung 25
    Wir empfehlen nicht akzeptables Verhalten durch eine Ich-Botschaft zu modifizieren, statt es mit irgendeiner der zwölf Kommunikationssperren zu versuchen. Anstelle eines Befehls, den der Vater für notwendig und gerechtfertigt hielt, würde die Familienkonferenztheorie eine Ich-Botschaft vorschlagen, z. B.:

    »Ich habe wirklich große Angst, wenn du das Gewehr geladen und entsichert trägst – es könnte losgehen und jemanden töten!«

    Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Botschaft genauso wirkungsvoll wäre wie der Befehl:

    »Sofort sicherst du das Gewehr!«

    Doch selbst wenn der Vater diesen Befehl gesendet hätte, würde ich ihn nicht unter Machtgebrauch einordnen. Ich würde sagen, der Vater hätte nur eine starke Du-Botschaft gesendet. Allerdings sagt mir meine Erfahrung, dass sie mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Widerstand geführt und die Beziehung zum Sohn beeinträchtigt hätte. Aus diesem Grunde optieren wir für die Ich-Botschaft.
    Nehmen wir nun an, die Ich-Botschaft brächte die erwünschte Verhaltenskorrektur nicht zustande. Vielleicht sagt der Sohn:

    »Ich bringe schon niemanden um. Ich weiß, wie man mit einem Gewehr umgeht!«

    Damit befänden sich die beiden in einem Konflikt. Der Vater hätte die Wahl zwischen drei Methoden.

    Methode I:
»Sichere es, oder wir fahren nicht zum Schießstand.« Oder:« Gib mir sofort das Gewehr her!«
Methode II:
»Na gut, aber sei vorsichtig.«
Methode III:
»Es genügt mir nicht, dass du dich sicher fühlst. Ich bin es nicht, bevor das Gewehr nicht gesichert ist. Das müssen wir klären, bevor wir einen Schritt weitergehen.«
    Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass Methode III hier Erfolg hätte – und der Beziehung weniger Schaden als die anderen zufügen würde –, trotzdem würde ich es keinem Elternteil verargen, wenn er sich hier für das Feldwebelverfahren entscheidet, schon deshalb, weil ich selbst eine Heidenangst vor Schusswaffen habe. Für Methode II kann ich allerdings kaum Verständnis aufbringen, zumal ein Kind dieses Alters ohnehin nicht mit Waffen umgehen sollte.
    Wenn der Vater in dieser Situation einen Befehl äußern sollte, würde ich ihm sehr empfehlen, dass er sich, nachdem sein Sohn das Gewehr gesichert hat, diesem gegenüber etwa wie folgt äußerte:

    »Es tut mir leid, dass ich dir das so barsch befohlen habe, aber ich habe wirklich einen Schreck bekommen und mochte nicht erst lange mit dir darüber sprechen.«

    Die meisten Kinder würden das ohne weiteres einsehen. Andere Eltern beschrieben ähnliche Vorfälle. Das Prinzip bleibt aber dasselbe. Eine Mutter meinte, sie mache von ihrer Macht Gebrauch, wenn sie sagte: »In Ordnung, ihr Lieben, sobald ihr eure Sicherheitsgurte angelegt habt, können wir losfahren.« Wie nicht anders zu erwarten, kam es zu keinem Konflikt. Alle Kinder legten rasch ihre Sicherheitsgurte an. Für die Fahrerin bestand überhaupt keine Veranlassung, irgendeine der drei Methoden zur Konfliktbewältigung anzuwenden.
    Was lässt sich zur körperlichen Gewaltanwendung sagen? Ist sie als Machtgebrauch zu betrachten? Dazu folgenden Vorfall:

    »Ein neun Monate alter Säugling bekommt eine Mittelohrentzündung. Ihm wird ein flüssiges Antibiotikum verordnet, aber er weigert sich, es zu sich zu nehmen. Die Mutter vermischt es mit Erdbeereis. Das Baby weigert sich auch, dieses zu essen. Der Apotheker gibt der Mutter eine Plastikvorrichtung, die dem Säugling in den Mund geschoben wird und durch die die Medizin dann eingeführt werden kann. Das geht aber nur, wenn die Mutter den Säugling auf den Rücken legt und ihm Arme und Beine festhält. Das Baby bekam zwar seine Medizin, wehrte sich aber ärgerlich und wütend.

    Ist das elterliche Macht? Lag ein Konflikt vor? Beide Fragen sind mit Ja zu beantworten. War die elterliche Macht (Methode I) gerechtfertigt? Ich meine ja, vor allem da die Eltern zuerst alles nur Erdenkliche im Sinne der Methode III versucht haben. Angesichts des ernsten Charakters der Erkrankung hätten nach meiner festen Überzeugung die meisten Eltern von ihrer Macht Gebrauch gemacht, um dem Baby die Medizin einzugeben.
    Ist Schlagen erlaubt?
    Einige Eltern berichteten uns, dass sie ihre Kinder schlügen. Offen gesagt war ich überrascht, dass es überhaupt Eltern gibt, die nach dem Kurs immer noch ihre Zuflucht zu Schlägen nehmen. Ich war sehr neugierig zu erfahren, warum das geschieht. Die ›Familienkonferenz‹ liefert den Eltern doch im

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