Familienkonferenz in der Praxis
Frau und ich waren beide traurig, weil wir nicht mit ihnen reden konnten. Nun äußerten die Kinder ihre Bedürfnisse:
Die besten Sendungen für ihre Altersgruppe gab es zwischen sechs und sieben Uhr abends.
Sie begannen, sich eine Sendung anzusehen und sich für sie zu interessieren, und dann riefen wir sie zum Essen. Sie fanden das nicht gerecht. Wenn das Abendessen jeden Tag zur gleichen Zeit stattfinden würde, würde es sie nicht so stören.
Wir begannen nach Lösungen zu suchen:
Die Zeit für das Abendessen konnte festgesetzt werden. Damit war meine Frau einverstanden. Die Kinder würden zu dieser Zeit auf ihre Sendungen verzichten.
Gewöhnlich gab es zwei Abende in der Woche, an denen ich länger arbeitete. Meine Frau sagte, sie wäre damit einverstanden, wenn sie an den Abenden, an denen ich nicht zu Hause war, während des Essens fernsehen würden. Damit war ich einverstanden.
Die Kinder erklärten sich freiwillig bereit, an den Wochentagen auf alle Sendungen zu verzichten. Ich fiel beinahe hintenüber. Meine Frau und ich antworteten, dass wir das für nicht akzeptabel hielten, weil das unserer Meinung nach zu weit gehe. Dies sei ein Vorschlag, den sie wahrscheinlich nicht würden einhalten können.
Sie antworteten, dass sie sich auf eine Fernsehsendung am Abend von Sonntag bis Donnerstag beschränken wollten. Damit waren wir einverstanden – wobei Sondersendungen ausgenommen wurden.
Ergebnis: Der Fernsehstreit bei uns hörte wirklich auf. Die Kinder suchten sich ihre Sendungen sorgfältig aus und hielten sich an die Beschränkung, die sie sich gesetzt hatten. Dies war eine Übereinkunft, an die wir nie zu denken gewagt hätten – aber sie war herrlich. Wir hatten am Abend Zeit für Familienspiele. Die Kinder hatten Zeit für ihre Hausaufgaben, und sie gingen früher zu Bett. Dieser Plan wurde wohl anderthalb bis zwei Jahre durchgehalten. Dann hatten sich bestimmte Gewohnheiten herausgebildet. Die Kinder waren älter, und es bestand überhaupt keine Notwendigkeit mehr zu irgendwelchen Regeln. Das Problem war einfach nicht mehr akut. Auch heute noch wird der Fernseher bei uns nur sehr sparsam in Anspruch genommen.
Betrachten wir eine andere Problemlösungssituation. Sie findet zwischen dem vierjährigen Tom und seinem Vater statt. Wieder wird deutlich, dass es außerordentlich wichtig ist, die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen und konkurrierende Lösungen zu vermeiden. Tom und sein Vater waren allein zu Haus. Die Mutter und das zweijährige Geschwisterkind hatten die Stadt über das Wochenende verlassen. Am ersten Tag verbrachten Tom und der Vater viel Zeit mit gemeinsamen Beschäftigungen. Dann zeigte sich der Vater aber zusehends gereizter und frustrierter darüber, dass er nicht zu seiner eigenen Arbeit kam:
Tom : Papa, baust du jetzt ein Haus mit mir?
Vater : Ich muss jetzt wirklich an meine eigene Arbeit denken.
Tom : Nur noch ein Haus bitte, ja?
Vater : Du hast jetzt keine Lust, allein zu spielen, nicht wahr?
Tom : (schmollend) Nein.
Vater : Du möchtest gern bei mir bleiben.
Tom : Ja.
Vater : Ich hab aber keine Lust, jetzt noch länger mit dir zu spielen.
Tom : Vielleicht kannst du ja in meinem Zimmer arbeiten.
Vater : Ich möchte aber hier im Wohnzimmer arbeiten, wo all meine Bücher und Unterlagen sind und mein bequemer Stuhl.
Tom : (Pause) Würdest du mir helfen, meine Bauklötze hierherzubringen?
Vater : Du möchtest mit mir im selben Raum sein, während ich meine Arbeit mache?
Tom : Ja.
Vater : In Ordnung, holen wir deine Klötze.
Tom spielte etwa eine Stunde mit seinen Klötzen. Der Vater konnte einen Gutteil seiner Arbeit erledigen. Dadurch waren dann beide in der Stimmung, später am Tag wieder zusammen zu spielen.
Achten wir im nächsten Dialog darauf, wie Anns Bedürfnisse eines um das andere erkannt werden und wie dies dazu führt, dass Lösungen auftauchen:
Mutter : Ich werde ärgerlich, wenn du dich in der Kirche so unruhig verhältst, weil ich mich dann nicht konzentrieren kann.
Ann : Ich mag die Kirche nicht.
Mutter : Dir gefällt es dort nicht.
Ann : Nein, ich kann nicht so lange ruhig sitzen.
Mutter : Dich ermüdet das Sitzen.
Ann : Ja. Nicht, dass ich nicht zuhören mag, aber das Knien tut mir weh und das ständige Aufstehen und Hinsetzen.
Mutter : Es fällt dir schwer, dich auf diesem kleinen Raum zu bewegen.
Ann : Ach, das ist nicht das Schlimmste. Meistens ist es mir zu heiß.
Mutter : Fällt dir irgendetwas ein, was man da tun könnte?
Ann :
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