Familienkonferenz in der Praxis
soll der Tisch jeden Tag gedeckt, abgeräumt und abgewischt werden.
Lösungen: (Zuerst die der Mädchen)
Laurie lässt Gina den Tisch heute Abend decken.
Gina deckt immer auf, Laurie räumt immer ab und wischt ab.
Täglicher, nicht wöchentlicher Wechsel.
Irgendeiner wischt immer ab.
Papa hilft abräumen, wenn Gina an der Reihe ist, abzuräumen und abzuwischen, und wischt ab, wenn Laurie an der Reihe ist, abzuräumen und abzuwischen.
Anmerkung: Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass Nummer 5 sich bei der anschließenden Wertung als akzeptabel für alle erwies; und wie bereits erwähnt, war das vor Monaten, ohne dass seither irgendwelche Schwierigkeiten aufgetreten wären.
Das eigentliche Problem
Häufig erweist sich das Problem (oder der Konflikt), der ursprünglich in Erscheinung tritt, als ein bloß »vordergründiges Problem«, das das eigentliche verbirgt. In Schritt I des Problemlösungsprozesses müssen Eltern häufig zum aktiven Zuhören greifen, damit ihre Kinder ihnen auch wirklich mitteilen, was sie auf dem Herzen haben. Auf diese Weise erfahren die Eltern eher, was wirklich in ihren Kindern vorgeht. Eine Mutter berichtete von einer Konfliktsituation, die oberflächlich betrachtet auf den Umstand zurückzuführen war, dass ihr siebenjähriger Sohn die Schule hasste:
»Mein Sohn hatte keine Lust, morgens zur Schule zu gehen. Ärgerlich verkündete er, dass er die Schule hasse, fragte, warum er da hingehen müsse, und ging jeden Morgen zu spät und in Tränen aufgelöst fort. Diese Szene regte jeden in der Familie und vor allen Dingen mich auf. Nachdem ich sein ›Ich hasse die Schule‹ als eine Botschaft entschlüsselt
hatte, die in Wirklichkeit hieß: ›Ich hasse es, mich zur Schule fertigzumachen‹, unterzog ich unsere morgendliche Routine einer eingehenden Untersuchung: Ich blieb so lange wie möglich im Bett. Erst dann ging ich ihn wecken. Dann war es aber auch Zeit, dass er ›sofort‹ aufstand und sich augenblicklich entschied, was er anziehen wollte. Er mochte nicht aufstehen und weigerte sich, irgendetwas anzuziehen – alles, was ich aussuchte, wies er zurück. Inzwischen war die Zeit noch knapper geworden. Er musste sich beim Essen, Zähneputzen, Schuhezubinden, Haarekämmen sehr beeilen, bis es zum tränenreichen Abschied kam. Wir entwickelten folgende Lösung: Wir legen abends, wenn er ins Bett geht, die Kleidung für den nächsten Tag bereit. Zu dieser Tageszeit ist er guter Dinge und mit allem einverstanden, was ich aus dem Schrank ziehe. Ein Wecker klingelt, rechtzeitig, sodass er noch eine Zeit im Bett liegen bleiben kann. Die Ergebnisse? Er wird wach, bevor der Wecker klingelt, und ist angezogen, bevor ich aufgestanden bin. Er ist sehr stolz auf sich und hilft mir in der Küche; er holt die Milch herein und füttert den Hund. Seine Haltung hat sich auffallend verändert. So verbringen wir beide unsere Morgen jetzt in friedlicher, glücklicher Stimmung.«
Wie diese Problemlösung zeigt, ergeben sich die weiteren Schritte gewöhnlich recht rasch, sobald die eigentliche Frage erst einmal geklärt ist. Es kann gar nicht deutlich genug gemacht werden, wie wichtig es ist, während des ersten Schrittes – der Definition des Problems – intensiven Gebrauch vom aktiven Zuhören zu machen.
Ein anderes Beispiel berichtet davon, wie das aktive Zuhören bei einem Kleinkind dazu verhalf, das eigentliche Problem zu entdecken.
»Es war schrecklich. Jede Nacht um halb vier wachte Mark auf und kam zu seinen Eltern ins Bett. Das musste aufhören. Er sagte uns: ›Ich mag nicht in meinem Bett schlafen.‹ Aber er liebte sein Bett – er war ganz aus dem Häuschen gewesen, als er es bekommen hatte. ›Ich mag mein Bett nicht, und ich möchte bei Mama und Papa schlafen.‹ Wir versuchten es also mit aktivem Zuhören und erfuhren, dass das eigentliche Problem
ganz woanders lag. Sein kleiner Bruder Greg weckte ihn auf. Es lag also gar nicht daran, dass er sein Bett nicht mochte. Deshalb meinten wir: ›Es wird zu eng, wenn du in unser Bett kommst, wir können dann nicht schlafen.‹ Wir fragten ihn, was man tun könnte, um das Problem zu lösen. Er antwortete: ›Wir könnten Greg unten in seiner Tragetasche lassen. Dort wäre er kein Problem. Wir wandten ein: ›Was aber, wenn Greg aufwacht, nass ist, kalt ist, weint, und wir können ihn nicht hören? ‹ Mark sagte: ›Das würde mich nicht kümmern.‹ Natürlich fanden John und ich aber, dass dies ein Problem sei … Er schlug vor, er
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