Familienkonferenz in der Praxis
Probleme bestand darin, dass die Kinder mit schmutzigen Schuhen zur Hintertür hereinkamen. Zu Anfang ließen wir sie ganz um das Haus herumgehen und zur Garage hereinkommen. Ja, das war meine Lösung. Sie wendeten dagegen ein, dass sie kalt und nass seien und dass der Weg um das Haus herum sehr lang sei. Sie meinten, sie könnten die Schuhe auch auf der hinteren Veranda ausziehen und in die Kiste für schmutzige Schuhe stellen … Ich wäre von alleine nicht auf diese Lösung gekommen. Wenn ich ihnen sonst meine Lösungen mitteilte, wurden sie zum eisernen Gesetz … Dieses Ereignis öffnete mir die Augen. Meine Wünsche wurden berücksichtigt, auch wenn es sich nicht um die Lösungen handelte, die ich für notwendig erachtet hatte. Sie waren viel kleiner und jünger als ich. Deshalb hatte ich mich aufgeführt, als sei ich allwissend und würde alle Antworten kennen. Und da kamen sie mit einer verdammt guten Idee. Sie genügte ihren und meinen Wünschen … Der Streit war beigelegt.«
Eine andere Mutter berichtete, dass sie im Zuge der Problemlösung entdeckte, wie vernünftig ihre Tochter eigentlich schon war – wie viele gute Ideen sie hatte:
»Wir beide lernten ebenso wie unsere vierjährige Tochter Mary Ann, dass gute Ideen von jedem Einzelnen zu erwarten waren. Vorher war es immer dasselbe: ›Nein, das darfst du nicht tun.‹ Nun steuerte auch sie neue Ideen bei. Ich glaube, uns ist erst dabei klargeworden, dass Kinder dieselben Rechte haben wie wir … Und es passiert sehr häufig, dass sie Ideen hat. Ich erinnere mich, dass sie einmal alle Pflanzen in den Töpfen begießen wollte, die wir im Hinterhof stehen haben. Ich erklärte ihr, dass einige der Pflanzen eingehen würden, wenn sie begossen würden. Daraufhin hatte
sie den Einfall, dass ich ihr doch sagen könnte, welche begossen werden dürften. Ich nannte ihr diejenigen, die sie so oft begießen konnte, wie sie wollte, und diejenigen, bei denen das nicht der Fall war. Vorher hätte es geheißen: ›Nein, das geht nicht.‹ Die Folge wäre ein Riesengeschrei gewesen, und beide wären wir zutiefst unglücklich gewesen.«
Abänderung der ursprünglichen Entscheidung
Nicht alle Entscheidungen, die aufgrund der niederlagelosen Methode gewonnen werden, stellen sich als so günstig heraus, wie die Beteiligten erwartet haben. Methode III kann nicht in jedem Einzelfall für eine rundum zufriedenstellende Lösung garantieren. Das gilt nicht nur für Familien, sondern ebenso für Wirtschafts- und Industrieunternehmen. Häufig müssen die Probleme erneut angegangen werden, sobald man entdeckt, dass die erste Lösung ihren Zweck nicht erfüllt. Eltern sollten deshalb nicht in den Fehler verfallen, krampfhaft an einer Entscheidung festzuhalten, wenn sich deutlich zeigt, dass sie aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert.
Die folgende Anekdote illustriert, dass Eltern manchmal eine zweite Problemlösungssitzung ansetzen müssen, um zu einer besseren Entscheidung zu gelangen:
»Meine beiden Töchter Gina und Laurie waren mit mir in einer Problemlösungssitzung übereingekommen, täglich den Abendbrottisch zu decken und abzuräumen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass sie sich wöchentlich damit abwechseln wollten. Die eine wollte den Tisch abräumen und abwischen, die andere wollte ihn decken. In der ersten Woche ging das sehr gut. Dann begann aber Gina, die Vierjährige, sich zu sträuben und Umstände zu machen. Allerdings nur, wenn sie an der Reihe mit Abräumen und Abwischen war. Es machte ihr großen Spaß, den Tisch zu decken. Wir hielten eine neue Familienkonferenz auf dem Boden unseres Wohnzimmers ab. Ein großes Stück Zeitungspapier war an der Holzwand
befestigt … Ich erfuhr, dass Gina, die natürlich noch ziemlich klein war, Schwierigkeiten hatte, an das Geschirr auf dem Tisch zu kommen. Sie hatte Angst, es fallen zu lassen, wenn sie es herunternahm und zur Spüle brachte. Sie hatte nichts dagegen, den Tisch abzuwischen. Aber sie mochte es nicht, wenn sie dabei in der Küche allein gelassen wurde. Die ganze Familie beschloss, ihr bei diesem Problem zu helfen. Unten gebe ich wörtlich wieder, was wir auf das Stück Zeitungspapier schrieben. Wir kamen zu der neuen Entscheidung, dass die Mädchen sich wie bisher abwechseln würden. Wenn Gina an der Reihe war, würde Papa allerdings für sie abräumen, und sie würde wie gewöhnlich den Tisch abwischen. Das war vor über vier Monaten, und seither funktioniert es reibungslos.«
Problem: Wie
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