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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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den gleichen Bio-Rhythmus oder wie ist dieser Zufall zu erklären? Sind wir hormonell gleich gesteuert? Gibt es eine versteckte Kamera? Oder ist es nur ein kleiner Gag meiner Freunde? Ich stürze mich auf sie. Umarme sie und wir wirken wie zwei Überlebende eines grausigen Ereignisses, die sich nach Tagen, in wildem Schneesturm, wieder finden. »Was geht denn hier ab?«, fragt uns die vollkommen erstaunte Sigrid, »kennt ihr euch?« »Nein, wir haben uns nur spontan verliebt«, ist meine Antwort und gemeinsam beginnen wir, Sigrid unsere Geschichte zu erzählen. Unsere kleine Kennenlerngeschichte. Damals hier auf dieser Station. Nur ein paar Zimmer weiter. »Wie geht’s
deinem Sohn?«, will ich wissen. »Das kannst du dir gleich selbst angucken«, strahlt Inge, »der kommt nämlich so in einer guten halben Stunde mit Sebastian vorbei.« Sebastian ist Inges Kerl. Ihr Lebensgefährte und WG -Mitbewohner. Inge wohnt in einer WG . Wohnte sie jedenfalls damals. »Du bist also noch mit Sebastian zusammen?«, erkundige ich mich. »Klar«, lacht sie, »so einen kriegst du ja ansonsten auf dem freien Markt gar nicht mehr.« Sie macht so eine Art Trophäengesicht. Nicht ganz zu Unrecht. Sebastian war, jedenfalls damals, ein äußerst attraktives Exemplar der Gattung Mann. In drei Jahren kann sich da ja nicht so viel verändert haben. Männer haben sowieso oft eine längere Haltbarkeit. Nicht gerecht, aber leider wahr.
    Als ich ihr von meinem bevorstehenden Kaiserschnitt erzähle, ist sie ein wenig empört. »O Andrea, du bist wirklich unverbesserlich, du weißt doch, wie schlimm das für die Kinder ist. Da haben die ein Leben lang mit zu tun. Die brauchen dieses Erlebnis im Geburtskanal. Wenn ihnen dieser Kampf ins Leben fehlt, kann das sehr, sehr böse enden.« Bei aller alten Freundschaft, dieses Missionarsgehabe von Inge nervt genau wie früher. Auch Sigrid rollt mit den Augen. Inge holt zu einem Kaiserschnittgroßvortrag aus. Fünf Minuten mindestens. Meine Güte, ist die eifrig. »Inge, es ist zu spät, morgen um acht bin ich dran. Die Messer werden schon gewetzt. Spar dir deinen Vortrag für eine auf, die noch umzustimmen ist«, stoppe ich Inge. Sie runzelt die Stirn. »Du wirst sehen, was du davon hast. Erst nicht stillen und jetzt einen Kaiserschnitt. Die armen Kinder«, kann sie sich nicht verkneifen. Jetzt fällt mir doch wieder sehr genau ein, warum ich damals den Kontakt habe einschlafen lassen. Mann, kann die penetrant sein. Diese Frauen, die
immer ganz genau wissen, wie was im Leben zu sein hat und diese Weisheiten nicht mal für sich behalten können, sind das Grauen. Vor allem, wenn sie, wie Inge, selbst frei von jeglichen Fehlern sind. Heilige unter Normalos.
    »Was ist überhaupt mit dir, hast du dein Baby schon?«, wechsle ich geschickt das Thema, denn Lust auf endlose Debatten habe ich so kurz vor meinem Bauchaufschneidetermin nicht mehr. »Natürlich«, erzählt sie, »seit gestern ist Sara Dana Lisette auf der Welt. Sie liegt nur gerade unterm Licht. Wegen der Gelbsucht. Du weißt schon, Neugeborenengelbsucht. Ich hole sie aber gleich, wenn Sebastian und Konstantin kommen. Sara aber ohne h.« Ich nicke. Wie heißt das arme Etwas? Sara – ohne h – Dana Lisette. Ist Lisette nicht eine Bettwäschenmarke oder Handtuchfirma und Dana der Vorname von Til Schweigers Frau? Ich glaube, dass so ein Name für ein Kind um einiges schlimmer ist als eine Kaiserschnittgeburt, behalte meine Meinung sicherheitshalber aber mal für mich. Sara Dana Lisette. SDL . In anderer Reihenfolge könnte man sie DSL abkürzen. Wie diese Schnellverbindung ins Internet. Wirklich überrascht bin ich über die Namenswahl nicht. Schließlich heißt der Sohn von Inge Konstantin Samuel David. Im besten Fall sind solche Kinder berauscht von ihrer Namensvielfalt, im schlechtesten Fall hassen sie ihre Eltern und müssen jahrelang Therapie machen.
    Bei der Namensfindung sollte man seine Kreativität zügeln. Schließlich muss ein Wesen aus Fleisch und Blut lebenslang damit zurechtkommen. Auch wir hatten uns bei der Namenswahl für das neue Baby, das mir morgen früh rausgeschnitten wird, ziemlich in der Wolle. Christoph wollte, wie schon bei Claudia, nicht das, was ich wollte. Sein
Favorit war Paul. Paul war mir allerdings zu gewöhnlich. Kein hässlicher Name, sicher, aber jeder dritte neugeborene Junge heißt so. Es muss doch noch irgendwas zwischen Paul, Max und Namen wie Brooklyn, Dana Lisette oder Apple geben? Ich wollte, dass unser Sohn

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