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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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die dreiundneunzig.« Frau Doktor Zefler hebt den Kopf, grinst Doktor Wiedmann an, der blöderweise neben ihr sitzt und sagt nur ganz gelassen: »Fast alle lügen beim Gewicht. Ich kalkuliere eh immer fünf Kilo mehr ein.« Doktor Wiedmann fügt ungefragt hinzu, »Wir kriegen Sie schon ruhig, Frau Schnidt. Wir hatten sogar schon noch dickere.«
    Wie tröstlich. Allein der Ausspruch: ›Noch dickere‹. Was
soll denn das heißen? Dass ich riesig fett bin? Charmant. Der hat wirklich in den letzten Jahren gar nichts dazugelernt. Ich konnte ihn damals nicht leiden und so wie es läuft, werden wir auch diesmal keine dicken Freunde. Und wenn schon. Ich bin ja nicht hier, um mein soziales Umfeld zu erweitern, sondern nur zum Entbinden. Da soll er ja Fachmann sein. Immerhin. Wenn jemand mit dem Charme auch noch beruflich eine Null wäre, na dann prost Mahlzeit.
    Ich glaube, ich ruhe mich mal eine Weile aus. Nichts wie zurück ins Zimmer. Im Vergleich zu Wiedmann ist Inge Müller-Wurz direkt erholsam.
     
    Sebastian ist gekommen. Inges Liebster. Mit Konstantin. Den hätte ich ja im Leben nicht wieder erkannt. Konstantin war ein dürres Kind. Die Betonung liegt auf war. Der ist ein richtiger kleiner Moppel geworden. Ein dreister Moppel, der komplett bekleidet in meinem Bett liegt. »Hey Konstantin«, begrüße ich ihn, »du liegst in meinem Bett.« Er schaut auf und bemerkt triumphierend: »Mama hat’s aber erlaubt.« Diese Art Kinder mag ich besonders. Und noch mehr die dazugehörigen Mütter. Ich glaube, bei der piept’s. Vor allem, weil Konstantin aussieht, als hätte er die Stunden zuvor im Moder verbracht. Sogar seine Schuhe hat er noch an. »Sag mal, Inge, wie wär’s, du nimmst deinen Sohn mit in dein Bett«, schlage ich, so gelassen wie möglich, vor. Inge bleibt ungerührt. Das ist etwas, was ich an ihr bewundere. Egal wie man ihr kommt, es ist ihr ziemlich schnuppe. »Du, der wollte lieber in dein Bett, der Konstantin«, gibt sie mir völlig gelassen zur Antwort. »Ja, da will ich aber demnächst rein«, versuche ich es nochmal auf die freundliche Art. Sebastian ist die Sache anscheinend ein wenig peinlich.
»Konsi, komm zum Papi«, fordert er seinen Sohn auf. Konsi – was für ein bekloppter Spitzname – guckt böse und strampelt mit seinen Straßenschuhen munter in meinem Bett. Die Aufforderung verpufft, vor allem weil Inge anstatt Konstantin ihren Sebastian rüffelt, »Du Sebastian, so bitte nicht. Der Konstantin mag eben jetzt noch ein bisschen in Andreas Bett liegen.« Die tickt ja nicht ganz richtig.
    Bevor ich den Querulanten aus meinem Bett zerren muss, betritt Schwester Huberta das Zimmer. Die hat die Sache schnell im Griff. Ich glaube, man nennt ein solch resolutes Auftreten natürliche Autorität. »Raus da, junger Mann«, sagt sie nur und so wie sie auf Konstantin schaut, begreift der sofort, dass er es mit einem anderen Kaliber als seiner Mutter zu tun hat. »Ich beziehe Ihnen später das Bett neu, Frau Schnidt«, sagt Schwester Huberta und wendet sich dann an Inge. »Wir brauchen keine ABM -Maßnahmen, wir haben hier an sich schon genug zu tun, Frau Müller-Wurz. Wenn Ihr Sohn in ein Bett will, dann bitte in Ihres. Und ohne Schuhe. Ich sage nur Hygiene.« Wow, die hat es aber wirklich drauf. Inge guckt etwas bedröppelt. Geschieht ihr recht. Sie nickt gnädig, als Zeichen dafür, dass die Botschaft angekommen ist und Konstantin zieht sogar fast freiwillig die Schuhe aus. Sollte die Supernanny bei RTL mal eine Vertretung brauchen, wäre Schwester Huberta sicher nicht die schlechteste Wahl.
    Ich ruhe mich ein wenig aus und schwätze mit Sebastian. Der erläutert mir ausführlich, warum sie auch diesmal leider keine Hausgeburt machen konnten und dass Inge und er möglichst schnell raus wollen aus dieser sterilen Umgebung. Ich nicke verständnisvoll. Eine Hausgeburt, das wäre nun echt das Letzte, was mir einfallen würde. Für so etwas
bin ich definitiv ein zu großer Schisser. Außerdem hasse ich putzen und ich kann mich düster erinnern, dass eine Geburt eine ziemliche Sauerei ist.
    Inge holt ihre Kleine. Da bin ich aber mal gespannt, ob ihre Sara Dana Bettwäsche hübscher ist, als es ihr Bruder bei der Geburt war. Sie ist es. Richtiggehend niedlich sogar. Ich bin ein wenig fassungslos, so sehr hatte ich damit gerechnet, wieder ein so kümmerliches, ehrlich gesagt, mickeriges Baby wie Konstantin David zu sehen. Sara ist kräftig, hat große, sogar offene Augen und blonden Flaum auf dem Kopf und, im

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