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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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auf dem Bett, Schampus im Silberkübel, Pralinees und Frühstück mit Furz und Feuerstein im Bett. Der Preis kann einem Angst machen, man hofft kurzzeitig auf türkische Lira, weiß es aber im Stillen besser und schluckt die Kröte trotzdem. Ich will eine unvergessliche Nacht. Nach einigen Jahren Beziehung hilft da ein wenig Ambiente sicher auf die Sprünge. Der Manager verspricht mir einen kleinen Rabatt und eine traumhafte
Nacht. So wie der Kerl guckt, könnte man fast denken, er sei im Preis inbegriffen.
    Jetzt kann es losgehen. Je näher der Termin rückt, umso ruhiger werde ich. Das Kleid ist fertig und sieht gut aus, der Friseur kommt am Morgen ins Haus, und Giovanni, unser Restaurantmann, beteuert immerzu: »Tutto a posto.«
     
    Am Hochzeitsmorgen bin ich dann doch ziemlich aufgeregt. Das Wetter ist klasse. Wir heiraten zwar nicht im Freien, aber nichtsdestotrotz hebt gutes Wetter die allgemeine Stimmung und auch die Fotos vor dem Standesamt sehen dann bestimmt netter aus.
    Christoph ist völlig entspannt. Er sieht tatsächlich so aus, als würde er sich freuen. »Natürlich«, sagt er, als ich ihn frage, »ich werde der Mann einer der wunderbarsten Frauen überhaupt. Warum sollte ich mich da nicht freuen?« Wer hat dem denn den Text geschrieben? Das ist ja unglaublich. Kann einen ja fast schon bedenklich stimmen. Schnidt, reiß dich am Riemen, da sagt ein Mann – sehr bald mein Mann – schon mal was umwerfend Schönes und dann ist es auch wieder nichts. Kein Wunder, dass die Männer mittlerweile das Gefühl haben, sie könnten es nie richtig machen. Christoph trägt, dem Anlass entsprechend, dunkelblau. Mit weißem Hemd. Er sieht zum Anbeißen aus. Stattlich und hübsch. Wir küssen uns. Ich beglückwünsche mich zu meiner Wahl und dann kommt auch schon der Friseur. Dieser Mann muss wirklich was tun für sein Geld. Aus meinen Haaren eine Frisur zu machen, ist eine Aufgabe. Ich habe übersichtliches Haar. Dünn. Modell ›Spaghetti‹. Er macht daraus eine Hochsteckfrisur und arbeitet hinten eine Art Haarnest ein, ein Teil, das nicht zu meiner Grundausstattung
gehört. Claudia ist nervös. Sie hat, extra für ihren Auftritt beim Standesamt, ein neues Kleid bekommen. Natürlich rosa. Andere Farben sind für sie nicht akzeptabel, da könnte sie glatt die Tochter meiner Freundin Sabine sein. Um 14 Uhr sind wir bereit. Ich frage etwa 44 -mal, ob Christoph die Ringe hat (schlichte Modelle übrigens) – er hat – und dann startet das Unternehmen Ehe.
     
    Als wir vor unsere Haustür treten, fährt ein Jaguar vor. Am Steuer mein Bruder. Irrsinn. Ein alter Jaguar E-Type. Wer hätte das gedacht? Ein Jaguar-Cabrio in kräftigem Dunkelgrün. Herrlich geschmückt. Die Motorhaube komplett dekoriert mit beigen Rosen. Als Christoph das Auto sieht, wird er blass.
    »Mist, Andrea, also es ist mir sehr peinlich, aber, also ich, ich habe deinen Strauß vergessen. Den Brautstrauß.« Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich habe diesen Mann in den letzten Wochen beinahe täglich daran erinnert, was Passendes zu meinem Kleid zu bestellen. Ohne Schleierkraut. Mehr Anweisungen gab es nicht. Einfach nur schön sollte er sein. Mein Brautstrauß. Und jetzt hat der den Strauß vergessen. Was ist das für ein Omen? Was soll ich werfen? »Eine Hochzeit ohne Brautstrauß ist keine richtige Hochzeit«, fange ich direkt an zu jammern. »Ich kann so nicht heiraten.« Christoph schaut belämmert und mein Bruder, der uns mit Claudia in seinem Auto hinterherfahren wird, findet mich affig. »Ist doch eh nicht praktisch«, versucht er mich zu beruhigen, »ohne Strauß hast du doch wenigstens die Hände frei.« Männerlogik. »Wir besorgen noch einen auf dem Weg zum Standesamt«, sagt Christoph, nimmt mich in den Arm und guckt zerknirscht. Ich
beschließe, jetzt keinen riesen Aufstand zu machen, es ist schließlich mein Hochzeitstag. »Einverstanden«, sage ich und ärgere mich trotzdem noch ein ganz bisschen. »Am besten, wir fahren an die Tankstelle, da kaufst du ja gern mal Blumen«, schlage ich vor, um ein wenig Witz in die Situation zu bringen. »Prima, Andrea, so machen wir es«, sagt Christoph und findet meinen Vorschlag wirklich akzeptabel. Ist der wahnsinnig? Glaubt er wirklich, ich würde mit einem Tankstellenstrauß vor den Standesbeamten treten? Auch mein Bruder stimmt zu: »Mehr Zeit haben wir sowieso nicht. Beim Standesamt ist Pünktlichkeit angebracht. Vor allem, wenn man das Brautpaar ist.« Wir haben noch genau 37 Minuten bis zur

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