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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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14 Tage Urlaub. »Soll der für immer bleiben?«, frage ich leicht verwirrt. Meine Schwester runzelt die Stirn. »Quatsch. Das hier ist ihr Futter. Muss vorher eingeweicht werden und dann nach etwa fünfzehn Minuten rührst du ein wenig Hüttenkäse und Ei drunter. Nur das Eigelb. Hüttenkäse habe ich dir mitgebracht. Man weiß ja nie.« Was weiß man nie? Ob ich jederzeit Hüttenkäse im Haus habe oder was? Selbstverständlich nicht. Warum auch? Hüttenkäse ist so ziemlich das geschmacksneutralste Lebensmittel, das ich kenne. Wer mag das schon? Der arme Hund. Solange wir das nicht essen müssen, kann es mir ja egal sein. »Das hier ist ihre Schlafdecke. Ihre Leine und ihr Kuscheltier. Ohne die Decke legt sie sich nicht gerne hin. Ach ja, Andrea, es wäre gut, wenn Athene in eurer Nähe schlafen könnte. Sie braucht das. Da ist sie sehr sensibel.« Ein mahnender Blick meiner Schwester unterstützt ihre Einweisung. »Kein Problem«, nicke ich. »Und noch eins. Eine Kleinigkeit. Athene ist läufig, aber ich habe dir ausreichend Einlagen mitgebracht. Denk dran, regelmäßig wechseln.« Da erst fällt es mir auf. Der Hund trägt, unter seinem goldgelben Fell nur schwer zu erspähen, eine Art Höschen. »Und Andrea, gib auf die Rüden Acht. Nicht, dass mir Athene eine unliebsame Überraschung mit nach Hause bringt«, kichert sie zum
Abschied. Ich schwöre, mich persönlich jedem aufdringlichen Rüden in den Weg zu werfen, und endlich fährt meine Schwester ab. »Uff«, sage ich zum Hund, »die wären wir los. Komm rein, du haariges Etwas.«
    Zur Begrüßung bekommt Athene erst mal ein paar Stückchen Fleischwurst. Meine Schwester wundert sich immer, warum der Hund so heiß auf mich ist, aber weder der Hund noch ich haben unser kleines Fleischwurstgeheimnis je gelüftet. Immer nur Hüttenkäse und Trockenfutter, das würde mir auch nicht gefallen. So gesund und diszipliniert. Wie meine Schwester. Die hat auch nie Figurprobleme. »Ich achte auf das, was ich esse. Schließlich möchte ich meine Figur halten«, sagt sie oft und ungefragt. Besonders oft mir, die ich mich beim Thema Essen noch nie sonderlich gut im Griff hatte. Abends vor dem Fernseher ›nascht‹ Birgit Kohlrabi. Mehr muss man zu dem Thema ja wohl nicht sagen. Wenn die wüsste, dass ich heimlich ihre geliebte Athene mäste, würde sie durchdrehen. Aber das Schöne am Hund: Der verpetzt mich nicht.
    Athene und Rötel-Mark setzen sich ins Wohnzimmer. »Darf ich sie mit in mein Zimmer nehmen?«, fragt er mich. »Wenn es denn sein muss«, antworte ich und sage nur: »Sei lieb mit ihr.« »Ja, Mama«, antwortet mein Sohn. Welch ein schöner kleiner Satz: »Ja, Mama.«
     
    Ich nutze die freie Zeit, um mit Heike zu telefonieren. Sie ist sehr beeindruckt, welche Abenteuer mir ihr kleines Geschenkpäckchen verschafft hat. »Tut mir Leid mit dem BMW , aber die Verkäuferin hat mir den Rammler wärmstens empfohlen. Ich hab’s ja persönlich nicht so mit diesem phallischen Kram und habe mich deshalb auf ihr
Urteil verlassen. Die Fernbedienung ist der Knüller, hat die behauptet. Und die verkauft den ganzen Tag so einen Krempel. Also wirklich, Andrea, Entschuldigung.« Ich verzeihe sofort. War ja gut gemeint und die Absicht ist das, was zählt. Auch Heike will morgen zu Christophs großer Überraschungsparty kommen. Fein. Das ist doch eine wirkliche Überraschung. Sie verspricht, den rosa Rammler dann diskret mitzunehmen und mir rasch Ersatz zu schicken. Ich gestehe, dass er schon ein ganz klein wenig gebraucht ist, aber sie sagt, das sei kein Problem. Die Dinger sind doch waschbar. Zum Schluss des Gesprächs fragt sie mich, ob es okay sei, wenn sie jemanden mitbrächte. »Hast du eine Freundin?«, frage ich aufgeregt. Na endlich. Das wird ja mal Zeit. »Du wirst schon sehen«, sagt sie nur, »bis morgen.« Ich würde mich so freuen, wenn es bei Heike endlich mal geschnackelt hätte. Die ist wählerischer als jede Hetero-Frau, die ich kenne. »Liegt an der mangelnden Auswahl«, sagt sie, wenn ich ihr das vorhalte. »Ihr Heten-Frauen könnt doch aus einem viel größeren Pool aussuchen. Lesben gibt’s nun mal nicht wie Sand am Meer. Und noch dazu langt es ja nicht, die gleiche sexuelle Präferenz zu haben. Sie sollte mir schon auch gefallen.« Das ist ein bisschen untertrieben. Heikes Anspruchsprofil ist sehr klar gesteckt: gutes Aussehen, kurzes blondes, gerne weißblondes Haar, aber keinesfalls zu burschikos, gute Figur, schlank, aber mit möglichst viel Busen und

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