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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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noch dazu mit einem Giga-Intelligenzquotienten. Ach ja, und ohne Humor geht natürlich überhaupt nichts. Und CSU -Tussen mag sie auch nicht.
     
    Sigrid kommt schon um halb drei. Ihre Betty im Schlepptau. Das Kind ist wirklich bildschön, fast wie gemalt. Wilde
Korkenzieherlocken wie die Mutter, riesige Kulleraugen und dazu ein einnehmendes Wesen. Ich habe Betty noch nie richtig motzig gesehen. Ein Wunderkind. »Was gibst du der, damit die so entspannt ist?«, habe ich Sigrid schon oft gefragt. »Reiner Glückstreffer, der Ausgleich für meine Jungs. Die Belohnung dafür, dass ich gleich zwei Kerle großgezogen habe. Gott ist manchmal doch gerecht.« Ich hoffe inständig, dass sie Recht hat, denn dann hätte ich bei Gott auch was gut. Nach dem S-Bahn-Erlebnis und dem Vibrator-Desaster wäre eine kleine Belohnung durchaus angebracht.
    Wir beschließen, Claudia zu Fuß abzuholen. Mit Hund. Als wir den halben Weg hinter uns haben und sich Athene einen Grünstreifen sucht, um zu erledigen, was Hunde nun mal zu erledigen haben, dämmert es mir. Leider ein paar Sekunden zu spät. »Sie hat ihr Höschen noch an«, schreie ich, rase auf Athene zu, aber es ist schon zu spät. Der Hund hat sich in die Hose gemacht. Was mache ich denn jetzt mit diesem zugeschissenen Hund? Es quillt überall raus. Ein Hundehöschen ist leider keine Windel. Es ist eher eine Art String mit Slipeinlage und einem durchschnittlichen Hundehaufen nicht gewachsen. Nicht annähernd. Betty und Mark brüllen beide »Igitt« und ich würde den Hund am liebsten da lassen, wo er ist. Ich wühle in meinen Taschen, finde zwei ziemlich zerknüllte Papiertaschentücher und mache mich an die Hundesäuberung. Der Hund denkt, es gäbe eine Extra-Streicheleinheit und wedelt wie bekloppt mit dem Schwanz. Phantastisch, so verteilt sich alles schön großflächig. Warum hat meine Schwester keinen Yorkshire-Terrier? Da hätte ich mit meinem Minimal-Equipment, also den zwei Tempos, durchaus noch eine Chance. So ist das
Ganze eine einzige, gigantische Schweinerei. Der Hund hat alles im Fell hängen und ich könnte mal wieder heulen. Meine Güte, wohin jetzt mit den Tempos? Nie sind Mülleimer da, wenn man sie braucht. Sigrid steht am Straßenrand und lacht und lacht. Na immerhin – eine hat hier wenigstens ihren Spaß. »Halt bitte mal den Hund, damit ich untenrum noch wischen kann«, bitte ich sie. Sie schüttelt ihre Mähne, »Andrea, lass doch. Das machen wir nachher.« Einverstanden, wahrscheinlich auch die vernünftigste Lösung, aber wohin mit dem Hundehöschen und den Taschentüchern? Ich kann diese delikate Sammlung ja schlecht in die Handtasche tun. Ich entscheide mich, alles einfach liegen zu lassen. Es ist zu eklig. Ich kann doch nicht mit dem verkackten Höschen in der Hand im Kindergarten auflaufen, vor allem nicht nach meinem S-Bahn-Fernsehauftritt. Andererseits, heißt es nicht, ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert? Ich lasse es liegen. Es stinkt zu erbärmlich.
    Ich hole Claudia ab. Der Rest der Truppe und der Kack-Hund warten sicherheitshalber draußen. Gleich werde ich nochmal angehalten, nächste Woche den Gartentermin nicht zu vergessen, und schnorre mir noch eine Plastiktüte. Damit kann ich auf dem Heimweg das Höschen wieder einsammeln.
    Aber das Höschen ist weg. Wie weit gehen die Menschen heutzutage? Nehmen die alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist? Selbst ein verkacktes Hundeunterhöschen? Nur die Taschentücher liegen noch da. Ich bin fassungslos, stecke aber die Tempos in die Tüte, um wenigstens meinen guten Willen zu demonstrieren.
    Die bizarre Höschenklau-Geschichte klärt sich auf, als wir Frau Jürgens treffen. Angeblich sehr weitläufig mit Udo
Jürgens verwandt. Sie wohnt einen Block weiter und ist im Ort bekannt. Schon wegen ihres Hundes. Ein äußerst stattlicher Schäferhund, vor dem die Gesamtbevölkerung enormen Respekt hat. Obwohl er noch nie auffällig geworden ist. Aber er sieht einfach Furcht erregend aus. Vor allem, weil ihn Frau Jürgens immer sehr kurz und knapp an der Leine hält und stets schon von ferne ruft: »Nicht anfassen. Das mag der Rex gar nicht.« So, als wäre die Nation erpicht darauf, Rex zu tätscheln. Trotzdem: Immer noch besser als die Kategorie Hundebesitzer, die, wenn ihr kalbartiges Vieh auf einen losstürmt, schreit, »der will nur spielen.« Neulich hat doch jemand sogar gerufen, »normalerweise macht der nichts.« Was ist denn normalerweise? Und wann ist

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