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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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meine Schwiegermutter Entwarnung. »Alles klar, un Andrea, Schatz, isch hab dir aach noch drei Kuche gebacke, einen för heut Mittag und zwei för die Party.« Perfekt.
    Perfekt, genau wie das Wetter. Ich glaube, wir können tatsächlich draußen feiern. Wie angenehm. Bei Gartenpartys ist die Schmutzfrage nicht so bedrückend. Obwohl ich wirklich nicht die Ordentlichste bin, kann ich, wenn bei uns gefeiert wird, nicht völlig entspannt mitmachen. Ich sehe die Katastrophen immer schon Sekunden vorher kommen, bevor sie dann tatsächlich passieren. Oder ich meine, sie zu erahnen. Kartoffelsalat auf dem Rasen ist doch besser zu ertragen als auf dem Sofa. Mit Rotwein verhält es sich ähnlich. Das klingt ziemlich spießig, ist es sicher auch. Andererseits, wenn man diejenige ist, die den Schmodder wieder wegputzen muss, finde ich diese Spießigkeit durchaus legitim. Außerdem lasse ich mir natürlich nichts anmerken, wenn denn mal was danebengeht. Wie alle guten Gastgeberinnen sage ich in solchen Fällen selbstverständlich, »macht doch nichts.« Dabei macht es natürlich sehr wohl was. Arbeit vor allem. Nur weil irgendein Dussel nicht in der Lage ist, sein Glas gerade zu halten. Beim letzten Mal ein Neurochirurg. Wenn der beim Arbeiten auch solche Zitterhändchen hat, dann lasse ich den niemals an mein Hirn. Mit dieser Putzteufelmentalität steht man sich dooferweise selbst ziemlich im Weg. Rauschende, wilde Feste ohne die kleinste Scherbe oder einen runtergefallenen Aschenbecher oder eben Kartoffelsalat auf dem Sofa gibt’s nun mal nicht. Gesittetes Benehmen hat selten was mit wild zu tun. Weder beim Sex noch beim Partyfeiern. Ein echtes Dilemma. Ich hätte es
gerne wild, wenn möglich aber ohne Dreck. Hat was von ›wasch mich, aber mach mich nicht nass‹ – ich weiß.
    Christoph kommt freudestrahlend vom Joggen. Bestzeit auf seiner Haus- und Hofstrecke. Erstmals die zwölf Kilometer unter einer Stunde. Ich bin begeistert, fast so, als wäre ich selbst gelaufen. Ich beglückwünsche ihn ausgiebig, obwohl mir eigentlich schnuppe ist, wie lange er für zwölf Kilometer braucht, aber ich weiß, wie sehr er sich darüber freut. Also freue ich mich mit. Ich bin doch eine gute, kleine Ehefrau.
    Während Christoph duscht, putze ich noch schnell das Gästeklo. Vor einer Party eigentlich wenig sinnvoll, aber wie sagt meine Mutter immer so schön: »Die Toilette ist die Visitenkarte des Hauses«, und da heute Abend auch einige von Christophs Kollegen aufmarschieren und die S-Bahn-Geschichte sicher Thema sein wird, möchte ich nicht noch zusätzlich in puncto Schlampigkeit schuldig gesprochen werden.
    Inge und Rudi kommen, wie meistens, eine Dreiviertelstunde zu früh. »Mer weiß ja nie, wie der Verkehr sein werd«, pflegt Rudi, mein Schwiegervater, immer gern zu sagen. Dass an einem Samstagnachmittag nicht mit immensem Berufsverkehr zu rechnen ist, verkneife ich mir. Inge hat einen Kuchen in der Hand, zwinkert mir zu und überreicht ihn dem Geburtstagskind. »Nur einer?«, sagt mein Mann, dieses verwöhnte Einzelkind, doch glatt zu seiner Mutter. Es klingt wirklich ein wenig beleidigt. Die gute Inge weist ihren Sohn nicht etwa zurecht – undankbares Stück oder so –, sondern beißt sich auf die Lippen und streicht dem Bub auch noch über die Wange. »Isch hatte zu wenisch Zeit, aber schau, es is e Käse-Sahne-Tort, deine liebste.«
Es wundert mich fast, dass Christoph nicht mit dem Fuß aufstampft, so blöd guckt er. »Oh, kein Streuselkuchen, ein Geburtstag ohne Streuselkuchen«, legt er sogar nochmal nach. Man könnte denken, es wäre sein fünfter Geburtstag oder er ein Streuselkuchenabhängiger. Inge, ich sehe es an ihrem schuldbewussten Gesicht, ist kurz davor, alles auszuplaudern, aber ich knuffe sie sanft in die Seite und springe in die Bresche. »Deine Mutter hatte Probleme – gesundheitlich«, funkle ich meinen Mann an und deute in Richtung Unterleib. Sofort ist Ruhe. Da fragt kein Mann gerne nach.
    Wir haben es nett. Inge und Rudi erzählen von ihren Urlaubsplänen, sie wollen mit dem Wohnmobil in den Schwarzwald und bieten wie immer an, unsere Kinder mitzunehmen. Ihr Geschenk an Christoph: ein neues Paar Joggingschuhe. Vielmehr ein Gutschein für ein paar Laufschuhe mit eingebautem Geschwindigkeits- und Streckenmesser. »So Schuh müsse ja probiert wern«, erklärt mein Schwiegervater den Gutschein. Mein Mann ist Feuer und Flamme. Ich bin entgeistert. Schuhe mit Geschwindigkeitsmesser. Was für ein absolut

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