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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dekadenter Schnickschnack. Nachdem wir eine Stunde über dies und das geschwätzt haben, traut sich Inge und spricht meinen unsäglichen S-Bahn-Ausflug an. »Andrea, de Rudi un isch warn ganz fertisch wesche der Geschicht.« Na wenigstens kein ›Was hast du getan?‹ oder ›Wie konntest du nur?‹. »Mer habe dir was mitgebracht«, redet sie behutsam weiter. Sie zögert und guckt mich mit großen Augen an. So, als würde sie auf meine Erlaubnis zum Weiterreden warten. »Inge, sag’s halt«, gebe ich grünes Licht. »Also mer habe, weil mer gedacht ham, des soll ja net wiedä passiern, also mer ham dir ne Monatskart
für die Bahn gekauft.« Großartig. So gefreut habe ich mich ja selten über ein Geschenk. Und das jetzt, wo ich mir geschworen habe, in den nächsten Jahren keine S-Bahn mehr zu betreten. Jedenfalls nicht freiwillig. Ich bin, was S-Bahnen angeht, seit dieser Woche geradezu ein wenig phobisch. Aber, Andrea, ruhig bleiben. Inge und Rudi meinen es gut, sie nehmen gleich die Kinder mit und lassen dafür sogar noch zwei Kuchen da. Ich schaffe es sogar, mich zu bedanken.
    Mittlerweile ist es fast 17 . 00 Uhr und ich werde so langsam leicht nervös. In spätestens zwei Stunden werden die Gäste auf der Matte stehen und Christoph sitzt völlig gelassen hier am Tisch und schaufelt sich das vierte Stück Käse-Sahne-Torte rein. Wo bleibt mein bestellter Anruf? Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Das darf ja wohl alles nicht wahr sein. Ohne Anruf bin ich geliefert und alles fliegt auf. »Wollen wir heute Abend schön essen gehen, nur wir zwei?«, fragt dann auch noch Christoph. »Na ja«, versuche ich, freundlich zu reagieren, schließlich verlange ich ja ansonsten oft genug nach romantischen Restaurantbesuchen zu zweit, »ich weiß nicht. Schöne Idee, aber was ist denn dann mit den Kindern?« Gerade noch haarscharf die Kurve gekriegt, Andrea, denke ich und schon belatschert Christoph seine Eltern. »Könntet ihr Mark und Claudia heute mal mitnehmen, damit Andrea und ich in aller Ruhe mal ausgehen können?« Ich sehe Rudis und Inges Ratlosigkeit. Noch ist ja nicht alles verloren. Die Kinder sollen sie ja so oder so mitnehmen. Christoph ist erstaunt, dass seine Eltern nicht sofort »Ja« und »Hurra« schreien, aber ich ahne, worauf sie warten. Auf klare Anweisungen oder Hinweise von mir. »Ja, das wäre natürlich total nett von
euch«, sage ich also. »Gern, ihr zwei«, sagt Inge erleichtert. »Prima«, sagt Christoph, »ich habe nämlich schon einen Tisch beim Giovanni bestellt.« Auch das noch. Hoffentlich hat der nicht die Nerven verloren und die Klappe gehalten. »Für wann denn?«, will ich jetzt wissen. »Halb acht, damit du vorher noch deine ›Lindenstraße‹ sehen kannst«, sagt Christoph und grinst. Was für eine schöne Idee. Wäre mir eigentlich auch fast lieber als die Hütte voller Leute. Aber dafür ist es nun definitiv zu spät. Ich kann ja schlecht ein Schild an die Haustür hängen: Party fällt aus – wir essen doch lieber ohne euch.
    Während ich noch über einen Ausweg nachdenke, klingelt das Telefon. Endlich. »Geh du ran, Christoph, ist bestimmt ein Gratulant«, sage ich nur.
    Brav hebt Christoph den Hörer ab. Ein Grinsen. »Ja, guten Tag, Herr Doktor Langner. Nett, dass sie anrufen.« Weiter kommt er nicht und wenige Sekunden später verdunkelt sich auch schon sein Gesicht. »Ja, also heute ist es wirklich schlecht«, höre ich ihn sagen, »ich habe eigentlich schon was vor.« Während augenscheinlich Herr Doktor spricht, wedelt sich Christoph mit der freien Hand vor der Stirn rum. »Wirklich, Herr Doktor Langner, ich sehe da einfach heute, am Samstag, keine Möglichkeit.« Das klingt zwar heldenhaft, aber für mein Vorhaben gar nicht gut. Ich dachte, wenn der Langner anruft, springt mein Mann. Packt die Akten und huscht ins Büro. So kann man sich täuschen. Wenn er jetzt standhaft bleibt, was eigentlich a – ein Wunder und b – herrlich wäre, dann habe ich ein Problem. Der Langner war mein Geheimtrumpf. Ich dachte, wenn der anruft, dann steht mein Mann parat. »Wenn es gar nicht anders geht, mache ich es möglich. Aber passen tut es mir
heute gar nicht«, scheint Christoph doch noch einzulenken. »Gut, also bis gleich«, verabschiedet er sich in nicht besonders nettem Ton vom Langner.
    Er ist richtiggehend zornig. »Das gibt’s nicht«, wettert er auch direkt los, als er aufgelegt hat, »das werdet ihr nicht glauben. Ich denke der Langner, also der Kanzleilangner, der

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