Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
abgeschirmt und nicht in den Gefängnisalltag integriert. Dein Wollschläger muss sich sein Netzwerk erst mühsam aufbauen, bevor er es nutzen kann.«
    »Kennst du sonstige Schwachstellen in der JVA, die Wollschläger nutzen könnte?«, vergewisserte sich Keller.
    Strobel freute sich, als eine Kellnerin im Dirndl die bestellten Bratwurstteller servierte und sagte: »Ich kenne beziehungsweise kannte viele Schwachstellen. Aber keine ist dafür geeignet, dir beziehungsweise deinen Nachfolgern die Arbeit abzunehmen. Ich fürchte, du musst die Methoden deines Killers an einem anderen Ort aufdecken. Die JVA ist ganz gewiss nicht die Kommandozelle deines Serientäters. Ein Neuling kann da drin nicht schalten und walten, wie er will. Keinesfalls.«
    »Dann bleibt nur die Alternative, dass er seinen ganzen Plan vorher Schritt für Schritt vorbereitet und umgesetzt hat«, meinte Keller grüblerisch.
    Strobel spießte sich zwei Würstchen auf einmal auf die Gabel, tauchte sie tief in den schaumweißen Meerrettich und sagte: »Was kümmert’s dich? Du bist Ruheständler! Überlass die Sache JVA-Leiterin Frau Schäfer-Riegel und dem neuen Mann im K11 – wie heißt er doch gleich?«
    »Schnelleisen«, antwortete Keller, wobei ihm beinahe der Appetit auf die rösch gebratenen Würstchen verging.

21

    Doris sagte kein Wort, doch ihre Blicke sprachen Bände. Konrad Keller, der am nächsten Vormittag auf der Eckbank in der Küche ihrer Wohnung saß und pro forma durch die Tageszeitung blätterte, ohne sie zu lesen, interpretierte Fragen und Vorwürfe in die Mimik seiner Frau:
    »Was ist los mit dir? Warum wirkst du so abwesend? Du sitzt hier in der Küche, bist in Wahrheit aber ganz woanders. Im Präsidium, nehme ich an. Kannst dich einfach nicht lösen. Gefällt es dir zuhause denn gar nicht? Freust du dich nicht, endlich mehr Zeit an meiner Seite verbringen zu können? Hängt dein Leben wirklich nur an Kriminalfällen, und die Familie ist dir egal?«
    Keller legte seufzend die Zeitung beiseite. »Doris«, sagte er mit schwerem Herzen. »Ich weiß, was in dir vorgeht.«
    Doris, die gerade damit beschäftigt war, die Geschirrspülmaschine auszuräumen, stellte zwei Kaffeetassen beiseite und sah zu ihm herüber. »Ach, ja? Was denn?«
    Keller stand auf, ging zu ihr und griff nach ihrer Hand. »Du hältst mich für undankbar. Du glaubst, ich könnte mich nicht auf meinen Ruhestand einlassen und würde die Vorzüge meines neuen Lebens nicht erkennen und würdigen.«
    Doris lächelte mild. »Mein lieber Konrad, was du bloß wieder denkst.« Sie löste mit sanfter Geste ihre Hand und machte sich daran, den Rest des Geschirrs auszuräumen.
    »Ich sehe doch, wie du guckst«, erklärte sich Keller. »Das macht mir ein schlechtes Gewissen.«
    Doris lachte herzlich. »Das solltest du auch haben! Denn wenn du meine Gedanken richtig gelesen hättest, wüsstest du, dass du mir im Haushalt ruhig ein wenig mehr helfen könntest.« Sie stapelte Suppenteller aufeinander und verstaute sie in einem Schrank.
    »Helfen?«, fragte Keller überrascht. »Dir geht es ums Helfen?«
    »Ja, sicher!« Doris sah ihn auffordernd an. »Zum Beispiel könntest du mit dem Aufzug in den Keller fahren und die Wäsche umladen.«
    »Umladen?«
    »Von der Waschmaschine in den Trockner.«
    »Ach so. Ja. Das könnte ich«, sagte Keller kleinlaut.
    »Und danach«, knüpfte Doris in resolutem Tonfall an, sodass sich Konrad sogleich weitere Aufgaben ausmalen konnte, wie etwa den Müll herauszutragen oder Getränkekästen aus dem Wagen in der Tiefgarage hochzuholen. Doch Doris wäre nicht Doris, wenn es ihr nicht gelingen würde, ihn immer wieder zu überraschen: »Und danach gehst du zu deinem Kumpel Uwe. Ich merke doch, dass du unter Strom stehst und heute noch etwas für dein Ego tun musst. Vielleicht hilft es ja, wenn du ein bisschen an unserem VW-Bus herumschraubst.«
    Keller, der selbst nicht auf diese Idee gekommen wäre, blickte sie dankbar an. »Ein guter Vorschlag. Ich mache mich gleich auf den Weg!«
    Er strebte bereits der Garderobe entgegen, als ihm Doris hinterher rief: »Aber erst noch in den Wäschekeller. Nicht vergessen!«

    Uwe hatte sich nicht lange bitten lassen, sodass beide fast gleichzeitig in ihrem Werkstattschuppen aufkreuzten und sich nach kurzer, wie üblich wortarmer Begrüßung ans Werk machten. Jeder hantierte für sich mit Werkzeugen und Ersatzteilen, es schepperte, quietschte und krachte. Es flossen reichlich Öl, Schweiß und

Weitere Kostenlose Bücher