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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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sein schien. Während Schnelleisen einer wahrscheinlich falschen Spur folgte, indem er dem Krankenhauschef an den Kragen wollte, erging es ihr keinen Deut besser. Auch sie brachte den Fall nicht weiter. Nicht einen Millimeter!
    Es klopfte an der Bürotür.
    »Herein!«
    »Äh, hallo, störe ich?«
    Schon wieder der Kollege von vorhin. Der nervte kolossal! »Um ehrlich zu sein: ja.« Jasmin hatte keine Lust, sich zu verstellen.
    Doch der junge Mann blieb am Ball: »Ich wollte nur fragen, ob du es dir nicht noch einmal überlegst? Ein kleiner Happen zwischendurch, oder hast du schon gegessen?«
    »Nein«, sagte sie resolut. »Ich habe heute auch keinen Bock mehr, mich mit ’nem Bullen an einen Tisch zu hocken.«
    Das saß! Der Kollege wirkte eingeschnappt: »Dann halt nicht. Such dir eben einen anderen, der kein Bulle ist. Viel Glück!«
    »Danke«, gab Jasmin noch immer angespannt von sich, schickte aber ein »Nichts für ungut!« hinterher.
    Essen gehen mit einem, der kein Bulle ist? Der Ratschlag klang in ihren Gedanken nach. – Und plötzlich setzte sie sich senkrecht auf. Ihr kam eine neue Idee: Bulle, kein Bulle. Patient, kein Patient. Wer behauptete denn, dass Rolf und Anne sich ihre Opfer hauptsächlich unter den Patienten gesucht hatten? Schnelleisen war zwar ein Idiot, lag aber mit seiner Hatz auf den Ärztlichen Direktor vielleicht doch nicht vollends daneben. Denn Jasmin erkannte jetzt die Möglichkeit, dass sich das Erpresserpaar auch andere Ärzte vorgenommen haben könnte. Womöglich einen aus dem OP-Team von Wollschlägers Tochter? Einen, der Wollschlägers Attentat zum Anlass genommen hatte, um selbst aufzuräumen und sich lästige Mitwisser und Mitesser vom Leib zu schaffen?
    Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Plötzlich ließen sich viele der Fragen, mit denen sie sich gequält hatte, beantworten. Vieles, was vorher keinerlei Sinn ergeben hatte, erschien ihr nun erklärbar und geradezu logisch.
    Doch, musste sie sich fragen: Um wen handelte es sich? Und worin bestand sein düsteres Geheimnis?

    »Wenn du willst … – jetzt hätte ich auch Hunger auf ’ne Pizza«, raunte Denise und rekelte sich auf Jochens breitem Bett.
    »Zu spät«, sagte er und begann damit, sich anzuziehen. »Ich muss zurück in die Redaktion. In einer halben Stunden haben wir Schlagzeilenkonferenz, da darf ich nicht fehlen.«
    »Aber dir täte eine Stärkung gut«, meinte Denise und betastete prüfend seinen Unterleib. »Soll ich eine Thunfischpizza für dich kommen lassen? Fisch enthält Eiweiß, kannst du gebrauchen.«
    »Lass gut sein.« Er schob ihre Hand beiseite. »Für heute ist genug. Ich muss mit meinen Kräften haushalten in meinem Alter.«
    »Oje, du Armer«, meinte Denise mit sprühender Ironie, schaffte es jedoch nicht, Jochen abermals zu verführen.
    Er wollte sich gerade von ihr verabschieden, als das Telefon wieder klingelte. Noch einmal seine Mutter?
    »Hallo Jochen? Burkhard am Apparat.«
    »Bruderherz? Ruft heute denn die ganze Familie an?«
    »Was meinst du?«
    »Doris hat sich vorhin gemeldet. Ungewöhnlich, mitten in der Woche.«
    »Ja, bei mir hat sie auch angerufen. Vater wird sehnlichst vermisst.«
    »Vermisstenanzeigen werden aber erst nach Ablauf von 48 Stunden angenommen, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Er hat sein Handy abgeschaltet, sagt sie.«
    »Ist doch normal, wenn man sich in einem Krankenhaus aufhält.«
    »Ja, aber inzwischen ist es 14 Uhr durch, und zu Hause wartet sein Leibgericht auf ihn: Saure Zipfel.«
    »Die würde er sich nie im Leben entgehen lassen.«
    »Eben. Deswegen ist Doris so besorgt.«
    »Also? Was sollen wir tun?«
    »Nach dem Rechten schauen.«
    »Wenn es sein muss. Aber erst nach meiner Schlagzeilenkonferenz. Wenn ich da fehle, bekomme ich richtig Ärger.«

29

    Kellers Gefühl hatte nicht getrogen: In seinem Gegenüber ging eine Veränderung vor. Noch ehe Keller den eigentlichen Grund seines Besuches dargelegt und den Namen des Ärztlichen Direktors unausgesprochen gelassen hatte, vollzog Dr. Bartels eine eigentümliche Verwandlung vom souveränen, leicht versnobten Klinikchirurgen in einen äußerst argwöhnisch erscheinenden Mann, der auf der Lauer zu liegen schien. Jederzeit bereit zum Angriff, das jedenfalls verriet seine Körperhaltung. Da stimmte etwas nicht – Keller musste unverzüglich herausfinden, was.
    »Wie gesagt«, wiederholte sich Keller, dem die seltsame Metamorphose des Doktors absolut nicht behagte, »sind wir bis

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