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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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…«
    »Ich hatte sie in der Eile vergessen«, gestand Miranda. »Und du weißt, dass ich ohne meine Handtasche nicht ich selbst bin.«
    »Zudem wolltest du noch einiges einpacken, um ein paar Tage zu verschwinden.«
    »Nur das Allerallernotwendigste.« Miranda klopfte auf die prall gefüllte Reisetasche auf ihrem Schoß.
    »Wir hatten schon geglaubt, wir seien sie losgeworden«, fuhr Joana fort, »doch als wir vorhin auf ein Taxi gewartet haben, waren die Typen urplötzlich wieder da.«
    »Woher wusstest du, wem der schwarze Smart gehört?«, wunderte ich mich.
    »Ich kannte den Kerl von meinen früheren Besuchen in Zürich …«
    Miranda griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. »Damals hatte sie ja noch keine Ahnung von mir.«
    »Sprichst du deshalb so gut Deutsch?«
    »Die Drogenbosse in São Paulo haben mich in die Schule geschickt. Sie dachten, wenn ich die Sprache beherrsche, würde ich nicht gleich als Touristin erkannt. Deshalb achte ich auch auf meine Kleidung. Na ja, nur bei meiner Ankunft gestern musste ich umdisponieren …«
    »Wie lange machst du den Job schon?«
    »Zwei, drei Jahre. Ich wollte schon länger aussteigen, doch sie haben mich immer wieder überredet. ›Noch ein letzter Flug‹, sagten sie jedes Mal, ›wir bezahlen dich auch gut.‹ Und das taten sie, bei Gott. Mit dieser letzten Ladung wollte ich abtauchen und meiner Karriere als Bodypacker ein Ende setzen.«
    »Mit der dämlichen Verkleidung sollte dich dann dein Kontaktmann nicht erkennen.«
    Joana blickte stumm aus dem Fenster und presste die Lippen zusammen.
    Es war mir aufgefallen, wie sie es tunlichst vermied, ihren Erzeuger direkt anzureden. Immer wieder entstanden Lücken in ihren Sätzen, die Worte schwebten unentschlossen über der Gefahrenzone, bis sie eine neutrale Wendung gefunden hatte. So als könnte sie sich nicht zu ›Vater‹, ›Mutter‹ oder einfach ›Miranda‹ durchringen. Doch ich hatte mich gerade um Gravierenderes zu kümmern als um Joanas Befindlichkeit.
    »Eigentlich wollte ich den Stoff schnellstmöglich verkaufen und dann irgendwo abwarten, bis Gras über die Sache gewachsen ist«, erklärte Joana. »Geld wäre ja kein Problem gewesen.«
    »Von welcher Summe sprechen wir hier eigentlich?« Ich hatte keine Ahnung, wie viele von diesen Fingerlingen in einen Menschen reinpassten.
    »Wir haben gemeinsam achthundert Gramm reines Koks intus, sozusagen.«
    »Verdammte Scheiße!« Multiplizierte ich das Gewicht mit dem Straßenpreis von etwa hundert Franken kam ich schon auf achtzigtausend Franken. Für unverschnittenen Stoff konnte man aber vehement mehr verlangen oder man streckte ihn nur ein bisschen und … Ich wandte mich zu meinen Begleiterinnen um. Da saßen gut und gern hundertfünfzigtausend Franken auf dem Rücksitz meines Käfers. Gut verpackt in zwei attraktiven Ladys.
    »Und dieser Fitnessinstruktor ist dein Abnehmer?«
    Joana nickte. »Kamil heißt er. Der im blauen Trainingsanzug. Normalerweise treffen wir uns in der Stadt, aber gestern tauchte er plötzlich am Flughafen auf.«
    »Hat er was geahnt?«
    »Ich nehme es an, er ist ziemlich clever. Verpfiffen hat mich jedenfalls keiner, denn ich hab niemandem von meinem geplanten Abgang erzählt.«
    »Und dein Besuch bei Miranda? Hast du den erwähnt?«
    Joana nickte zögernd. »Aber nur einer Kollegin gegenüber, die den gleichen Job macht.«
    Ich verdrehte die Augen. Dieser Kamil hatte Wind von der Sache bekommen und sichergehen wollen, dass sein Stoff bei ihm ankam. Jetzt hatten wir ihn an der Backe, und er würde nicht aufhören, uns zu verfolgen, bis er – auf welche Weise auch immer – zurückbekommen hatte, was ihm gehörte. Besorgt schaute ich durchs Fenster auf die wogenden Maisfelder entlang der Autobahn.
    »Wann habt ihr das Zeugs geschluckt?«
    »Heute Morgen.« Miranda grinste und klopfte erneut auf ihre Reisetasche. »Wir haben sogar ein Sieb dabei!«
    Grüningers respektive Tschanz’ Wohnung befand sich an der Junkerngasse, unweit des Berner Münsters. Ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause und flanierte gemeinsam mit Miranda und Joana durch die malerischen Gässchen der Altstadt, die sich zwischen Zytglogge und Nydeggbrücke erstreckte. Dabei drängte sich mir der Gedanke auf, dass es den armen Bernern anscheinend strengstens untersagt war, anderen Balkonschmuck als Geranien zu erstehen. Anders konnte ich mir nicht erklären, weshalb auf wirklich jedem Fensterbrett eines dieser Kistchen mit den rot oder rosa blühenden

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