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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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nehmen.«
    »Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?«
    Ich hatte den Verdacht, dass eine Ablehnung der rhetorischen Frage für meine Ermittlungen fatal gewesen wäre, deswegen fasste ich meine Biografie kurz zusammen. Misstrauisch hob sie die Augenbrauen – beziehungsweise die rotbraunen Striche, die sie sich an ihrer Stelle in viel zu hohem Bogen aufgemalt hatte.
    »Inder, ah oui? Sie sprechen erstaunlich gut Deutsch.«
    »Sie aber auch«, entfuhr es mir. Ein Klassiker.
    »Für einen Ausländer haben Sie allerdings ein gar loses Mundwerk!«
    »Ich bin gar kein …«, setzte ich an, doch sie unterbrach mich mit der Handbewegung eines Reichsvogts, der den zum Tode Verurteilten begnadigte.
    »Ça c’est bien! Ohne Pfeffer im Arsch kommt man heutzutage nirgendwo hin.« Abschätzend schürzte sie die Lippen und musterte mich eingehend, bevor sie mich hereinbat.
    Im ersten Augenblick kam ich mir vor wie in einem Museum: Das Entree erinnerte mit seinem rekonstruierten Parkett aus Eiche und Fichte und dem opulenten Kronleuchter an Versailles. Eine Kommode, wahrscheinlich aus der Biedermeierzeit, stand neben dem Eingang, darauf ein gehäkeltes Deckchen und eine teuer aussehende Schale, die wahrscheinlich aus dem Holz eines vom Aussterben bedrohten Baumes geschnitzt worden war. Die Täfelung an den Wänden war filigran mit Gold verziert, das heimatduselige Gemälde über der Kommode stammte von Albert Anker.
    »Alors, Sie sind also ebenfalls auf der Suche nach diesem Tschanz.« Frau Morlot schloss eine massive Tür aus dunklem Holz am gegenüberliegenden Ende des Vorraumes, und erst jetzt bemerkte ich den fettigen Geruch von Dörrbohnen und etwas Salzig-Geräuchertem, der in der Luft hing.
    »Was heißt ›ebenfalls‹?«
    »Vor ein paar Jahren waren ein paar Ausländer da, Spanier oder Italiener dem Aussehen nach. Ein rüpelhaftes Pack, sage ich Ihnen.« Sie legte sich die Fingerspitzen an die Wange, als litte sie unter Zahnschmerzen. »Das ganze Trottoir war nachher übersät mit Zigarettenstummeln und zusammengeknüllten Kaffeebechern, grauenhaft. Die haben ein paar Tage lang von ihrer Karre aus das Haus beobachtet und haben wohl gemeint, mir fiele das nicht auf.«
    »Was macht Sie so sicher, dass sie ausgerechnet Tschanz gesucht haben?«
    Sie schüttelte tadelnd den Kopf. » C’était tellement évident! Am ersten Tag haben Sie immer wieder bei ihm geklingelt, dann jeden Morgen in seinen Briefkasten hineingespäht und später andauernd mit ihren lächerlichen Ferngläsern zur Wohnung hinaufgelinst. Wie Detektive in einem zweitklassigen Fernsehfilm, excusez-moi «, fügte sie nach einem Seitenblick auf mich hinzu. »Aber mich haben sie ja nicht gefragt. Obwohl ich selbstverständlich nichts verraten hätte.«
    »Was hätte es denn zu erfahren gegeben?«
    »Dass der Tschanz tot ist, par example .«
    »Was?«
    »Mais bien sûr! Il est mort. Seine Frau hat es mir selbst erzählt!«
    »Er hat eine Frau?«
    »Besonders gut informiert sind Sie für einen Detektiv nicht gerade!«
    Nebst den französischen Einschüben fiel mir auf, dass Frau Morlot ihr R kehlig aussprach, wie es die Patrizier, die ehemalige Adelsgesellschaft Berns, zu tun pflegten, um sich vom gemeinen Volk abzuheben.
    »Ich hatte wirklich keine Ahnung …«
    »Mais oui! Tschanz stürzte sich bei Hochwasser von einer Brücke in die Kander, den Fluss im …«
    »… Berner Oberland, ich weiß.«
    Die Morlot senkte ihre Stimme. »Er ist nie aufgetaucht, wahrscheinlich ist die Leiche von der Strömung in den Thunersee getrieben worden. Sein Wagen stand ganz in der Nähe und am Brückengeländer fand man Blutspuren.«
    Grüninger war also tot. Die Nachricht ließ mich seltsam unberührt. Für mich bedeutete sie einzig, dass ich ihn nun nicht mehr persönlich nach den Unterlagen fragen konnte. Doch nachdem ihn selbst Sánchez mit seiner Truppe nicht hatte ausfindig machen können, hatte ich nicht ernsthaft damit gerechnet, ihn in seiner Wohnung anzutreffen.
    »Madame ist nur noch ganz selten hier, seit das mit ihrem Mann passiert ist …«
    Außer Sánchez hatte mich angelogen. »Wann war das?«
    Annemarie Morlot runzelte ihre clownesken Augenbrauen. »Das muss ungefähr vor vier Jahren, vielleicht auch fünf gewesen sein, sérieusement – ich weiß es nicht mehr ganz genau.«
    »Und es war wirklich Selbstmord?«
    » Mon dieu , Sie meinen, jemand hat ihn …?« Entsetzt schlug sich Frau Morlot die Hand vor den Mund, derweil ihre weit aufgerissenen Augen vor

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