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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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davon überzeugen, dass es ihr und ihrer Tochter gut ging. Rasch setzte ich den Blinker, drehte eine Runde um den Block und schwenkte dann in die nächste Querstraße ein, wo ich mich übers Lenkrad beugte, um zu ihrer Wohnung hinaufzublicken. Jäh trat ich aufs Bremspedal, griff hastig nach meinem Telefon und wählte Mirandas Nummer. Während die Verbindung hergestellt wurde, ließ ich das Küchenfenster nicht aus den Augen. In der einen Scheibe klaffte ein gähnendes Loch, als hätte jemand etwas hindurchgeschmissen, über die andere zog sich ein beinahe diagonaler Riss. Das neu etablierte Vater-Tochter-Verhältnis schien sich nicht ganz konfliktfrei zu gestalten.
    Als niemand ranging, steckte ich das Telefon wieder ein, parkte den Käfer in einer Seitenstraße und rannte zum Wohnblock hinüber. Die Eingangstür schloss schon seit Längerem nicht mehr richtig, sodass es ein Leichtes war, sie aufzudrücken. Besorgt hetzte ich die Treppe hinauf. Als ich in den Korridor einbog, erkannte ich an der aufgebrochenen Tür, dass jemand gewaltsam in Mirandas Wohnung eingedrungen war.
    »Miranda?«
    Keine Antwort.
    Drin hatte offenbar jemand versucht, das Apartment in seine Bestandteile zu zerlegen. Das Sofa war aufgeschlitzt, der Fernseher zertrümmert, Regale waren umgeschmissen worden und die wenigen Bücher, die Miranda besaß, lagen zerfetzt auf dem Boden. Im Schlafzimmer sah es aus, als wäre ein Gänseschwarm in eine Flugzeugturbine geflogen. Wo ich auch hinsah, häuften sich Federn, doch es war die Küche, wo das größte Chaos herrschte. Sämtliche Schränke waren ausgeräumt und deren Inhalt im Raum verstreut, über allem lag eine feine Schicht Mehl, verschütteter Zucker auf dem Herd, selbst die Kaffeedose hatten die Einbrecher ausgeleert.
    Dass dies unmöglich Miranda und Joana verursacht haben konnten, war mir längst klar. Zumindest hoffte ich es inständig.
    Offenbar hatte hier jemand etwas gezielt gesucht, von den beiden Frauen fehlte jedoch jede Spur. Behutsam bewegte ich mich durch das Schlamassel und suchte nach einem Hinweis, was hier passiert war, als mein Telefon klingelte.
    »Wo bist du?«, keuchte Miranda. Sie klang atemlos und abgehackt, als ob sie rennen würde.
    »In deiner Wohnung. Was zum Teufel ist hier los?«
    »Wir brauchen deine Hilfe, dringend! Wir werden verfolgt!«
    »Wo …?«
    »Wir sind gleich bei dir!«
    Rasch stieg ich über die Trümmer hinweg und eilte in die Küche zurück. In dem Moment, als ich durch das kaputte Fenster auf die Straße hinunterschaute, kamen Miranda und Joana von der Kanonengasse her ums Eck geschossen. Sie bewegten sich mit einem seltsam staksigen Gang vorwärts, als würden sie gern schneller gehen, es aber aus irgendeinem Grund nicht können.
    »Sieht aus wie Nordic Walking!«
    »Versuch du mal, in diesen Schuhen zu rennen!«
    Mein Blick wanderte hinunter zu ihren hochhackigen Tretern. »Warum zieht ihr sie nicht einfach aus und lasst sie liegen?«
    »Weißt du, wie viel Louboutins kosten?«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wie der Vater so die Tochter: selbst auf der Flucht bis zu den Zehenspitzen gestylt.
    Lautes Hupen war jetzt aus der Richtung zu vernehmen, aus der die beiden gekommen waren, Reifen quietschten und ein Taxi kam brüsk zum Stillstand, gleich darauf schlitterte ein schwarzer Smart in die Einbahnstraße hinein und kriegte knapp die Kurve.
    Jetzt begriff ich.
    »Mein Wagen steht gleich ums Eck«, instruierte ich Miranda schleunigst. »Die Türen sind unverschlossen. Versteckt euch dort, aber beeilt euch! Sie sind verdammt nah an euch dran!«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen!«, stieß sie hervor, dann brach die Verbindung ab.
    Ich rannte die Treppe hinunter und als ich aus dem Haus trat, fuhr der Smart gerade langsam an der Einfahrt der Tellstrasse vorbei, dem Quersträßchen, in dem ich den Käfer hatte stehen lassen. Unschwer erkannte ich Raffis Fitnesstrainer an seinem blauen Trainingsanzug, neben ihm saß Raphael Fontana selbst. Wie es schien, hatten es Miranda und Joana geschafft, rechtzeitig aus dem Blickfeld der beiden zu verschwinden.
    Ich wartete ab, bis die Verfolger weitergefahren waren, bevor ich mich zum VW begab. Ohne nach hinten zu gucken, stieg ich ein und startete den Motor.
    Noch ehe ich anfahren konnte, kehrte der Smart zurück und schlich nun in der falschen Richtung durch die Einbahnstraße. Ich duckte mich unwillkürlich.
    Raffi trommelte einen hektischen Marsch auf das Armaturenbrett, während der Instruktor

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