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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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misstrauisch zu mir herüberäugte. Glücklicherweise fuhren sie weiter und ich lenkte den Käfer aus der Parklücke. Als ich an der Kreuzung abbremste, sah ich, dass die beiden Männer vor Mirandas Wohnhaus ausgestiegen waren und gestikulierend auf dem Gehsteig standen, gleichzeitig glotzten sie angespannt auf ein Handy.
    Ich setzte den Blinker, um in die Zwinglistrasse einzubiegen, genau in dem Moment blickte Raffi zu mir herüber. Sein Mund klappte auf und ich konnte seinem dümmlichen Gesicht förmlich ansehen, wie sich das bisschen Gehirn in seinem Schädel abrackerte, bis es mich wiedererkannt und zugeordnet hatte. Als es so weit war, packte Raffi den Fitnesstrainer am Arm und deutete aufgeregt zu mir hinüber, worauf sich die beiden Typen mit drohenden Mienen in Bewegung setzten. Ich lächelte ihnen freundlich zu und trat aufs Gaspedal.
    »Autsch! Fahr gefälligst vorsichtiger!«, beklagte sich Miranda, die sich im Fußraum hinter dem Beifahrersitz zusammengequetscht hatte, und hob vorwurfsvoll den Kopf.
    »Runter!«, fuhr ich sie an, doch es war zu spät: Der Fitnessinstruktor hatte ihren Lockenschopf schon durchs Fenster entdeckt, ich erkannte es an seiner plötzlich noch grimmigeren Mimik.
    Ich raste bis zum Ende der Zwinglistrasse und bog in die Langstrasse ein. Wir hatten etwas Vorsprung, da die Kerle erst zu ihrem Wagen hatten zurückrennen müssen, doch in Sicherheit wähnte ich mich deswegen keineswegs. Die beiden hatten nicht danach ausgesehen, als würden sie schnell aufgeben. Unmöglich konnte ich Miranda und Joana jetzt wieder ausladen, sie liefen Gefahr, an der nächsten Straßenecke unseren Verfolgern in die Arme zu laufen. Und ich wollte mir lieber nicht ausmalen, was die dann mit ihnen anstellten.
    »Lust auf einen Ausflug?«, fragte ich nach hinten und sah im Rückspiegel die beiden Damen synchron die Nasen rümpfen.
    »Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen.«
    Sie schwiegen beharrlich, bis wir aus der Stadt raus und ein gutes Stück auf der Autobahn Richtung Bern gefahren waren.
    Erst als ich androhte, sie beide an der nächsten Raststätte auszusetzen, lenkte Miranda ein.
    »Wir haben echt keine Ahnung, was die von uns wollten! Die sind einfach …«
    Wortlos schaltete ich den Blinker ein und wechselte auf die rechte Spur. »Ihr findet sicher einen netten Lastwagenfahrer, der euch für ein paar Gefälligkeiten ein Stück mitnimmt. Tramperinnen wie ihr stehen bei denen hoch im Kurs.«
    »Okay, okay! Joana hat ein Mitbringsel aus Brasilien mitgebracht …«
    »Wo ist der Stoff jetzt?«
    Miranda und Joana rissen die Augen auf.
    »Woher …?«
    »Sehe ich echt so bekloppt aus?« Ich suchte Mirandas Blick im Rückspiegel, doch sie wich mir aus.
    Nachdem ich die lächerliche Verkleidung Joanas bei ihrer Ankunft mit dem Einbruch in Mirandas Wohnung und dem Salatsieb in Zusammenhang gebracht hatte, war mir endlich klar geworden, worum es hier ging.
    »Wo ist das Koks?«, wiederholte ich ungeduldig.
    »Da, wo’s herkam«, gestand Joana kleinlaut.
    »Was? Du hast es schon wieder runtergewürgt?«
    »Keine Angst, wir haben den Stoff in neue Fingerlinge verpackt.«
    »Ihr beide?«
    »Das ist ab sofort eine Familienangelegenheit! Wenn die Dealer an das Zeug wollen, müssen sie uns zuerst aufschlitzen.«
    Was aus Mirandas Mund wohl beruhigend hätte klingen sollen, ließ bei mir alle Alarmglocken schrillen. »Und sie werden keine Sekunde damit zögern, wenn sie euch erst einmal erwischt haben!«
    Bodypackers nannte man Drogenkuriere wie Joana, sie verpackten Kokain in Kondomen und formten daraus daumengroße Fingerlinge, die sie dann in ihrem Körper transportierten.
    »Sind wir denn in Bern nicht sicher?«
    Ich gab keine Antwort und überprüfte im Rückspiegel besorgt, ob wir verfolgt wurden.
    Doch ein schwarzer Smart war glücklicherweise nicht zu entdecken.
    »Was hat sich gestern Abend abgespielt?«
    »Nachdem ihr gegangen seid, ist mir der schwarze Smart vor dem Haus aufgefallen«, berichtete Joana. »Ich wusste natürlich sofort, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Wir haben ein paar Sachen zusammengepackt und sind durch die Waschküche des Hauses geflohen. Über den Innenhof sind wir dann zu diesem neuen easyHotel ein paar Häuser weiter gelangt. Da waren wir einigermaßen sicher. Von dort aus konnten wir beobachten, wie sie … unsere Wohnung auseinandergenommen haben. Nachdem sie alles zerstört hatten, sind sie abgehauen. Wir sind dann zurück, um … eine Handtasche zu holen

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