Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)
Kunstwerk gehörte. Es musste sich um die Figur der schönen Helena handeln. Eine Statue, die Ryans verstorbener Studienkollege Charlie zu Lebzeiten mit viel Liebe zum Detail erschaffen hatte. Ryan hatte sie nach dessen Tod geerbt, aber offenbar noch immer keinen geeigneten Platz für dieses Kunstwerk gefunden, seit er seinen Hauptwohnsitz nach London verlegt hatte.
„Was für eine Verschwendung, dich hier so einsam und verlassen verstauben zu lassen. Es gibt doch sicher irgendwo ein hübsches Plätzchen, an dem man dich jeden Tag bewundern kann“, flüsterte sie der Statue zu und ließ beinahe ehrfurchtsvoll eine Hand über die glatte Oberfläche gleiten. Der Stein fühlte sich angenehm kühl unter ihren Fingerspitzen an. Fast wie Glas. Ganz zart streichelte sie über die perfekt modellierten Konturen und fühlte, wie sie dabei ein wenig von ihrer inneren Ruhe zurückgewann. Doch ihre Gelassenheit schwand innerhalb von Sekundenbruchteilen, als sich plötzlich eine Stimme hinter ihrem Rücken meldete: „Dieses kalte tote Ding. Sie ist nicht halb so schön wie du.“
Lee schloss gepeinigt die Augen. Gordon. Sie hatte nicht mitbekommen, dass er ihr gefolgt war und sein Eintreten ebenfalls nicht bemerkt. Eine Unachtsamkeit, die sich jetzt rächte, weil sie sich nun gezwungen sah, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Langsam drehte sie sich um und musterte ihn so verächtlich, wie es ihr nur möglich war. Angst hatte sie keine. Sie war überzeugt davon, ihr Tritt in seine Weichteile bei ihrer letzten Begegnung, hatte bleibenden Eindruck hinterlassen. Er würde sie nicht noch mal anrühren. So blöd war nicht mal Tanner. Der grinste und schien sich durchaus wohl in seiner Haut zu fühlen.
„Was zur Hölle machen Sie hier?“, fuhr sie ihn an und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
Er grinste und zeigte eine Reihe gebleichter Zähne.
„Ist das nicht offensichtlich? Ich dachte, wir plaudern ein wenig.“
„Wir beide haben uns nichts mehr zu sagen.“
Er trat näher und ließ seine Blicke dabei lüstern über ihren Körper schweifen. „Das sehe ich anders. Wir sollten diese unglückliche Entwicklung zwischen uns vergessen. Begraben wir doch die Streitigkeiten und fangen von vorn an.“
„Unglückliche Entwicklung?“, wiederholte sie ungläubig. „Sie müssen den Verstand verloren haben, wenn Sie das so sehen. Sie haben mich angetatscht, Tanner, und Sie haben versucht, mich zu erpressen. Wenn Sie denken, ich würde so tun, als wäre das niemals passiert, dann sind Sie noch verrückter als angenommen. Ich bin fertig mit Ihnen, ein für alle Mal, und jetzt verschwinden Sie.“
Sein Lächeln wurde immer dünner, bis sein Gesicht fast schon grotesk maskenhafte Züge annahm. Doch noch gab er sich den Anschein von kumpelhafter Freundlichkeit und versuchte sie gnädig zu stimmen.
„Nun komm schon“, schmeichelte er, „sei doch nicht so fürchterlich nachtragend. Ich hab ein bisschen überreagiert im Büro, das gebe ich zu, aber das ist doch bei deinem Sexappeal kein Wunder. Welcher Mann bleibt da kalt? Ich habe vor lauter Liebe zu dir einfach den Verstand verloren.“
Ungläubig lauschte sie seinen Ausführungen und hätte ihm am liebsten die Faust ins Gesicht gezimmert. „Und mit dieser lächerlichen Entschuldigung ist Ihr unmögliches Verhalten also abgegolten, oder wie soll ich das verstehen? Ich sag Ihnen was. Sie können froh sein, dass ich Sie nicht angezeigt habe, und wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen, dann hol ich das noch nach. Sexuelle Belästigung, Nötigung, Erpressung. Mal schauen, ob Ihr Ruf das unbeschadet übersteht.“
Sein Lächeln fiel endgültig zusammen. „Das wagst du nicht, ich schiebe die Schuld einfach auf dich“, drohte er. „Immerhin steht mein Leumund gegen deinen, und da dein Ruf schon ein paar Kratzer abbekommen hat, wird man mir glauben und nicht dir.“
Er wirkte so siegessicher, so unfassbar überheblich und von sich eingenommen. Lee ließ sich dennoch nicht einschüchtern. Eine Anzeige wäre für beide Seiten unangenehm, nur kam es am Ende darauf an, wer mehr zu verlieren hatte. Und zumindest in diesem Fall war das definitiv er. Ihr Ruf war sowieso schon dahin, ein Skandal mehr oder weniger würde keinen großen Unterschied mehr machen. Abgesehen davon war sie nach ihrer Nacht mit Ross in sich gegangen und hatte sich Gedanken um ihre Zukunft gemacht, für den Fall, dass er sie nicht mehr zurücknahm. Lee wollte keinesfalls mehr zurück zur Schauspielerei,
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