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Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)

Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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dreiundsechzig Kilo.“
    „Warum nicht gleich so“, murmelte sie und lächelte zufrieden, ehe sie sich die schwarze Stoffhose schnappte, die sie kurz über dem Badewannenrand geparkt hatte. Beth zog sie über die Schenkel nach oben, um sich dann mit dem Reißverschluss abzumühen. Das verdammte Ding wollte einfach nicht wahrhaben, dass sie gerade ganz spontan achthundert Gramm Körpergewicht verloren hatte. Endlich ging der widerspenstige Verschluss zu, und sie betrachtete sich im Spiegel, nachdem sie sich auch den Pulli wieder übergezogen hatte. Ihren Anblick konnte man bestenfalls als mittelprächtig bezeichnen. Sie war blass, und die vereinzelten Sommersprossen auf ihrem Gesicht stachen mehr als sonst hervor. Die dunkelblauen Augen schauten müde drein, ihre ganze Körperhaltung wirkte lustlos. Selbst ihr Haar hing lasch an ihrem Kopf herunter, und so griff sie entschlossen nach der Bürste. Mit kräftigen Strichen kämmte sie die rote Mähne durch, bis sie knisternd um ihre Schultern fiel, und kniff sich ein paarmal in die Wangen, um ihre Durchblutung ein bisschen anzukurbeln. Nach einem letzten prüfenden Blick war sie einigermaßen zufrieden. Einen Schönheitswettbewerb würde sie sicher nicht gewinnen, aber für ein Sonntagsessen bei ihren Eltern sah sie gut genug aus.
    Etwas besser gelaunt machte sie sich auf den Weg zu ihren Eltern, die nur ein paar Straßen weiter wohnten. Ron und Noelle Summers lebten beide schon seit Ewigkeiten in Shoreditch, einem Stadtteil von Hackney. Die Gegend war wirklich nicht die feinste, sie galt sogar als eine der ärmsten in London, auch wenn ein paar Baulöwen gerade dabei waren, einige alte Häuser zu sanieren. Doch noch war der strukturelle Wandel nicht abgeschlossen, und das soziale Ungleichgewicht war nirgends spürbarer als hier. Trotzdem fühlten sich ihre Eltern wohl. Beide waren fest entschlossen, in dem alten Mietshaus in der Hoxton Street wohnen zu bleiben, bis sie in die Grube mussten, wie ihr Dad immer zu sagen pflegte. Natürlich waren sie nicht blind für die Probleme, die an der Tagesordnung waren, doch an einem sonnigen Wintertag wie heute war es leicht, sie zu vergessen. Mit forschen Schritten marschierte sie die Old Street entlang und sog die eisige Luft in ihre Lungen. Wie immer kam sie an Paula’s Cafe vorbei, an Bacchus Pub and Kitchen und an den heute leeren Ständen von Hoxton’s Fruit&Veg. Sie lief so lange weiter, bis sie über die Straße hinweg in die Stanway Street abbog und auf die unzähligen Wohnblöcke blickte. Die Gegend war ihr vertraut, Erinnerungen überfielen sie. Wie oft hatte sie als kleines Mädchen mit den anderen Kindern auf dem Rad die Gegend unsicher gemacht, weil sie sich vorstellten, sie wären wie die Kids in E.T. und könnten über die Dächer der Stadt fliegen. Diese längst vergangenen Bilder entlockten ihr ein melancholisches Lächeln. Beth wollte nicht eine Sekunde ihrer Kindheit missen, denn hier hatte sie die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht, auch wenn sie dazu neigte, dies allzu sehr zu romantisieren. Sie vergaß dabei, dass sie und Callie oft allein gewesen waren, weil die Eltern rund um die Uhr gearbeitet hatten. Den meisten Familien hier ging es so. Alle mussten zum Monatsende hin jeden Penny zweimal umdrehen, und die Erbitterung über diese erzwungene Sparsamkeit spiegelte sich in den verkniffenen Gesichtern der Bewohner wider. Manchmal, an besonders düsteren und regnerischen Tagen, glaubte Beth sie sogar riechen zu können. Als würde die feuchte Luft den Ärger und die Angst der Menschen in sich aufsaugen und ihr damit Substanz verleihen. Letztes Jahr hatte die allgemeine Unzufriedenheit einen traurigen Höhepunkt erreicht und sich in schweren Unruhen Luft gemacht. Beth beschleunigte ihre Schritte, als könnte sie so der hässlichen Seite ihres Viertels entkommen.
    Die ersten Gebäude ließ sie rasch hinter sich. Die Fassaden wiesen fast ausnahmslos eine witterungsbedingte dunkle Färbung auf, wodurch sich die weißen Fensterrahmen aus Kunststoff ganz extrem vom Hintergrund abhoben. Es gab sogar Gärten, wenn man die winzigen Grünflächen vor den Gebäuden so bezeichnen konnte. Viele Blocks waren rundum eingezäunt – grün lackierte Gitter, die man auf einer ungefähr vierzig Zentimeter hohen Mauer befestigt hatte. Sie verliehen den Gebäuden zweifelhaften Vorstadtcharme und schützten gleichzeitig vor marodierenden Jugendlichen, die immer öfter abends durch die Straßen zogen und die Bewohner

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