Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)
terrorisierten. Beth meinte sich daran zu erinnern, dass ihr Dad beim letzten Besuch etwas von einer Bürgerwehr gemurmelt hatte.
Endlich stand sie vor dem richtigen Haus und trat durch die milchglasverkleidete Haustür in das düstere Treppenhaus ein. Die Wände waren schmutzig grau und gehörten schon lange mal gestrichen, einen Aufzug gab es nicht. War auch nicht weiter tragisch. Die Wohnung ihrer Eltern befand sich gleich im ersten Stock, und die paar Stufen konnte sie auch in untrainiertem Zustand mühelos bewältigen. Sie kramte nach dem Schlüssel, den ihr die Eltern für Notfälle anvertraut hatten, und trat dann gleich darauf leise ein. Noelle mochte es nicht, wenn man durch den Flur trampelte, und war auch sonst eher ein Mensch der leisen Töne. Eine ungemein strenge und hart arbeitende Frau, die mit einer Weisheit ausgestattet war, die Beth einen Mordsrespekt abrang. Trotzdem liebte sie ihre Stiefmutter bedingungslos und war ihr auch unendlich dankbar dafür, dass sie ihr nie das Gefühl vermittelt hatte, sie wäre nicht von ihrem Fleisch und Blut. Noelle war ihre Mutter, auch wenn sie nicht ihr leibliches Kind war. Während sie sich dem Wohn- und Esszimmer näherte, hörte sie ihre resolute Stimme und musste lächeln, weil sie wieder mal mit Ron schimpfte. Dad nahm das nach außen hin immer ungerührt hin, doch wer ihn besser kannte, konnte man das belustigte Funkeln erkennen, das sich stets in seinen Augenwinkeln einnistete, wenn seine Frau ihm die Leviten las. Die beiden waren nun schon seit über zwanzig Jahren verheiratet, beide in zweiter Ehe. Noelles erster Ehemann und Callies leiblicher Vater, John Cunningham, war bei einem Mienenunglück in einem Kohlebergwerk ums Leben gekommen. Obwohl Callie ihn nie bewusst kennenlernen konnte, weil sie bei seinem Tod noch viel zu klein gewesen war, trug sie auf Noelles Wunsch hin als einzige den Nachnamen Cunningham, damit ihr toter Ehemann nicht ganz in Vergessenheit geriet. Beth wusste, dass Callie als Kind darunter gelitten hatte, dass sie anders hieß als der Rest der Familie. Es war nur ein Name, er bedeutete eigentlich nichts, doch Callie hatte es trotzdem gestört, und sie hatte mehrfach den Wunsch geäußert, den Namen Summers annehmen zu dürfen. Doch Noelle ließ in dem Punkt nicht mit sich reden. Für sie war der Tod ihres ersten Ehemannes ein schwerer Schlag gewesen, von dem sie sich lange nicht erholt hatte. Es ging erst aufwärts, als es ihr gelang, einen Job an der Fleischtheke eines Supermarktes zu ergattern. Dort lernte sie Ron Summers kennen. Er arbeitete damals in der Auslieferung einer Großmetzgerei und versorgte den Supermarkt täglich mit frischen Waren. Auch ihn hatte das Schicksal hart getroffen. Beths Mutter war nur wenige Wochen nach der Niederkunft an den Folgen einer zu spät behandelten Infektion verstorben, und das Wissen, dass sie beide einen geliebten Menschen verloren hatten, sorgte dafür, dass sich Ron und Noelle rasch näherkamen. Auch wenn sie eigentlich eher aus praktischen Erwägungen heraus geheiratet hatten, was sie auch unumwunden zugaben, wurde die Ehe überaus glücklich. Ihre Beziehung basierte auf Respekt und Freundschaft, das sei mehr als genug, um sein Leben miteinander zu verbringen, sagte Noelle immer.
Beth zog die Schuhe aus und schlüpfte in die vorbereiteten Pantoffeln, als sie ihre Stiefschwester reden hörte.
Du hast mir gerade noch gefehlt , dachte sie unglücklich und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie so gemeine Gedanken hatte.
„Beth, bist du das?“, rief Noelle aus dem Wohnzimmer.
Sie atmete einmal tief durch und verwarf den verlockenden Gedanken, sich stillschweigend aus der Wohnung zu schleichen.
„Ja, Mom …“
Mit einem aufgesetzten Lächeln stieß sie die Tür zum Wohnzimmer auf und trat ein. Das alte Holzparkett unter dem Teppich knarrte leise, sobald sie auftrat und auf den Esstisch zulief. Noelle war gerade dabei, in die Küche zu verschwinden, nickte ihr vorher aber noch grüßend zu. Ihr Vater und Callie saßen einträchtig nebeneinander auf dem Sofa und lächelten ihr entgegen, sagten aber keinen Pieps.
„Ihr könnt ruhig Hallo sagen, ich beiße nicht“, scherzte Beth bemüht fröhlich und wich Callies bohrendem Blick bewusst aus. Bestimmt spürte sie, dass etwas nicht in Ordnung war, doch die Zeiten, in denen sie normal miteinander sprechen konnten, waren schon lange vor Quinn vorbei gewesen. Beth konnte sich nicht erklären warum, aber diese Entfremdung hatte
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