Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)
schon vor ungefähr fünf Jahren begonnen. Einige Monate bevor Callie als Model nach New York gegangen war, um genau zu sein. Diese unsichtbare Schranke bestand bis heute, auch wenn sich ihre Schwester derzeit redlich bemühte, eben diese Barriere niederzureißen und sich ihr wieder anzunähern. Auch Beth sehnte sich danach, wieder normal mit ihrer Schwester reden und lachen zu können, doch es war ihr unmöglich, weil sie jedes Mal daran denken musste, dass Callie nachts in Quinns Armen lag, während sie nur als dumme Dritte im Hintergrund agierte. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie nicht selbstlos genug war, um die Beziehung ihrer Stiefschwester zu akzeptieren.
Ron spürte nichts von der Entfremdung seiner Töchter und grinste Beth nach ihrer flapsigen Bemerkung schelmisch an, ehe er aufstand und ihr entgegenkam. Nicht federnd oder leichtfüßig, sondern eher wie eine Dampfwalze. Ihr Dad war mittelgroß, aber sehr breit gebaut, in jedem Zentimeter seines Körpers steckte eine unglaubliche Kraft, und seine Arme fühlten sich an, als könnten sie Beth mühelos zerquetschen, wenn er sie, so wie jetzt, um ihren Körper legte. „Schön, dass du da bist“, flüsterte er ihr gewohnt herzlich zu und ließ sie dann wieder frei.
Beth folgte seiner auffordernden Handbewegung und setzte sich mit ihm an den Esstisch. Callie folgte ihnen. Während ihre Schwester sich damit beschäftigte, die umgefallene Stoffserviette zu richten, begann Beth eine Unterhaltung mit ihrem Vater. Dabei musterte sie ihn unauffällig und war überrascht, wie gut es die Jahre mit ihm gemeint hatten. Ron war kein schöner Mann im herkömmlichen Sinne, das war er nie gewesen, aber sein Gesicht hatte Charakter. Irgendwie besaß er Ähnlichkeit mit einer Bulldogge, wenn er sein bestes weißes Hemd trug und sein Hals kaum eine Handbreit über dem Kragen herausragte. Durch seinen ausgeprägten Stiernacken und die ultrakurz geschorenen Haare wirkte er auf manche wie ein Hooligan. Jedes Mal, wenn er ein Fußballspiel seines Lieblingsvereins Fulham FC besuchte, wurde er von den zuständigen Ordnern von Kopf bis Fuß gefilzt. Dass Ron sein Haar aus praktischen Gründen kurz trug, damit es leichter unter das Haarnetz der Metzgerei passte, konnte ja keiner wissen. Ihr Blick wanderte ein Stück aufwärts und blieb an seinem roten Haarschopf hängen, der sich extrem von den geblümten lindgrünen Tapeten im Hintergrund abhob. Ihr eigenes Haar besaß den gleichen Ton, nur dass seines im Verlauf der Jahre bleicher geworden war, während ihre Locken noch die volle Farbkraft der Jugend vorweisen konnten.
„Beth, schön, dass du so pünktlich bist“, hörte sie Noelle gerade rufen. Sie kam mit der dampfenden Suppenschüssel in den Händen aus der Küche und nickte anerkennend, weil sie Pünktlichkeit für eine der wichtigsten Tugenden überhaupt hielt. Beth schenkte ihr ein Lächeln und musterte die aparte Gestalt ihrer Stiefmutter. Noelle sah großartig aus. Gepflegt und adrett, mit ihrem dunkelgrauen Faltenrock und der weißen Hemdbluse. Die Natur hatte sie mit einer zeitlosen Schönheit ausgestattet, der auch der völlig natürliche Alterungsprozess nichts anhaben konnte. Das kurzgeschnittene, dunkelblonde Haar war schon von etlichen grauen Strähnen durchzogen, doch sie weigerte sich standhaft, es färben zu lassen.
„Da wir nun alle da sind, können wir ja endlich essen“, meinte Noelle zufrieden und stellte die Schüssel in der Mitte des Tisches ab. Keine fünf Minuten später saßen sie beieinander und löffelten die leckere Brühe. Alles, was man hören konnte, war das Klappern der Löffel am Tellerboden und das leise Schlürfen ihres Vaters. Schnell leerten sie die Schüssel, und Noelle verschwand erneut in der Küche, um den Hauptgang anzurichten. Es gab Roastbeef mit Yorkshire Pudding, geröstete Kartoffeln und dazu noch Gemüse. Beth, die wohlweislich auf ein Frühstück verzichtet hatte, lief das Wasser im Mund zusammen. Ihr Gewicht war ihr in Erwartung dieses köstlichen Essens herzlich egal, obwohl sie doch vor lauter Kummer um Quinn so schön abgenommen hatte. Ihr Magen zog sich vorfreudig zusammen.
„Sag mal, Beth …“, begann Callie gedehnt und stützte mit unschuldigem Gesichtsausdruck die Hand am Kinn ab. „Redet Quinn eigentlich über mich, wenn ich nicht da bin?“
Die ganze gute Stimmung, die sich in ihr aufgebaut hatte, war mit diesem einen Satz dahin. Natürlich war ihre Stiefschwester neugierig, sie selbst wäre es ja auch
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