Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Titel: Family Affairs - Verbotenes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
Vom Netzwerk:
allein zu verbringen. Der Grund für ihren Entschluss, sich nach ewigen Zeiten wieder einen One-Night-Stand zu gönnen, war ein akuter Anfall von Torschlusspanik. Dass ihre eigentlich beziehungsunfähige Mutter einen Mann gefunden hatte, der sogar bereit war, mit ihr in den Hafen der Ehe zu schippern, löste völlig neue Dimensionen von Panik in ihr aus. Sie musste dringend etwas gegen die beginnenden Spinnweben in den unteren Regionen ihres Körpers unternehmen, wenn sie nicht als alte Jungfer enden wollte. Die passende Katze hatte sie ja schon …
    „Ist dir kalt?“, fragte Beth nach, als Chloe unwillkürlich erschauerte. Ihre rundliche Freundin schob sich genüsslich die allerletzte Praline aus der goldschimmernden Packung zwischen die Lippen. Beth hatte den Inhalt fast im Alleingang verputzt, obwohl sie sich ständig vornahm, ein paar Kilo abzunehmen. Chloe hätte ihr liebend gern ein paar Pfunde abgenommen, weil sie sich zu dünn fand. Männer mochten keine klapprigen Hungerhaken im Bett, das war doch allgemein bekannt.
    Amber meldete sich derweil auch zu Wort.
    „Ich wette, sie denkt an ihre Mutter und würde sie am liebsten zum Teufel schicken, weil sie noch vor ihr einen Mann abbekommen hat.“
    Chloe, die ihre Freundinnen über die Heiratspläne ihrer Mutter informiert hatte, verdrehte ironisch die Augen.
    „Danke, Amber, das war jetzt wirklich hilfreich. Ich wäre dir dankbar, wenn du ein bisschen netter über meine Mutter sprechen würdest, schließlich war sie es, die dir den Job als Wetterfee im Fernsehen besorgt hat.“
    Amber, die jede zweite Woche das Vergnügen hatte, einen Teil der englischen Bevölkerung über die ständig wechselnden Hochs und Tiefs über der Insel in Kenntnis zu setzen, zwinkerte ihr nur grinsend zu und warf die bernsteinfarbene Mähne schwungvoll nach hinten.
    „Jetzt stell dich nicht so an! Du weißt, dass ich ihr schon kilometerweit in den Hintern gekrochen bin, um mich zu bedanken. Schau du lieber, dass du endlich fertig wirst. Die Ausstellung beginnt in zwei Stunden, und ich will auf keinen Fall die Ankunft des Künstlers verpassen, nur weil wir in der abendlichen Rushhour feststecken.“
    Ein schwärmerischer Ausdruck trat auf Ambers Gesicht. Zwar hatte sie den chinesischen Bildhauer noch nie zu Gesicht bekommen, doch sie war der unverrückbaren Meinung, dass jeder Mann, der seine Brötchen mit den Händen verdiente, ein wahrer Magier im Bett sein musste. Chloe beschloss, den Rat ihrer Freundin zu befolgen und sich zu beeilen, denn sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sollten sie mitten in den Feierabendverkehr geraten, würden sie unter Garantie zu spät kommen und nur noch die männlichen Restposten zur Auswahl haben.
     
    Die Ausstellung fand in Seymour Manor statt, einem historischen Herrenhaus außerhalb von London. Schon seit ihrer Kindheit hatte sie ein Faible für altertümliche Gemäuer, und dieses Schmuckstück gotischer Baukunst war zweifelsohne ein wahrer Augenschmaus für jeden, der ein bisschen Sinn für Ästhetik besaß. Es hatte die für den Tudorstil so typische Fassade aus rechteckigen Flankierungstürmchen und Erkern, Lanzettfenster mit steinernem Kreuzstock und Tudorbögen. Auch der Anblick des zinnenbekrönten Mauerabschlusses, hin und wieder unterbrochen von optisch ansprechenden Dreiecksgiebeln, verlieh dem Gebäude einen herben Charme, der gerade bei diesem Baustil so bezeichnend wirkte. Der gesamte Gebäudekomplex war wunderbar erhalten und ließ mit seinem prunkvollen Interieur den Geist der Vergangenheit wieder aufleben.
    Chloe fühlte sich eigenartig gefangen von der geschichtsträchtigen Atmosphäre, die in jedem Raum zu spüren war, und nippte an ihrem Champagnerglas, während sie durch den gut gefüllten Ausstellungsraum flanierte. Mit dem gebotenen Respekt besah sie sich die Skulpturen aus Eisen und Metall, die der viel gerühmte chinesische Künstler Song Li erschaffen hatte. Er war auf dem besten Wege, sich als der neue Ai Wei Wei der Kunstszene zu profilieren und wurde gefeiert wie ein Popstar, was diesem zurückhaltenden Mann ziemlich unangenehm zu sein schien, wenn man seinen Gesichtsausdruck richtig deutete. Doch auch die Welt der Dichter und Denker, der Bilderhauer und Maler, wurde mittlerweile vom schnöden Mammon regiert. Persönliche Ressentiments gegen was auch immer mussten tunlichst unterdrückt werden, wenn man auf der Welle des Erfolgs weiterschwimmen wollte. Und Song Li schwamm tapfer – wenn auch nach außen hin

Weitere Kostenlose Bücher