Family Job
exportiert die Zigaretten für Geschäftspartner nach Andorra oder Montenegro zu, sagen wir, hunderttausend Pfund für einen Container mit zehn Millionen Zigaretten. Da sie exportiert werden, müssen sie nicht verzollt werden. Absolut legal, damit die Tabakfirmen keinen Verlust machen.
Dann schmuggelt man sie wieder ins Land und verkauft sie für eine Million. Jeder erhält seinen Anteil von dem Geld, das sonst der Staat bekommen hätte, und für den Kunden ist es immer noch preisgünstiger.
Tommy war gut in dem Job, verdiente eine Menge Kohle und wurde nicht geschnappt. Phil half ihm. Er hielt Kontakt zu den Kunden. Klare Ansage, keine Sperenzchen. Besonders gut war er beim Schuldeneintreiben.
Wie dem auch sei, Tommy hatte den größten Teil seines Geldes ins Immobiliengeschäft gesteckt, und ein gewisser Erfolg dabei hatte ihn in die Lage versetzt, aus der Tabakbranche auszusteigen. Es hatte keinen Sinn, kriminell zu bleiben, wenn man legal mehr Kohle machen konnte. Außerdem griffen die vom Zoll immer härter durch, erschwerten einem die Arbeit, vergrößerten das Risiko und machten den Profit unsicherer.
Phil hätte ebenfalls Kohle machen können. Tommy bezahlte ihn schließlich gut genug dafür. Aber er hatte alles verplempert. Machte zurzeit überhaupt nicht viel – gelegentlich ’nen Job als Schläger, doch auch da war er nicht mehr hinreichend in Form, um gut zu sein –, aber er trieb sich mit Leuten rum, die vielleicht wussten, wo es eine leere Wohnung in einem zwielichtigen Viertel gab, wo man so eine arme Sau als Geisel festhalten und mit ’nerKäsereibe und ’ner Flasche Bleichmittel Informationen aus ihr rausbekommen konnte.
Daran wollte Tommy gar nicht denken. »Du hast dem Kleinen doch noch nichts getan, oder?«, sagte er ins Handy.
»Komm einfach her«, erwiderte Phil und nannte ihm die Adresse.
Am Busbahnhof war offenbar nicht alles nach Plan gelaufen. Smith hatte sich nicht blicken lassen. Stattdessen war irgend so ’n mickriger, pickeliger Jungspund aufgekreuzt. Damit hatten Tommy und Phil nicht gerechnet. Für einen Irren war Smith anscheinend ziemlich vorsichtig. Aber ob Smith nun auftauchte oder nicht, der Plan konnte nun nicht mehr geändert werden. Verfolgen, egal wen, egal wohin. Der Junge war ihre einzige Verbindung zu Smith. Ganz abgesehen davon, dass er jetzt das Geld hatte. Und wenn er damit verschwand, dann sah Tommy es nie wieder.
Also war Phil dem Kleinen gefolgt. Dann hatte er eine Gelegenheit gesehen und sie beim Schopf gepackt.
Wenn man Phil glauben durfte, hatte er keine andere Wahl gehabt. Der Junge war im Begriff in ein Auto zu steigen, wegzufahren und Phil stehen zu lassen, ohne Tommy, ohne Kurier, ohne Geld. Er musste etwas unternehmen. Und das endete damit, dass der Kleine gezwungen wurde, die Autoschlüssel rauszurücken, und dann gefesselt im Kofferraum gelandet war.
Keine Zeugen. Das Auto war in einer ruhigen Seitenstraße geparkt. Und Phil sagte, er hätte ihm nur einmal eine verpassen müssen, damit er parierte.
Tommy hoffte, dass er ihn nicht fest geschlagen hatte. Je länger Phil den Kleinen in seiner Gewalt hatte, desto wahrscheinlicher lief etwas schief. Dennoch spürte Tommy ein Summen in den Schläfen. Zum ersten Mal war er Smith über. Er trat das Gas durch.
Der Privatparkplatz lag hinter dem Hochhaus. Tommy fuhr in eine Lücke und stellte den Motor ab. Sein Auto stand als einziges deutsches neben einem Haufen Nissans und Ford Fiestas. Er machte sich weniger Sorgen darum, dass er keine Parkerlaubnis hatte, als darum, dass das Auto weg sein würde, wenn er zurückkam. Oder wenn nicht das ganze Auto, dann zumindest die Räder.
Kein Lebenszeichen. Nicht mal ein paar Rowdys hingen rum, die auf sein Auto hätten aufpassen können. Dabei war es noch gar nicht so spät. Lief heute Abend wohl ’n großes Fußballspiel oder so. Allerdings brannte nur etwa ein Drittel der Lichter in dem Hochhaus. Vielleicht schauten sie sich das Spiel ja alle im Pub an. Verpasste Gelegenheit, so oder so. Die Jungs heutzutage hatten keinen Unternehmungsgeist mehr. Zu sehr darauf aus, sich Ordnungsverweise einzufangen.
Tommy marschierte zum Eingang. Keine Alarmanlage. Er öffnete die Tür und ging rein. Zwei Typen, die auf der Treppe saßen, drehten ihm den Rücken zu, um etwas zu verbergen. Nicht schwer zu erraten, was. Dem einen steckte eine Nadel in der Armbeuge.
Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man denken können, in Edinburgh gäbe es ein kleines
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