Family Job
geschwiegen, Gott sei Dank.Tommy hatte ihm endlich begreiflich gemacht, dass er ihm nichts aus seiner breiten Drogenpalette abkaufen würde, egal, welcher Superstoff ihm da entging oder welche Schleuderpreise ihm angeboten wurden.
Shweerski hielt an und ließ den Motor laufen. »Das macht acht Pfund …«
»Ich steig nicht aus.«
»Nich?«
»Nee.«
Vielleicht hatte Tommy zu früh geredet, und der Wichser würde wieder versuchen, ihm was anzudrehen. Aber nein. »Wir sollen also nur hier rumsitzen und die Uhr laufen lassen?«
»Ja.«
»Ihre Dollars.«
Fast hätte Tommy ihn korrigiert. »Genau«, sagte er stattdessen.
Pause. »Und wie lang soll’n wir hier rumsitzen?«
»Weiß ich nicht.«
Weitere Pause. »Was dagegen, wenn ich ’ne CD einleg?«
»Bitte schön.«
Regentropfen liefen in Streifen über die Windschutzscheibe und spülten die klebrigen Eingeweide toter Insekten fort. Tommy schaute in den grauen Himmel und sah eine U-Boot-förmige Regenwolke vorbeischweben.
Smith hatte ihm eine Wohnadresse im Westen der Stadt, unweit von Murrayfield genannt, und Tommy blieb jetzt nichts weiter übrig, als darauf zu warten, dass sein Handy klingelte.
Zum ersten Mal an diesem Abend entspannte er sich. Dann fing Shweerski an, mit Michael Bolton mitzusingen.
Sieben lange Minuten später kam der Anruf.
»Bezahlen Sie den Fahrer, und steigen Sie aus«, sagte Smith. »Ich rufe etwas später noch mal an.« Und legte auf.
Tommy tat wie geheißen.
Mit einem brummelnden Shweerski am Steuer, der garantiert sauer war, weil er kein Trinkgeld bekommen hatte, fuhr das Taxi weg.
Tommy musterte sein Mobiltelefon. Wann war ›etwas später‹? Die Faust immer noch um den Schließfachschlüssel geballt, wischte er ein paar Regentropfen vom Display. Seine Handfläche war heiß und klebrig, der Handrücken dagegen kalt.
Er dachte daran, Phil anzurufen, um zu hören, wie es am Busbahnhof lief, aber bei seinem Glück würde gerade dann Smith anrufen. Außerdem hatte Phil sowieso noch nichts zu berichten, da Smith den Schlüssel nicht hatte.
Tommy stellte den Kragen auf. Die Wolken machten keinen sehr bedrohlichen Eindruck. Hoffentlich nur ein leichter Schauer. Den würde er überleben.
Als Smith schließlich anrief, hatte der Regen aufgehört, und durch die Lücken an einem wesentlich freundlicheren Himmel zwängte sich fahles Sonnenlicht. Smith kamdirekt zur Sache: »Folgen Sie der Straße den Hügel rauf. Oben biegen Sie nach links ab. Auf halbem Weg kommen Sie an ein Hotel. Gehen Sie in die Bar. Die Bar im Foyer. Bestellen Sie sich ein Bier, dann gehen Sie aufs Klo. Es ist ’ne Einzelkabine. Nehmen Sie den Deckel vom Spülkasten ab, und werfen Sie den Schlüssel rein. Dann gehen Sie zurück in die Bar. Bleiben Sie dort, bis ich Ihnen sage, Sie sollen gehen.Wenn Sie früher gehen oder wieder zum Busbahnhof fahren, dann krieg ich’s mit. Seien Sie schlau, und machen Sie, was ich sage.«
Tommy war der dritte Kunde im Pub.
Bei den beiden anderen handelte es sich um zwei mürrisch wirkende Typen, die an je einem Ende des Tresens saßen. Der eine trug eine Brille oder vielmehr, er trug sie nicht, weil er sie abgenommen hatte und am Bügel herumspielte und versuchte, mit dem Daumennagel die Schraube festzudrehen. Der andere Typ hatte einen Anzug an, atmete durch die Nase und gab dabei ein pfeifendes Geräusch von sich.
Tommy setzte sich auf den Platz zwischen ihnen, und alle drei starrten sie in ihre Gläser, ohne die anderen zu beachten.
Nach ein paar Schlucken rutschte Tommy von seinem Hocker und ging auf die Herrentoilette. Sie war genau so, wie Smith sie beschrieben hatte. Tommy nahm den Deckel des Spülkastens ab. Er war schwer und sehr kalt. Er ließ den Schlüssel ins Wasser fallen.
Er machte den Deckel wieder fest und setzte sich ein bisschen. Gerade hatte er fünfzig Riesen in ein Schließfach gelegt und war nun im Begriff, den Schlüssel wegzugeben. An irgendeinen Spinner namens Smith.
Dann fiel ihm wieder Eric McCracken ein.
Und er fragte sich, ob er das Richtige machte, wenn er versuchte, Smith auszutricksen. Vielleicht sollte er Philanrufen und ihm sagen,er solle abhauen.Aber scheiß drauf, was konnte es schon schaden, wenn Phil das Schließfach im Auge behielt? Und Phil konnte auf sich selbst aufpassen.
Es sei denn, er soff wieder bis zum Umfallen.
Tommy holte sein Mobiltelefon heraus. Nach ein paarmal Klingeln ging Phil dran. »Irgendwas passiert?«, sagte Tommy.
Phil rülpste. »Ich sitz hier rum und
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