Family Job
frier mir die Eier ab. Kaum zu glauben, dass schon fast April ist.«
»Vielleicht solltest du nicht so viel trinken.«
»Es ist kalt, Tommy. Ob ich mir jetzt ’n paar hinter die Binde gieße oder nicht.«
»Dann geh von der Tür weg.«
»Geht nicht. Egal, wo man hingeht, da sind Türen.«
»Aber nur auf der einen Seite.«
»Stimmt. Dort wo die Sitze sind.«
»Dann steh auf.«
»Ich dachte, ich soll nicht auffallen.«
»Würdest du doch gar nicht.«
»Nee. Ich muss mich hinsetzen. Auch wenn’s kälter ist als die Titten von Oma.«
»Oma ist tot.«
»Eben.«
»Ich ruf später noch mal an.«
Tommy ging zur Bar zurück, um auf den nächsten Anruf von Smith zu warten. Die beiden Gäste von vorhin waren immer noch da. Der Barkeeper vertrieb sich die Zeit, indem er Gläser spülte, mit dem Tuch über den Tresen wischte, das Telefon abstaubte. Tommy trank das billige Lager in großen Schlucken, schmeckte den bitteren Hopfen hinten auf der Zunge und dachte daran, wie gern er jetzt da wäre, wo Phil gerade war.
Nach etwa zehn Minuten klingelte das Handy.
»Erledigt?«, fragte Smith.
»Erledigt.«
»Rufen Sie ein Taxi, und hauen Sie ab.«
»Ich geh lieber zu Fuß«, sagte Tommy.
»Sie nehmen sich ein Scheißtaxi.«
»Was schadet’s schon, wenn ich laufe?« Tommy spürte die Blicke seiner Mittrinker und senkte die Stimme. »Der Regen hat aufgehört. Ich könnte ’n bisschen frische Luft gebrauchen.«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage. Nehmen Sie ein Taxi. Und machen Sie, dass Sie dort wegkommen. Gehen Sie heim. Legen Sie die Füße hoch. Sehen Sie ’n bisschen fern mit Ihrer Mum und Jordan.«
Tommy knirschte mit den Zähnen.
»Sie haben zwei tolle Söhne«, sagte Smith. »Bringen Sie sie nicht in Gefahr. Okay?«
Tommy knurrte.
»Ich hab Sie was gefragt.«
»Okay. Okay, verdammte Kacke.«
»Und denken Sie nicht mal dran, noch mal zum Busbahnhof zu gehen.«
»Wieso sollte ich?«
»Genau. Benehmen Sie sich, und alles wird bestens.«
Das Taxi kam nach ein paar Minuten. Älterer Fahrer als beim letzten Mal, Glatzkopf, leicht angeschwult, kein Ami, schien kein Expornostar zu sein oder irgendwas unter dem Sitz zu bunkern, und er hörte keinen Michael Bolton.
Tommy sagte ihm, wo er hinwollte. Dann rief er Phil wieder an. »Smith ist auf dem Weg, um den Schlüssel abzuholen.«
»Cool«, rülpste Phil. »Freu mich schon.«
Vierzig Minuten später saß Tommy wieder in seinem eigenen Auto und versuchte, beim Schalten zu telefonieren. Ein Headset wäre praktisch gewesen, aber er konnte sichnicht dazu überwinden, eines zu benutzen. Als er neun gewesen war, hatte ein Flüssigkeitsstau dazu geführt, dass er auf dem linken Ohr taub wurde. Er hatte operiert werden müssen, wobei ein Plastikschlauch durch sein Trommelfell eingeführt wurde. Das Problem war zwar behoben, aber seitdem hasste er die Vorstellung, sich irgendwas in die Ohren zu stecken.
»Wie zum Teufel hast du so schnell ’ne leere Wohnung gefunden?«, sagte er zu seinem Bruder.
»Das brauchst du nicht zu wissen.«
»Gehört die etwa mir?« Tommy besaß ein paar passende Immobilien, aber eine davon für so was wie das hier zu benutzen, war das Letzte, was er wollte.
»Sei nicht blöd.«
»Okay. Gut.«
Phil hatte recht. Tommy brauchte es nicht zu wissen, und er war blöd, und er ärgerte sich über sich selbst, weil er gefragt hatte. Phil lebte jetzt sein eigenes Leben, wie er auch, und dass Tommy ihn da mit reingezogen hatte, war auch so schon schlimm genug, ohne dass er sich wie ein Arschloch aufführte.
Phil hatte seine Sache gut gemacht. Er konnte zwar ganz oft ein Idiot sein, aber in einer Krise war er für einen da.
Tommy wusste nicht genau, wieso er eigentlich so erstaunt war. Vielleicht hatte er vergessen, wie sehr er sich früher immer auf seinen großen Bruder verlassen hatte.
Bis vor fünf Jahren hatte Tommy einen großen Teil des britischen Verteilungsnetzes für einen Ring aus gaunerischen Angestellten von Tabakfirmen gemanagt. Nur dass sie, soweit Tommy es sehen konnte, so große Gauner gar nicht waren.
Er kam nie in direkte Berührung mit ihnen, da er nur am Verteilungsende arbeitete, doch er wusste genug, um zu argwöhnen, dass die Tabakfirmen genau im Bilde darüberwaren, was vorging. Sie wollten die Preise niedrig, die Steuern minimal und die Raucher bei der Stange halten. Der Schmuggel half dabei.
Rund ein Drittel aller in Großbritannien gerauchten Zigaretten wurden durch Containerbetrug abgedeckt.
Das geht so: Man
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