Family Job
glänzten in dem Licht. Über seine Wangen liefen Tränen. Mit erstickter Stimme, als sei er erkältet, sagte er: »Was kann ich machen, dass Sie mir glauben?«
»Was meinst du?«, fragte Tommy Phil.
»Hol den Bohrer raus«, sagte Phil. »Bohr ihm den Ellbogen an. Mal sehen, ob er bei seiner Story bleibt.«
Tommys Magen hob sich ein paar Zentimeter bei der Vorstellung. Er zwang ihn wieder zurück und sagte: »Hört sich vernünftig an.«
»Nein«, sagte Grant. »Bitte nicht. Bitte. Bitte. Aaah .« Er erstarrte. Er grinste. Nein, er verzerrte das Gesicht. Als hätte er Schmerzen. »Aaaah« , sagte er erneut, und sein Kopf fiel nach vorn, und er bewegte sich nicht mehr.
Tommy schwenkte das Licht über ihn, auf und ab und dann noch mal auf und ab, ließ es dann auf seinem Kopf ruhen.
»Scheiße, was war ’n das?«, fragte Phil schließlich.
»Ganz mies gespielt. Schätze, das sollte ’n Herzanfall sein. Stimmt’s, Grant?«
Von Grant keine Antwort. Er behielt den Kopf unten.
»Grant? Aufwachen.«
Grant rührte sich immer noch nicht.
»Hör auf mit dem Scheiß«, sagte Tommy.
»He«, sagte Phil, packte ihn bei den Haaren und hob seinen Kopf.
Grants Augen waren geschlossen. Er schien nicht zu atmen.
Phil haute ihm eine runter.
Keine Reaktion.
Phil wollte gerade ein zweites Mal zuschlagen, als Grant sich nach vorn warf. Er versuchte, Phil umzuschmeißen, aber Phil wich aus, und Grant stürzte, immer noch an den Stuhl gefesselt, ins Dunkle.
Es gab einen Schlag, als hätte jemand ein Fenster eingeworfen, und dann ein Klirren, und Grant sagte »Uff« und dann »Ahhhh«.
Tommy riss die Taschenlampe in Richtung des Geräuschs.
Heilige Scheiße.
Grant war gerade Kopf voran in die Tür mit der Glasscheibe gerannt und hatte den größten Teil der Scheibe herausgebrochen. Entweder hatte er sich im Türrahmen verkeilt, oder etwas hielt ihn in einem halben Meter Höhe über dem Fußboden.
Er gab überhaupt keinen Laut mehr von sich. Das einzige Geräusch war ein Tröpfeln auf die Dielen.
VORSPIEL ZU
EINER FIESEN NACHT:
DIE PARKS
»Wo zum Teufel steckt Grant?«, fragte Andy Park und schaute Richtung Tür von Effies und Martins winziger Sozialwohnung, durch die jede Sekunde sein jüngerer Sohn hereinspazieren musste. Der kleine Mistkerl kam schon wieder zu spät.
»Er hat angerufen, als du auf dem Klo warst, Dad«, sagte Effie.
»Wie lange braucht er noch?«
»Gar nicht«, sagte sie und schaute Martin an.
»Wie gar nicht?«, sagte Park.
»Effie meint, er verspätet sich nicht«, sagte Martin.
»Und ob, verdammt noch mal.« Park schaute auf die Uhr. »Wie spät ist es bei dir?«
»Dad«, sagte Effie. »Grant kommt nicht.«
Park konnte nicht fassen, was er da hörte. Seit er aus dem Gefängnis gekommen war, besuchte er seine Frau drei oder vier Mal die Woche. Abends begleitete Effie ihn gewöhnlich. Und er sorgte dafür, dass Grant sonntags mitzockelte. Völlig okay, der kleine Mistkerl musste als Jugendlicher sein eigenes Leben führen, langweilte sich, wenn er da bei Liz rumsaß, aber sie war seine Mutter, und das Mindeste, was er tun konnte, war, sich einmal pro Woche blicken zu lassen.
»Er meint, es regt ihn zu sehr auf«, sagte Effie. »Meredith House ist ein Dreckloch. Und überhaupt, Mum erkennt ja eh keinen. Grant meint, sie merkt’s gar nicht, wenn er nicht da ist. Er meint, sie ist … weg, Dad.«
»Sie ist nicht weg , Effie.«
Park war noch in Haft gewesen, als Liz versucht hatte, sich umzubringen. Hatte sie nur einmal danach gesehen, solange er eingesperrt war. Alle waren sich einig gewesen, dass Gefängnisbesuche keinem was nützten. Aber im letzten halben Jahr hatte er sie dann regelmäßig besucht. Es war hart, zu erfahren, dass die Ärzte sie aufgegeben hatten. Chronisch krank, meinten sie. Doch was wussten die schon?
»Dad, Grant hat recht. Ihr Körper ist zwar noch da, aber ihr Verstand ist irgendwo anders. Sie erkennt keinen von uns.«
»Doch«, sagte er. »Sie hat nur keine Möglichkeit, es zu zeigen.« Sie war in sich selbst eingesperrt. Park wusste alles übers Eingesperrtsein. Liz erlebte einen Vierundzwanzig-Stunden-Einschluss, kam nicht mal zum Essen raus oder für ’nen raschen Gang um den Gefängnishof.
»Und Grant meint, er kann den neuen Verwaltungstyp da nicht ausstehen.«
McCracken. Der Wichser, der den Flügel übernommen hatte, in dem Liz untergebracht war. Der Typ, der nicht zögerte, Kürzungen vorzunehmen, wenn es um Profite ging, mit denen er bei seinen
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